Wahlen in Moldau: Schönreden in Moskau
Das Wahlergebnis in Moldau ist eine Niederlage für Wladimir Putin. Nun bemühen sich russische Medien, die Wahlen als Betrug hinzustellen.

Tatsächlich konnte die moldauische Präsidentin Maia Sandu mit ihrer Partei PAS mit 50 Prozent den Wahlsieg verbuchen. Doch am frühen Montagmorgen klang das im russischen Fernsehen ganz anders. In den Frühnachrichten meldete Rossija 1 ernsthaft, die moldauische Opposition habe dafür gesorgt, dass Sandus Partei ihre Mehrheit verloren habe. Knapp die Hälfte der Bevölkerung wolle eine Wiederherstellung besserer Beziehungen zu Russland. Der russische Erste Kanal behauptete zwar, Sandu könne ihre Mehrheit halten, aber nur durch massiven Wahlbetrug.
Sandu selbst hatte am Sonntag nach ihrer Stimmabgabe erklärt, 100 Millionen Euro seien von Russland ausgegeben worden, um Wähler:innen zur Unterstützung der Opposition zu bewegen. „Eine solche Offenheit hätte ich von ihr nicht erwartet“, spottete die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram.
Nur 10.000 Wahlzettel in Russland für Moldauer
Kremlsprecher Dmitri Peskow gab sich da schon etwas zurückhaltender. Er wolle keine Behauptungen aufstellen, habe jedoch gehört, dass einige politische Kräfte mit dem Wahlergebnis nicht einverstanden seien. Eine Einschätzung kündigte er für später an, deutete jedoch ebenfalls auf Wahlbeeinflussung hin. „Aus dem, was wir sehen und wissen, können wir feststellen, dass Hunderttausende Moldauer keine Möglichkeit hatten, auf dem Territorium der Russischen Föderation zu wählen, da für sie nur zwei Wahllokale geöffnet waren.“
Letzteres ist korrekt. Das russische Nachrichtenportal RBK zitierte einen Mann vor der moldauischen Botschaft in Moskau, der berichtete, es habe nur 10.000 Wahlzettel gegeben. Es gibt allerdings keine eindeutigen Daten, wie viele moldauische Stimmberechtigte in Russland leben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert