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Werbeaktion von EdekaDas ist ja super, Markt

Edeka räumt in einer Hamburger Filiale Importprodukte aus den Regalen, als Zeichen für Vielfalt. Online gibt es Beifall. Dahinter steckt ein Werbedreh.

Achtung, Kameras: Edeka-Filiale in der Hamburger Hafencity Foto: dpa

Die Werbeaktionen des Einzelhandelsunternehmens Edeka erreichen oft ihr Ziel: Sie werden diskutiert, geklickt, verbreitet (und gelengentlich kritisiert). Das Video mit dem Titel „Supergeil“, 2014 veröffentlicht, hat bis dato mehr als 18 Millionen Klicks auf der Videoplattform Youtube, der Werbeclip „Kassensymphonie“ aus dem gleichen Jahr kommt sogar auf gegenwärtig knapp 41 Millionen. Vor einigen Tagen war es nun die Edeka-Filiale in der Hamburger Hafencity, die von sich reden machte.

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In vielen Gängen gab es leere Regale, in denen statt Waren kleine Aufsteller (siehe Tweet) mit einer Aufschrift wie „So leer ist ein Regal ohne Ausländer“ oder „Dieses Regal ist ohne Vielfalt ziemlich langweilig“ standen. Eindeutige Botschaft: gegen Rassismus, gegen Xenophobie, für Pluralismus, nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Menschen, so die suggerierte Message. Tausende verbreiteten online anschließend Bilder aus dem Markt, die von einigen Kunden auf Twitter geteilt worden waren.

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Das warf Fragen auf. Waren die Aufsteller kurzfristig von MitarbeiterInnen platziert worden, um eine Botschaft zu vermitteln? Oder waren sie teil einer Werbeaktion des Einzelhändlers, für die lediglich die Hamburger Filiale als Schauplatz ausgewählt wurde?

Laut eines Medienberichts hat die Edeka-Zentrale mittlerweile bestätigt, dass es sich bei der Aktion um eine zwischen ihr und der Hafencity-Filiale abgesprochene handelte. Die Pressestelle kommentierte, dass die Aktion die Vorzüge der Produktvielfalt betonen solle. Und: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aktuell noch nicht mehr zu dieser Aktion sagen möchten“.

TrittbrettfahrerInnen helfen gern

In der Tat handelte es sich bei der Hamburger Filiale an jenem Tag wohl um den Schauplatz eines Werbedrehs. Das geht aus einem Konzept des Regisseurs Kai Sehr hervor, das dem Onlineportal Meedia vorliegt. Das mit dem Werbespot verbundene Konzept lautet „Wir lieben Vielfalt“ und stammt (wie beim Clip „Kassensymphonie“) von der Werbeagentur Jung von Matt. Edeka habe mittlerweile gegenüber Meedia bestätigt, dass das Unternehmen „während der Aktion auch Aufnahmen mit der Kamera gemacht“ hätte und „ein Video dazu vorbereitet“.

Durch die Weiterverbreitung von TrittbrettfahrerInnen in Sozialen Netzwerken hat Edeka somit eine Welle der Aufmerksamkeit erzeugt, bevor der eigentliche Werbeclip veröffentlicht wird. Indem das Unternehmen Einkaufende (und später Twitternde) an der Aktion teilhaben lässt, holt Edeka ohne zusätzliche Kosten mehr aus der Sache heraus, als mit nur einem Clip. Gratis-Marketing anno 2017 kann so einfach sein!

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6 Kommentare

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  • Als kleiner Schelm frage ich mich:

     

    Gibt es keinen Edeka im Schanzenviertel?

     

    Das hätte dem ganzen noch eine weitere Deutungsebene gegeben. ^^

    • @Markus Mitte:

      Lol...

  • Warum auch nicht? Ob man will oder nicht – Werbung ist ein Teil des öffentlichen Diskurses. Und da Werber ausgebuffte Profis sind, können Sie Themen häufig besser, breiter und unterhaltsamer platzieren, als so manch ein Aktivist.

  • Lustig, dass ausgerechnet Julia Klöckner die Aktion lobt - nachdem sie selbst mit einem stramm rechten Wahlkampf die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz verloren hat und noch immer versucht, sich zum Gesicht des rechten Flügels der CDU herauszuarbeiten.

  • Es ist also Werbung. Nur: Ist deshalb die Botschaft plötzlich falsch?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Gerd Müller:

      Werbung sollte eigentlich immer Botschaften enthalten, dann aber noch viel öfter solche mit Denkanstößen.

      Im vorliegenden Beispiel hat es gut funktioniert.