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Waldbesetzung in Sachsen-AnhaltHambi, Danni – Moni?

In der Altmark in Sachsen-Anhalt besetzen Baumschüt­ze­r*in­nen einen Forst. Sie protestieren damit gegen den Ausbau der Autobahn A 14.

Besser Monokultur als Autokultur: Ein dichter Kiefernwald in Brandenburg Foto: Volker Hohlfeld/imago

HAMBURG taz | Aus Kiefern bestehende Monokulturen sind nicht gerade das, wovon Wald­schüt­ze­r*in­nen so träumen. Die Bäume im Forst sind anfällig für Waldbrände, Stürme und Schädlinge und die Vielfalt ihrer Be­woh­ne­r*in­nen­schaft am Boden und im Unterholz hält sich im Vergleich zu Mischwäldern in Grenzen. Trotzdem haben Ak­ti­vis­t*in­nen am Wochenende den Seehausener Wald in der Altmark im Norden Sachsen-Anhalts besetzt. „Die Monokultur ist immer noch besser als die Autokultur“, lautet ihr Motto, oder kurz und zärtlich: „Moni bleibt“. Das erinnert an die großen Baumbesetzungen der vergangenen Jahre im Dannenröder Forst und im Hambacher Wald („Danni“ und „Hambi“).

Der Protest richtet sich in Sachsen-Anhalt gegen den geplanten Ausbau der A 14, die Schwerin und Magdeburg verbinden und damit die größte bestehende Lücke im deutschen Autobahnnetz schließen soll. 155 Kilometer Asphalt sollen durch Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern führen, einige Teilabschnitte sind in den vergangenen Jahren bereits fertig geworden. Die Rodungssaison beginnt aber erst im Oktober wieder.

„Natürlich ist Monokultur nicht das, worauf wir auf Dauer setzen können, aber es wäre trotzdem fatal, diesen Lebensraum zu zerstören“, sagt eine Person aus der Waldbesetzung, die weder einen Namen noch ein Pronomen angeben möchte. „In diesen Zeiten sollten wir längst gemerkt haben, dass jeder Baum zählt.“

Auch gehe es den Be­set­ze­r*in­nen um mehr als „nur“ die Verkehrswende. Die Vernichtung und Ausbeutung von Lebensräumen und Lebewesen im globalen Süden müsse beendet, das patriarchale und kapitalistische System gestürzt werden. Das sind große Ziele für eine kleine Waldbesetzung. Rund 15 Personen haben sich im Wald einquartiert, drei Plattformen sind installiert, weitere sollen in den nächsten Monaten folgen.

„Bundesstraße würde reichen“

Der BUND ist bezüglich der Chancen, das Verkehrsprojekt noch zu verhindern, pessimistisch – „obwohl niemand diese Autobahn braucht“, wie der Geschäftsführer des BUND Brandenburg, Axel Kruschat, sagt. Das Verkehrsaufkommen in der dünn besiedelten Region sei so niedrig, dass es völlig reichen würde, die Bundesstraße auszubauen.

Aber der Rechtsweg ist zumindest für die Brandenburger Abschnitte ausgeschöpft: Nach 14 Jahren Klage stimmte der BUND mangels Erfolgsaussichten einem Vergleich zu. Die Koalition aus SPD, CDU und Grünen verpflichtete sich zur Finanzierung von Natur- und Lärmschutzmaßnahmen, der BUND zog die Klage zurück. In Sachsen-Anhalt reichte der Umweltschutzverein Naturfreunde Deutschland kurz vor Ablauf der Frist im März Klage beim Bundesverwaltungsgericht ein.

Laut den Be­set­ze­r*in­nen gibt es viel Zuspruch der An­woh­ne­r*in­nen. Aber nicht nur. Am Samstagabend drangen Unbekannte in ein Jugendzentrum im Seehausener Bahnhof ein, das auch die Wald­schüt­ze­r*in­nen genutzt hatten. Dabei hätten sie randaliert und gegrölt, was auf eine rechte Gesinnung schließen lasse.

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