Wahlplakate in Meck-Pomm: Rote Herzen statt brauner Hetze
Im Dorf Qualitz hängen an Laternenmasten bunte Basteleien. Die BewohnerInnen wollten rechter Wahlwerbung keinen Platz lassen.
„Wir wollen, dass sich die Menschen begegnen und mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen können.“ Allerhand mache mit seinen kulturellen und künstlerischen Angeboten „Graswurzelarbeit“ und versuche, Einfluss auf das Miteinander zu nehmen. „Wir wollen den ländlichen Raum zurückerobern.“
Das kann man durchaus wörtlich verstehen: Seit Ende Juni zieren von Kindern gebastelte Kunstwerke in Qualitz Zäune, Bushaltestellen – und Laternenmasten. Statt auf Wahlplakate trifft man auf rote Herzen und springende Pappkühe.
„Die NPD hat hier auf dem Land so massiv geflaggt, dass es kaum auszuhalten war“, sagt Wetzel. Die Gemeinde sei verpflichtet, vorhandenen Platz für Wahlwerbung zur Verfügung zu stellen – „aber wenn der schon besetzt ist, geht das halt nicht“, sagt Wetzel lachend.
Der Schelmenstreich
Die Kunstwerke seien über das letzte Jahr hinweg entstanden. „Wir haben die Bürgermeisterin gefragt, ob wir für die Ausstellung bis Mitte September auch die Laternen nutzen dürfen. Sie war total erfreut über diesen Schelmenstreich“, sagt Wetzel. Zur Eröffnung seien sie dann mit 120 Leuten durch das Dorf gezogen.
„Die Menschen genießen es, dass das Bild im Dorf von den Arbeiten der Kinder bestimmt ist“, sagt sie. Ein Mann habe ihr erzählt, er fühle sich normalerweise dann zu Hause, wenn er mit dem Auto in die Einfahrt seines Hofs fahre – nun sei das schon der Fall, sobald er ins Dorf hineinfahre.
Wetzel freut sich, dass die NPD aus dem Landtag fliegt. „Aber dass wir jetzt diesen rechtspopulistischen Brocken am Hals haben, ist besorgniserregend.“ Im Wahlbezirk Baumgarten 3, zu dem Qualitz gehört, hat die AfD 23,2 Prozent, die NPD 3,2 Prozent geholt.
Als Misserfolg ihres Engagements will Wetzel die Ergebnisse der Rechten trotzdem nicht verstanden wissen: „Was wir hier machen, ist etwas sehr Stetiges, Langsames“, sagt sie. Denn leider gelte: „Wir sind hier im kulturellen Niemandsland.“
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