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Walpurgisnacht in BerlinGegen männlich dominierte Straßen

Unter dem Motto „Take back the night“ demonstrieren 3.300 Teil­neh­me­r*in­nen in Kreuzberg für Feminismus. Die Polizei stoppt die Demo nach wenigen 100 Metern.

Kämpferisch und mit viel Rauch: „Take Back The Night“-Demo in Kreuzberg während der Walpurgisnacht Foto: Miriam Klingl

BERLIN taz | Zu Beginn ist alles noch ganz friedlich. Vor dem Bethanien in Kreuzberg sitzen am frühen Sonntagabend Hunderte Flinta in Kleingruppen in der Sonne und unterhalten sich ausgelassen. Durchs Megafon wird erklärt, was Flinta eigentlich bedeutet, nämlich Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – und dass es sich bei der anschließenden Flinta-Demo mitnichten um eine Veranstaltung nur für Cis-Frauen handelt.

Take Back The Night ist das Motto der diesjährigen queerfeministischen Walpurgisnachtdemo am Vorabend des 1. Mai. Das Datum für die linksradikale Flinta-Wut-Demo ist kein Zufall, gilt die Walpurgisnacht doch traditionell als die Nacht, in der Hexen ein großes Fest abhielten. Und auch wenn der patriarchale Terror gegen Frauen heute in Deutschland nicht mehr so brutal ist wie während der Hexenverfolgung, ist die Straße bei Nacht für viele Flinta nach wie vor ein Angstraum.

Damit wollen die Fe­mi­nis­t*in­nen Schluss machen an diesem Abend: Sie wollen raus aus der Verteidigung, rein in die Offensive und das Patriarchat angreifen. Gegen 21 Uhr geht es dann los und die Stimmung ist von Anfang an kämpferisch: In schnellem Lauftempo nehmen sich die Flinta die Straßen, Raketen und Bengalos werden gezündet, immer wieder knallt es und Tausende meist schwarz gekleidete Menschen rufen in die rauchgeschwängerte Nacht: „Whose Streets? Our Streets!“

Im Polizeispalier

Das schnelle Tempo und die ausgelassene Stimmung halten allerdings nicht lange an. Bereits nach einigen Hunderten Metern wird der Demonstrationszug wegen des Zündens von Pyrotechnik und Flaschenwürfen von der Polizei gestoppt. Im Polizeispalier geht es anschließend weiter, nun geben allerdings die Be­am­t*in­nen das Tempo vor und halten die Demo immer wieder an. Doch auch das massive Polizeiaufgebot kann die Außenwahrnehmung der nach Polizeiangaben 3.300 Fe­mi­nis­t*in­nen nicht verhindern: Wütende Sprechchöre hallen durch die nächtlichen Straßen Kreuzbergs, auf denen sich zahlreiche Schaulustige tummeln und das Spektakel filmen.

Bei den vielen Zwischenstopps versucht die Polizei immer wieder, gewaltsam in die Demonstration einzudringen und liefert sich Rangeleien mit den Teilnehmenden. Die Fe­mi­nis­t*in­nen stehen allerdings fest zusammen, sodass zunächst lediglich vereinzelte Regenschirme sichergestellt werden können. Später werden mindestens zwei Menschen von der Polizei rausgezogen und äußerst brutal abgeführt. Mitten in den Auseinandersetzungen werden auch zwei Pres­se­ver­tre­te­r*in­nen von Teil­neh­me­r*in­nen der Demonstration angegangen.

Kotti als Festung

Als der Demonstrationszug am Kotti ankommt, gleicht dieser einer schwer gesicherten Festung. Doch der befürchtete Angriff auf die neue Polizeiwache bleibt aus, es bleibt bei ausgestreckten Mittelfingern und polizeifeindlichen Parolen. Auch nach zwei Stunden sind die Flinta noch nicht heiser und werden auf ihrem Weg immer wieder von Feuerwerk empfangen, was mit lautem Jubel quittiert wird.

Nahe des Lausitzer Platz bleibt die Demonstration dann mal wieder stehen. Um 23.15 Uhr heißt es plötzlich: Die Veranstaltung ist aufgelöst. Innerhalb kürzester Zeit verschwinden Tausende Flinta in die Nacht und zurück bleibt eine gespenstische Stille. Und die Polizei, die nach eigenen Angaben den Tag über mit 3.400 Be­am­t*in­nen im Einsatz war.

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2 Kommentare

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  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten.

  • Verstehe nicht, was Flaschenwürfe und Zündeln sollen. Als wir regelmäßig in der Nacht zum 1. Mai in den 1970ern mit "wir nehmen uns die Nacht zurück" durch eine süddeutsche Unistadt gezogen sind, hatte das mit Feiern, Lebensfreude und Ausgelassenheit zu tun. Heute scheint Aggressivität die vorfrauende Emotion zu sein. Schade.