Waldbrände in Indonesien: Regenwälder gehen in Rauch auf

Auf Sumatra und Borneo brennt der Wald – für mehr Platz für Palmölplantagen. Das führt selbst in Malaysia und Singapur zu Atemproblemen.

Ein Mann mit Gasmaske und Schlauch, umhüllt von tropischer Vegetation und Rauch

Ein Helfer im indonesischen Rimbo Panjang auf Sumatra versucht die Brände zu löschen Foto: dpa

BERLIN taz | In Malaysia sind bereits 1.200 Schulen geschlossen und die Kinder aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben – vor allem an der Westküste sowie im östlichen Sarawak. Dort wurden schon eine halbe Million Atemschutzmasken verteilt. Der Grund ist die verrauchte Luft, die von den Waldbränden auf der indonesischen Insel Sumatra und aus dem indonesischen Teil Borneos herüberzieht.

Indonesiens Präsident versucht es mit Beten, Malaysia mit künstlichem Regen

Sie sorgt für Atemnot, Kopfschmerzen, schlechte Sicht und trübes Licht selbst an sonnigen Tagen. Es leiden auch die Bewohner des Stadtstaats Singapur, wo am Mittwoch die Luft wieder als gesundheitsschädlich eingestuft wurde, und natürlich Indonesiens Brandregionen selbst.

„Wir machen, was wir können“, hatte Indonesiens Präsident Joko Widodo am Dienstag bei einem Besuch in einer betroffenen Provinz in Sumatra beteuert. Dazu zählte er auch Beten. Seine Regierung hat 9.000 Brandbekämpfer im Einsatz und diese am Dienstag um weitere 5.600 Soldaten aufgestockt. Unterstützt werden die zum Teil kaum ausgerüsteten Einsatzkräfte von 52 Helikoptern, die Löschwasser herbeischaffen. Laut Widodo sind bisher 328.700 Hektar abgebrannt.

Malaysia versucht derweil, aus Flugzeugen Wolken mit Chemikalien zu sprühen und so künstlich Regen zu erzeugen. Der soll die Luft reinigen und Feuer eindämmen. Doch meist ist es nach wenigen Stunden wieder wie zuvor. In den Städten sieht es gespenstisch aus. Die Sicht ist stark eingeschränkt, Hochhäuser sind kaum zu erkennen. Singapur fürchtet, sein Formel-1-Rennen am Samstag absagen zu müssen.

Im Amazonas ist es Soja, in Indonesien Palmöl

Ursache der Brände ist die große Trockenheit. Doch sind die Feuer ein leidlich bekanntes Phänomen. Werden am Amazonas Wälder abgebrannt, um Weideland für Rinder und Ackerflächen für Soja zu schaffen, geht es in Indonesien um Palmölplantagen. Gesetze, die Brandrodung verbieten, werden kaum durchgesetzt, auch wenn Jakarta dies den empörten Nachbarländern immer wieder verspricht. Oft stecken lokale Politiker mit den Palmölkonzernen, die auch aus den Nachbarländern selbst stammen, unter einer Decke.

Die Nachfrage nach Palmöl steigt seit Jahrzehnten. Allein von 2002 bis 2018 hat sich die weltweite Produktion verdreifacht. Indonesien ist inzwischen der weltgrößte Palmölproduzent, bis 2006 war es Malaysia gewesen. Beide Staaten zusammen kommen heute auf 85 Prozent der Weltproduktion und haben schon entsprechend große Flächen des Regenwaldes gerodet. Dort fährt man heute nur noch stundenlang durch monotone Plantagen. Palmöl kommt in Agrosprit, Waschmitteln, Kosmetik und Lebensmitteln wie Fertigpizzen und Schokoriegeln zum Einsatz.

Mit einem Ende der Brände wird erst mit Einsetzen der Regenzeit gerechnet, die im Laufe des Oktobers erwartet wird. Denn insbesondere in ausgetrockneten Torfmooren flammen die Feuer immer wieder auf. Bis dahin dürften die gegenseitigen Schuldzuweisungen weitergehen.

Die Staaten der südostasiatischen Gemeinschaft Asean haben bereits 2005 ein erstes Abkommen zur grenzüberschreitenden Kooperation bei Bränden geschlossen. Aber es gibt keine wirkliche Kooperation. Umweltschützer verweisen darauf, dass die Brände nicht die nur für das Weltklima wichtigen Regenwälder vernichten, sondern auch dortigen indigenen Völkern sowie schützenswerten Orang-Utans den Lebensraum nehmen.

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