Warum Snowden nicht nach Kuba durfte: Platz 17A unbesetzt
Edward Snowden wollte Ende Juni über Moskau nach Kuba. Doch der enorme Druck der USA verhinderte, dass Havanna eine Landeerlaubnis erteilte.
BERLIN taz | Gebucht hatte Eduard Snowden Platz 17A der Aeroflot-Maschine von Moskau nach Havanna. Doch Flug Nr. SU150 startete ohne ihn. Hätte Snowden an diesem 24. Juni die Aeroflot-Maschine betreten, wäre diese nicht gestartet. Dies berichtet die russische Tageszeitung Kommersant unter Berufung auf eigene Recherchen.
Ein ungeheurer Druck sei im Vorfeld des Fluges von der US-amerikanischen Regierung auf Kuba ausgeübt worden. Die kubanischen Behörden hatten sich diesem schließlich gebeugt und Moskau übermittelt, dass man einem Flugzeug mit Eduard Snowden an Bord keine Landeerlaubnis erteilen werde, berichtet der Kommersant.
Nach der ersten Veröffentlichung seines Interviews am 9. Juni im Guardian hatte Snowden aus Angst vor einer Entführung durch die CIA das Hongkonger Hotel Mira verlassen, kam bei Freunden unter und verbrachte auch mindestens zwei Tage im russischen Generalkonsulat in Hongkong, wo er am 21. Juni seinen 30. Geburtstag feierte.
Bei einem Gespräch mit seinem chinesischen Anwalt Albert Ho am 20. Juni sei ihm klargemacht worden, dass er in Hongkong für die Dauer der Prüfung eines US-amerikanischen Auslieferungsverfahrens in Haft komme, Hongkong ihm aber nichts in den Weg stellen werde, wenn er zeitnah das Land verlasse. Am nächsten Morgen erwarb Snowden dann ein Ticket nach Havanna über Moskau. Im Transitbereich des Moskauer Flughafens blieb Snowden dann hängen.
„Niemand hat ihn eingeladen“, zitiert der Kommersant eine Quelle aus dem diplomatischen Dienst. Snowden sei aus eigenen Stücken im russischen Generalkonsulat in Hongkong erschienen, habe dem Konsulatsbeamten erklärt, dass er in einem lateinamerikanischen Land Asyl beantragen werde, Moskau nur für die Durchreise brauche. Moskau muss also im Vorfeld von der geplanten Einreise Snowdens nach Moskau gewusst haben, war jedoch davon ausgegangen, dass dieser 22 Stunden später nach Havanna weiterreisen werde.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen