Joe Biden bei der COP: USA sollen für das Klima zahlen

Die deutsche Klimabeauftragte Morgan ruft USA zu Entgegenkommen bei klimabedingten Schäden auf. US-Präsident Biden spricht bei der COP in Ägypten.

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Biden auf dem Weg nach Scharm al-Scheich Foto: Jess Rapfogel/ap

SCHARM AL-SCHEICH afp/dpa | Die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan hat US-Präsident Joe Biden anlässlich seines Besuchs bei der UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich aufgerufen, den Entwicklungsländern auch Unterstützung bei der Bewältigung bereits eintretender Klimaschäden zuzusagen. Wenn Biden am Freitagnachmittag bei der COP27 Vertretern der verletzlichsten Länder gegenübertrete, werde er „hoffentlich versichern, dass die Vereinigten Staaten mit ihnen Seite an Seite stehen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“ und sie „unterstützen, wenn es um Schäden und Verluste geht“, sagte Morgan am Freitag.

Die Industriestaaten unterstützen die Entwicklungsländer finanziell bei Maßnahmen zum Schutz des Klimas und für die Anpassung an die Folgen der Erderhitzung. Bei den UN-Klimaverhandlungen ist es bislang aber nicht gelungen, auch für bereits entstehende klimabedingte Schäden und Verluste einen Finanzierungsmechanismus für die ärmeren Länder einzurichten.

Die USA gehören bei diesem Knackpunkt zu den entscheidenden Bremsern. Immerhin hat es das Thema „Loss and Damage“ bei der COP27 erstmals als eigener Punkt auf die Verhandlungsagenda geschafft.

Morgan bezeichnete es als „sehr gutes Zeichen, dass Präsident Biden zu dieser COP kommt“. Damit zeige er, dass die US-Regierung die Klimakrise „unglaublich ernst nimmt“. Die Klimabeauftragte und Außen-Staatssekretärin fügte hinzu, sie hoffe, dass Biden durch seine Teilnahme „mehr Ambition von unterschiedlichen Ländern auslösen kann“, etwa bei der Klimafinanzierung.

„Solidarität mit den verletzlichsten Ländern“

Morgan hob hervor, es sei gut, dass die USA in der Klimapolitik mit China im Gespräch blieben. „Ganz klar ist es wichtig, dass die USA und China als die weltgrößten Treibhausgasemittenten beide Verantwortung übernehmen“, sagte die Klimabeauftragte.

Dazu gehöre zum einen, dass sie ihre Klimaschutzzusagen im eigenen Land tatsächlich umsetzten, und zum anderen, dass sie ihren Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung weiter steigerten. Der Austausch zwischen den beiden Ländern werde hoffentlich auch die „Solidarität mit den verletzlichsten Ländern“ erhöhen, sagte Morgan.

Die USA sind historisch der größte Verschmutzer der Atmosphäre. Sie haben einen der höchsten CO2-Ausstöße pro Kopf, sind größter Ölproduzent und auch größter Ölverbraucher. Zugleich treffen vom Klimawandel bedingte Schäden vor allem Entwicklungsländer in ärmeren Teilen der Welt. Die Debatte über Ausgleichszahlungen reicher Industriestaaten für Verluste und Schäden im Zusammenhang mit dem Klimawandel kommt seit Jahren kaum voran.

Zum Stand der Verhandlungen in Scharm al-Scheich sagte Morgan, die bislang vorliegenden Verhandlungstexte enthielten zwar noch „so viele Klammern wie Wörter“, dennoch sei sie „hoffnungsvoll“. „Und ich kann Ihnen versprechen, dass wir bis zur allerletzten Sekunde arbeiten werden“, um Fortschritte zu erzielen, versicherte die Außen-Staatssekretärin.

Neuer Rekord bei CO2-Emissionen 2022

Am Montag und Dienstag hatten bereits rund hundert Staats- und Regierungschefs an der Weltklimakonferenz teilgenommen, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Biden reist nun nach den Kongress-Zwischenwahlen in seinem Land an und will am späten Nachmittag eine Rede im Konferenzplenum halten.

Vorher steht ein Treffen mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi auf seinem Programm. Von Scharm el-Scheich reist der US-Präsident am Abend zum Gipfeltreffen des südostasiatischen Staatenbündnisses Asean in Kambodscha weiter und danach zum G20-Gipfel auf die indonesische Insel Bali, wo er Chinas Staatschef Xi Jinping trifft.

Indes erreichen die CO2-Emissionen nach einem Rückgang während der Coronakrise 2022 wahrscheinlich einen neuen Rekord, berechneten Wissenschaftler des Global Carbon Project in ihrer am Freitag vorgelegten Untersuchung. Der Ausstoß des Haupt-Treibhausgases Kohlendioxid werde voraussichtlich um ein Prozent im Vergleich zu 2021 zunehmen und 36,6 Milliarden Tonnen betragen.

Dies sei „ein bisschen mehr als das Niveau von 2019“ vor der Coronapandemie, hieß es in dem Bericht, der anlässlich der UN-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich veröffentlicht wurde. Der Anstieg sei im Wesentlichen auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen, die 2022 nach derzeitigen Daten um 2,2 Prozent zugenommen habe. Die Nutzung klimaschädlicher Kohle nahm demnach um ein Prozent zu.

Um die Erderhitzung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, dürfen insgesamt nur noch 380 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Ausgehend von den Emissionswerten des Jahres 2022 werde diese Menge nun schon in neun Jahren erreicht, rechnete das Global Carbon Project unter Berücksichtigung des Kohlendioxidausstoßes durch die Zerstörung von Wäldern vor. Um das Ziel noch zu erreichen, müsse der weltweite Treibhausgasausstoß bis 2030 um 45 Prozent sinken.

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