Weltmeisterschaft der Paraschwimmer: Juden dürfen nicht in den Pool
Malaysia richtet im Juli die Weltmeisterschaft der Paraschwimmer aus. Aber die Regierung weigert sich, israelischen Athleten Visa zu erteilen.
Für die israelischen Paraschwimmer ist dieser Traum wohl schon jetzt geplatzt. Denn Malaysia, das Ende Juli in der Stadt Kuching die Weltmeisterschaft im Paraschwimmen austrägt, weigert sich, israelischen Sportlern die Einreise zu erlauben. Hunderte Schwimmer aus 70 Ländern werden zusammenkommen; es geht auch um die Qualifikation für die Paralympics.
„In Malaysia ist kein Platz für israelische Sportler“, teilte der Premierminister Mahathir Mohamad mit. Schon im November 2018 hatte sich der israelische Verband erfolglos um Visa für die Behindertensportler bemüht.
Nach Kritik in israelischen Medien verkündete der malaysische Außenminister Saifuddin Abdullah am Mittwoch, dass der Ausschluss immer gelte. „Auch wenn wir schon die Austragung eines Events bestätigt haben, werden wir sie nicht ins Land lassen“, sagte er. „Außerdem werden wir keinerlei Veranstaltungen mehr ausrichten, an denen Israel beteiligt ist.“
Der Deutsche Behindertensportverband, mit über einer halben Million Mitgliedern und auf Platz drei des ewigen Medaillenspiegels der Sommerparalympics einer der einflussreichen Verbände, will das nicht akzeptieren. „Unsere Position dazu ist klar“, sagt Verbandschef Friedhelm Julius Beucher, „es gibt für uns nur zwei Möglichkeiten: die israelische Mannschaft entweder einreisen lassen oder die Meisterschaften in ein anderes Land verlegen.“ Der deutsche Verband habe umgehend dafür gesorgt, dass sich der Weltverband IPC in London mit der Sache beschäftigt, so Beucher zur taz.
Überraschend ist das Verhalten Malaysias nicht
Das IPC selbst gab eine Erklärung heraus, wonach man „bitter enttäuscht“ sei. Gleichwohl wolle man mit den Organisatoren in Malaysia in Dialog bleiben. „Wir werden alle Optionen prüfen, um die Teilnahmemöglichkeit aller qualifizierten Athleten sicherzustellen“, heißt es.
Deutlich wird die sportpolitische Sprecherin der SPD, Michaela Engelmeier, selbst frühere Spitzensportlerin im Judo. Sie spricht von einem „massiven Verstoß gegen das internationale Fairplay im Sport“ und fordert, Malaysia Sportveranstaltungen abzunehmen.
Überraschend ist das Verhalten Malaysias allerdings nicht. Bereits im Dezember 2015 wurde zwei israelischen Windsurfern die Teilnahme an der Junioren-WM auf Langkawi verweigert. Und im Januar 2016 nahm das Team Israel lieber nicht an der Tischtennis-WM in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur teil. Ihm waren die Visa verwehrt worden, und die Sicherheit der Sportler schien gefährdet.
Malaysia unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu dem jüdischen Staat. Mahathir Mohamad, der sich auch gerne „Dr. M“ nennen lässt, hat schon mehrfach Israels Politik mit der des Nationalsozialismus verglichen. 2012 bekannte er, es freue ihn, wenn man ihn einen Antisemiten nenne, und 2010 behauptete er, der Holocaust habe „als Endlösung für das Judenproblem versagt“.
Auch mit Visaverweigerungen kennt sich Mahathir aus: 1984 untersagte er den New Yorker Philharmonikern die Einreise. Sie wollten ein Stück des jüdischen Komponisten Ernest Bloch aufführen.
Das israelische Außenministerium reagierte am Donnerstag und kritisierte die Entscheidung Malaysias scharf. Sie sei „ohne Zweifel von dem rabiaten Antisemitismus des malaysischen Premierministers inspiriert“, so ein Sprecher. Israel hält die Verbannung für „beschämend“ und „komplett gegensätzlich zum olympischen Geist“. Malaysias Außenminister antwortete am Freitag: Er sei „zutiefst angewidert“ von den israelischen Vorwürfen, heißt es in einer Erklärung. Israel hätte „kein Recht, über moralische Werte zu sprechen.“
Warum Malaysia sich so offen antisemitisch positioniert, verriet Premierminister Mahathir auch. Man wolle so seine Position zum israelisch-palästinensischen Konflikt verdeutlichen. Was die israelischen Paraschwimmer mit diesem zu tun haben, erklärte der Regierungschef nicht.
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