Wahlkampagne der Grünen: Ohne Abteilung Attacke
Die Grünen stellen ihre Wahlkampagne vor. Endlich soll es mal um Inhalte gehen: Klima, Wirtschaft, Europa. Die Ansprache ist nicht härter als nötig.
Inmitten dieses Chaos muss nun Kellner die Kampagne für den Bundestagswahlkampf vorstellen. Und die Frage ist: Gehen die Grünen in die Offensive? Schalten sie auf Attacke? Nein. In moderatem Tonfall redet Kellner zuerst über Schulen, um Kinder und Jugendliche in der Pandemie besser zu schützen. Dass Armin Laschet (CDU) einen Kita- und Schulgipfel ablehne, sei „ein schwerer Fehler“. „Rumgetrödel können wir uns nicht leisten“, kritisiert er. Es ist so ziemlich das Härteste, was ihm über die Lippen kommt.
In diesem Moment ist eigentlich klar, dass der Wahlkampfmodus der Grünen weich wird. Kellner sagt es so: „Wo nötig, kritisieren wir hart in der Sache, aber wir bleiben fair im Ton.“ Bevor er zur neuen Plakatkampagne kommt, erläutert er detailliert, welche Stellen im ARD-Sommerinterview von Armin Laschet er problematisch fand: das vage Programm, wie die Klimaziele erreicht werden können, die unklare Finanzierung. Dann noch ein paar Worte zur Artenvielfalt.
Es dauert, bis er das erste Plakat vorstellt: Zu sehen ist das Spitzenduo Robert Habeck und Annalena Baerbock, beide sind in Grün getaucht, sie lachen. „Darauf steht: Unser Land kann viel, wenn man es lässt.“ Es ist in gewisser Weise so, wie man es von den Grünen gewohnt ist. Ein nettes Bild, viel Grün, eine Sonnenblume. „Das ist auch eine Antwort auf 16 Jahre Regierung der Union“ erklärt Kellner. Es gebe in der Bevölkerung eine hohe Bereitschaft für Veränderungen und für mehr Klimaschutz. Die Politik sei aber „überhaupt nicht so weit wie die Menschen im Lande“. Mit einer „optimistischen Kampagne“ wollen die Grünen nun bei den Wähler:innen punkten.
Die anderen Plakate sind ähnlich im Design, aber zeigen andere Personen und Slogans. Mal ist es Baerbock allein, ein Mann mit Kind auf den Schultern, zwei Kinder neben dem Slogan „Reichtum ist, wenn alle Kinder frei von Armut sind“. Oder eine Pflegekraft mit dem Slogan: „Ganz einfach: Gleiche Arbeit, gleiche Bezahlung.“ Klimaschutz, Kinder, Europa, Wirtschaft, Löhne, Rassismus, thematisch versucht sich die Ökopartei breit aufzustellen.
„Wir sehen eine Verdreifachung der Bestellmenge“ erzählt Kellner und zeigt dann auch das nachgefragteste Plakat. Darauf zu sehen: Annalena Baerbock und die Worte „Wirtschaft und Klima ohne Krise“. Besonders ansprechen möchten die Grünen in diesem Wahlkampf auch die Generation 60 plus. Ein Plakat zeigt einen älteren Mann, ein Handy in der Hand. „Lädt nicht, gibt’s nicht“ steht darauf. Manche Wähler:innen seien ja „in den letzten vierzig Jahren mit uns älter“ geworden, erklärt Kellner. Diese Zielgruppe sei ein „neuer Fokus“. Denn besonders stark seien sie bei jungen Menschen und Erstwähler:innen. Deshalb adressieren die Grünen nun auch „enkeltaugliche Politik“.
Ansonsten soll es auch ein „digitaler Wahlkampf“ werden, soziale Netzwerke, Videos, eine eigene Wahlkampf-App. Insgesamt wirkt alles so glatt gebügelt, wie man es vor der Pannenserie von den Grünen gewohnt war. Der Anspruch auf die Kanzlerschaft wird bislang aber nicht thematisiert. Auf die Frage, ob das bewusst so sei, weicht Kellner aus. Das werde noch entschieden.
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