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Waldbrände in Europa„2022 ist bisher ein Rekordjahr“

Dieses Jahr ist in Europa bereits mehr Waldfläche verbrannt als im gesamten Jahr 2021. Bis Jahresende könnte ein neuer Höchstwert erreicht werden.

Waldbrand in Slowenien: der größte in der Geschichte des Landes Foto: Luka Dakskobler/imago

Berlin taz | Dieses Jahr sind bereits rund 700.000 Hektar Wald in der EU verbrannt – knapp zwei Mal die Fläche Mallorcas. Dies sei der höchste Wert zu dieser Jahreszeit seit der gemeinsamen Datenerfassung im Jahr 2006, teilte die EU-Kommission mit. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde mit Blick auf die Waldbrandsaison. Nach Angaben des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (EFFIS) sind bis zum 20. August gut 720.000 Hektar verbrannt.

Den EFFIS-Daten zufolge waren in diesem Jahr nicht nur wie sonst hauptsächlich die Mittelmeerländer betroffen, sondern auch andere Regionen litten enorm. So erlebte Slowenien seinen schlimmsten Waldbrand seit Generationen: Dort brannten bisher mehr als 4000 Hektar Wald – durchschnittlich brennen dort etwa 100 Hektar.

„2022 ist bisher ein Rekordjahr“, sagte EFFIS-Koordinator Jesus San-Miguel. „Trockenheit und extrem hohe Temperaturen haben ganz Europa erfasst.“ Dies treibe die Waldbrandgefahr enorm in die Höhe. „Die Situation ist beunruhigend – und wir sind gerade erst in der Mitte der Brandsaison.“

Schon im Juli waren in der EU bereits mehr Hektar Wald verbrannt als im ganzen letzten Jahr. In einigen Ländern sieht es besonders schlimm aus. So ist in Spanien mit mehr als 280.000 Hektar die vierfache Fläche abgebrannt wie im langjährigen Durchschnitt. In Rumänien stieg die verbrannte Fläche von 14.000 Hektar auf mehr als das Zehnfache. In Frankreich versechsfachte sich die verbrannte Fläche auf mehr als 60.000 Hektar.

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Die Zahlen von EFFIS zeigen, wie sich die in der EU verbrannte Fläche über das Jahr hinweg entwickelt. Die gestrichelte Linie zeigt, wie viele Hektar Wald im Durchschnitt an einem Tag im Jahr bereits verbrannten. Die graue Fläche zeigt die jeweils höchsten und niedrigsten Werte bisher. Das schlimmste Jahr war bislang 2017, als etwa 990.000 Hektar Wald in der EU verbrannten.

Die Zahlen zeigen, dass die verbrannte Fläche bereits im April auf ihren bisherigen Höchstwert stieg. Seitdem bewegt sich die Kurve weit über den bisherigen Maximalwerten. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte sich dieses Jahr zum schlimmsten seit Beginn der Aufzeichnungen entwickeln.

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8 Kommentare

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  • taz: „2022 ist bisher ein Rekordjahr“, sagte EFFIS-Koordinator Jesus San-Miguel. „Trockenheit und extrem hohe Temperaturen haben ganz Europa erfasst.“ Dies treibe die Waldbrandgefahr enorm in die Höhe.

    'Rekordjahr' - Ja, so kann man es natürlich auch nennen. Kommen große Hitze und extreme Trockenheit zusammen, kann sich die abgestorbene Vegetation selbst entzünden. Und da wir weltweit immer noch Politiker haben, die das klimaschädliche Wirtschaftswachstum weiterhin unterstützen, anstatt endlich mal die Notbremse zu ziehen, werden wohl in den nächsten Jahren immer mehr Wälder abbrennen, da Hitze und extreme Trockenheit zunehmen wird.

  • Das "Gute" ist, im nächsten Jahr haben wie dann neue "min/max" Werte, das soll dann die Natur erstmal übertreffen. ;)

    *ZynismuspurSorry*

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Mehr erhellend wären die unzähöigen Berichte über den Umfang der Verheerungen durch die Brände, wenn darin beschieben würde, um welche Art von bewaldeten Flächen = Baumbestände es sich jeweils handelt. Baumbestände sind nicht schon"Wald". Die meisten !Wälder" sind Holzplantagen. Was brennt da wirklich?

  • Tja, hätte man die betroffenen Wälder nur rechtzeitig abgeholzt [1], thermisch verwertet und dafür eine entsprechende Menge fossilen Kohlenstoff im Boden gelassen. Dann hätte man jetzt weniger CO2 in der Luft und weniger Hitzewellen.



    Liest sich makaber, aber es ist so.



    [1] ...oder wenigstens rechtzeitig Feuerschneisen reingeschlagen und das dabei anfallende Holz...

  • Wir gehen von "Rekord zu Rekord", schön wäre, wenn auf diese Rekorde mit Rekordmaßnahmen reagiert werden würde, um die Klimakatastrophe einzugrenzen und allen Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

    Dazu sollten auch Worst Case Migrations-Pläne gehören. Denn warten wir ab, bis tatsächlich hunderte Millionen Menschen wegen des menschenerzeugten Klimawandels fliehen müssen, würden wohl unvorstellbare Dinge geschehen.

    Leider ist am Horizont nichts erkennbar von Rekordmaßnahmen gegen den Klimawandel. Wir feiern es stattdessen als großen Schritt, dass die USA ihre ohnehin unzulänglichen Klimaziele gemäß neusten Pakets nicht einhalten.

    Derweil ist von einem Klimaaufbruch durch die neue Bundesregierung ebenfalls nichts zu sehen.

    Es scheint, dass ein "weiter so" gelten wird, auch dann, wenn wir nun zusätzlich noch einen Waldbrandrekord erzielen.

    • @PolitDiscussion:

      Die Frage ist, wohin wir fliehen sollen. Skandinavien? Antarktis?

  • Das wird sich in ein paar Jahren ja Gott sei Dank ganz von allein erldeigt haben, da brennt dann kein Wald mehr.

    • @Tripler Tobias:

      So ist es. In ein paar Jahrzehnten beschwert sich auch kein Mensch mehr über die Hitze oder sonst irgendwas.