Weltweite Erderwärmung: Global so heiß wie noch nie zuvor
Die vergangenen acht Jahre waren weltweit die heißesten Jahre überhaupt. UN-Generalsekretär Guterres spricht von der „Chronik eines Klima-Chaos“.
![Hannover: Der Schriftzug «Klima retten!» ist auf dem Plakat einer Demonstrantin bei der Kundgebung «Solidarischer Herbst» zu lesen. Ein Sozialbündnis hat angesichts von Preissteigerungen, Energie- und Klimakrise zu bundesweiten Demonstrationen aufgerufen. Hannover: Der Schriftzug «Klima retten!» ist auf dem Plakat einer Demonstrantin bei der Kundgebung «Solidarischer Herbst» zu lesen. Ein Sozialbündnis hat angesichts von Preissteigerungen, Energie- und Klimakrise zu bundesweiten Demonstrationen aufgerufen.](https://taz.de/picture/5894699/14/31320386-1.jpg)
Die Angaben der WMO sind noch nicht endgültig, weil für das laufende Jahr nur vorläufige Temperaturdaten vorliegen. Demnach dürfte 2022 Rang fünf oder sechs der heißesten Jahre überhaupt belegen. Die endgültige Auswertung wird kommendes Jahr veröffentlicht. „Während die COP 27 startet, sendet unser Planet ein Notsignal“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. Der WMO-Bericht sei die „Chronik eines Klima-Chaos“.
Laut dem WMO-Bericht hat sich die Erde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bereits um etwa 1,15 Grad erwärmt. Rund die Hälfte des Anstiegs habe sich in den vergangenen 30 Jahren vollzogen. Mit dieser drastischen Erwärmung hätten das Abschmelzen von Gletschern, der Anstieg des Meeresspiegels sowie Extremwetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen zugenommen.
„Je stärker die Erwärmung, desto stärker die Auswirkungen“, fasste WMO-Chef Petteri Taalas zusammen. 2022 gab es weltweit folgenschwere Extremwetterereignisse. So wurde bei Hochwasser in Pakistan ein Drittel des Landes überflutet, acht Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben. Ostafrika leidet hingegen nach der vierten schwachen Regensaison in Folge unter Dürren.
Anstieg in Europa höher als im globalen Durchschnitt
Aber „selbst gut vorbereitete Gesellschaften“ hätten dieses Jahr stark unter den Folgen von Wetterextremen gelitten, hob Taalas hervor. Taalas verwies auf die extreme Hitze und Waldbrände in Europa in diesem und dem vergangenen Sommer sowie auf die verheerenden Stürme und Überschwemmungen im vergangenen Jahr. In Europa sind die Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren mehr als doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt: Laut dem Klimabericht, den die WMO zusammen mit dem Climate Change Service der EU veröffentlich hat, stiegen die Temperaturen in Europa zwischen 1991 und 2021 im Durchschnitt um 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt an.
In Europa erreichte zudem das Abschmelzen der Alpengletscher 2022 einen neuen traurigen Rekord. Aufgrund der Erwärmung hätten die Alpengletscher zwischen 1997 und 2021 rund 30 Meter ihrer Eisdicke verloren. Auch der grönländische Eisschild schmelze rasch und beschleunige den Anstieg des Meeresspiegels. Im vergangenen Jahr wurde demnach am höchsten Punkt des Eisschilds erstmals Regen statt Schnee registriert.
„Die europäische Gesellschaft ist anfällig für Klimaschwankungen und -veränderungen“, sagte Carlo Buontempo, der Leiter des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) von Copernicus. „Europa steht aber auch an der Spitze der internationalen Bemühungen, den Klimawandel einzudämmen und innovative Lösungen für die Anpassung an das neue Klima zu entwickeln.“
In dem Bericht wird zudem eine besonders starke Erwärmung der Oberflächen der Meere festgestellt, die mehr als 90 Prozent der Hitze absorbieren, die durch den Treibhausgasausstoß der Menschheit erzeugt wird. Diese Erwärmung nahm in den vergangenen 20 Jahren besonders stark zu, 2021 erreichte sie einen neuen Rekord.
Hitzewellen in den Weltmeeren bedrohen unter anderem die Korallenriffe, die Lebensraum für zahlreiche Arten sind und von denen eine halbe Milliarde Menschen wirtschaftlich abhängig ist. 2022 war mehr als die Hälfte der Meeresoberflächen von mindestens einer Hitzewelle betroffen. Der Anstieg des Meeresspiegels habe sich infolge des Abschmelzens der Eisflächen und Gletscher in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt, hieß es weiter. Diese Entwicklung bedrohe Dutzende Millionen Menschen in niedrig gelegenen Küstengebieten.
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