Wahlkampf in der Türkei: Erdoğan zeigt Christchurch-Video
Terror auf der Großleinwand: Um die Opposition vor der Wahl in der Türkei zu diskreditieren, zeigt Erdoğan ein Video des Anschlags in Neuseeland.
Mehrere tausend Leute hatten sich am Wochenende vor einer großen Leinwand versammelt, darunter auch viele Familien mit Kindern. Von einer Bühne herab hämmerte Erdoğan seinen Anhängern ein, bei der Kommunalwahl Ende März unbedingt seine AKP zu wählen. Die Szene ist in einem Video zu sehen, das die türkische Zeitung Sözcü veröffentlichte.
Es zeigt, wie auf der Großleinwand neben der Bühne das berüchtigte Video abläuft, das alle Welt versucht, aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Tausende Menschen in Tekirdağ schauen zu, wie der mutmaßliche Mörder die Moschee betritt und zu töten beginnt.
Dann plötzlich erscheint der türkische Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu auf der Leinwand. Gezeigt wird eine kurze Sequenz, in der Kılıçdaroğlu in einem ganz anderen Zusammenhang sagt: „Die Quelle des Terrors ist die islamische Welt“. „So sieht die türkische Opposition aus“, ruft Erdoğan. „Wie will Kılıçdaroğlu in einem muslimischen Land noch Verantwortung übernehmen?“
Kopf-an-Kopf-Rennen
„Es ist niederträchtig, dass Erdoğan dieses Video nutzt, nur um noch ein paar mehr Stimmen zu bekommen“, sagte der Sprecher der oppositionellen CHP, Faik Öztrak. Die AKP liegt Umfragen zufolge in zwei von drei Metropolen des Landes weit zurück. In der Hauptstadt Ankara liegt der Oppositionskandidat bei knapp zehn Prozent vor dem AKP-Kandidaten, in Izmir sogar fast zwanzig. In Istanbul gibt es ein knappes Rennen: Dort führt der AKP-Kandidat mit einem Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Umwälzungen in Syrien
Aufstieg und Fall der Familie Assad