Wahlkampf in Cottbus: Schwarze CDU-Politikerin attackiert
Im Landtagswahlkampf hängt eine Kandidatin der CDU mit ihrer Familie Wahlplakate in Cottbus auf. Dann wird sie rassistisch beleidigt und angegriffen.
„Es ist nach dem jetzigen Ermittlungsstand davon auszugehen, dass der Angriff aus rassistischen Motiven erfolgte“, teilte die Polizei mit. Die CDU-Politikerin mit deutscher Staatsangehörigkeit ist in Kamerun geboren. Der Landesvorsitzende der Partei, Jan Redmann, zeigte sich erschüttert und sagte: „Das zunehmende Risiko für Menschen, die sich für unser Land politisch engagieren, ist unerträglich.“
Awemo hatte laut Polizei im Stadtgebiet von Cottbus gemeinsamen mit Familienangehörigen Wahlplakate angebracht. Gegen 20.30 Uhr sei sie in der Saarstraße von einer ihr Unbekannten ohne Grund mit Beleidigungen angegangen worden. „Ihr seid keine Menschen“, soll die Angreiferin gesagt haben.
Dann sei die CDU-Politikerin tätlich angegriffen worden. „Es kam zu einem Handgemenge“, sagte eine Polizeisprecherin. Awemo sei am Hals getroffen worden. Sie kam mit dem Rettungsdienst zur Untersuchung ins Krankenhaus, das sie laut Polizei nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte.
Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen gegen die 29 Jahre alte Beschuldigte. Die Frau war laut Polizei zuvor nicht wegen solcher Delikte wie etwa Volksverhetzung bekannt. Die Polizei führte eine sogenannte Gefährderansprache durch. „In dieser wurde ihr mitgeteilt, welche rechtliche Konsequenzen erneut mögliche Rechtsverstöße nach sich ziehen.“ Auch die Beschuldigte zeigte die Geschädigte wegen einer Körperverletzung an.
Awemo: „Habe keine Angst“
Awemo sagte laut einer Mitteilung der Landes-CDU: „Ich habe Respekt vor Menschen, keine Angst. In die Politik bin ich gegangen, um mit den Menschen zu arbeiten und miteinander etwas zu verändern. Ich bin Cottbusserin und werde auch die Cottbusserin bleiben, die sich für die Menschen hier engagiert.“
Awemo sitzt in Cottbus im Beirat für Integration und Migration. Bei der Landtagswahl am 22. September tritt sie im Wahlkreis Cottbus-Süd gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Lars Schieske als Direktkandidatin der CDU an. Die Polizeisprecherin sagte: „Wir werden dafür Sorge tragen, dass sich solche Fälle gegenüber der Geschädigten nicht wiederholen.“
Der CDU-Landesvorsitzende Redmann kündigte an, er werde heute nach Cottbus fahren, um Awemo im Wahlkampf zu unterstützen. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagte er. „Alle, die die Polarisierung in unserer Gesellschaft vorantreiben und so für eine wachsende Verrohung sorgen, sind für diese Tat mitverantwortlich.“
Erst vor wenigen Tagen hatte der Rückzug des sächsischen Landrats Dirk Neubauer für Erschütterung gesorgt. In einem zwanzigminütigen Video hatte der Parteilose beklagt, dass Politikerinnen und Politiker zunehmend wie „Freiwild“ behandelt würden. Seit Monaten sei er „konfrontiert mit einer persönlichen diffusen Bedrohungslage aus rechter Ecke“. Dazu kämen politische Blockaden. Es sei ein Punkt erreicht, an dem er sagen müsse: „Es reicht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen