Weltraumkommando der Bundeswehr: Rücksturz zur Erde
Nun kümmert sich Deutschland auch um den Weltraum. Vielleicht ist es der Beginn einer glorreichen neuen Epoche der deutschen Kolonisierungsgeschichte.
Die Bundeswehr hat eine neue Spielzeugabteilung: Am gestrigen Dienstag installierte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer das neue „Weltraumkommando“ der Bundeswehr. Unter den Fittichen der Luftwaffe soll es in Zusammenarbeit mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum am Standort Kalkar-Uedem betrieben werden. Endlich greift Deutschland auch bewaffnet nach den Sternen. Viel zu lange haben die kleinen Funkelstrolche dort oben am Himmelszelt gemacht, was sie wollten – Magnetstürme, schlechte Horoskope –, nun werden sie Laserschwert und Strahlenkanone Mores lehren.
Vielleicht könnte so auch eine glorreiche neue Epoche der deutschen Kolonisierungsgeschichte anbrechen. Noch ist der Weltraum nicht komplett aufgeteilt. Gewiss sehnt sich der Saturn nach einer coolen Schutzmacht, wie der MediaMarkt sie schon besitzt.
Zum geplanten Aufgabenfeld der Raumpatrouille „Hardthöhe“ gehören zunächst jedoch die Sicherung des Luftraums, der Schutz der zivilen und militärischen Infrastruktur im All sowie die Beobachtung von Weltraumschrott. Wenn im Herbst die Grünen an die Macht kommen, wird der vielleicht nicht mehr nur beobachtet, sondern endlich auch vernünftig getrennt: Asbest, Plastik, Bio, Gammastrahlen.
„Deutschland ist in vielerlei Hinsicht von der Nutzung des Weltraums abhängig“, weiß die Zeit, der das Thema ebenfalls ein stolzer Zehnzeiler wert ist, und der Leserin fällt dazu natürlich als Erstes ein: Regen, Sonnenschein und nachts ein wenig Dunkelheit, damit man besser schlafen kann. Damit kommen die Deutschen zurecht, das ist ihr Niveau, das können sie vermutlich noch so eben händeln. Doch eine höherschwellige Nutzung möge man lieber den kompetenten Raketennationen (USA, Russland, China) überlassen.
Mit Dieselantrieb auf Nimmerwiedersehen in den Orbit
Denn allzu sichtbar ist die Überforderung der Bundeswehr schon jetzt auf dem Gebiet herkömmlicher Militärtechnik. Düsenflieger, die nicht abheben, Gewehre, die krumm schießen und last, but not least, das stets hart am Rande der Debilität surfende Personal, das man nie und nimmer konstruktiv auf den Mond schießen möchte.
Zwar ist Inklusion eine feine Sache und die Verbindung aus Größenwahn und Pfusch hat im deutschen Militär seit jeher gute Tradition. „Flieger grüß mir die Sonne …“, sang einst der pervitingeputschte Himmelsmörder – doch wo das endete, wissen wir alle. „Landser, bleib auf der Erde“, möchte man der Heeresleitung daher exklusiv und kostenlos einen modifizierten Songtext dichten, „bleib im Graben und bleib auf dem Feld …“
Denn sollen wir wirklich Soldaten in Holzraumschiffen mit Dieselantrieb auf Nimmerwiedersehen in den Orbit schicken? Ehe die ihre Antimaterierevolver aus dem Raumanzug gefummelt und scharf gemacht haben, hat der arglistige Chinese doch längst mit seinem Weltraumkescher den Fernsehsatelliten des ZDF abgefischt, um die Ausstrahlung des „Traumschiffs“ zu sabotieren und unsere Nation auf diesem Wege noch mehr zu destabilisieren.
So wie es ja auch bei Heer und Marine jeweils verschiedene Dienstgradbezeichnungen gibt, brauchen wir nun als allererstes analoge Ränge für die Space Force der Bundeswehr. Der Schütze/Jäger/Matrose wird zum „Astronauten“, der Feldwebel/Bootsmann zum „Mondmann“ und der General/Admiral heißt ab sofort „Darth Vader“. Die Nomenklatur muss möglichst bald geregelt werden, die ist ja schließlich traditionell das Wichtigste in der Armee. Denn wenn man nicht weiß, wer vor wem Männchen machen muss, wuseln alle wild durcheinander und der Krieg ist schon so gut wie verloren. Aber wahrscheinlich ist er das ohnehin, da der Weltraum längst den Mächtigeren gehört.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?