Wahlen im Londoner Old Bexley & Sidcup: Zufrieden trotz Niederlage
Labour konnte sich bei den Nachwahlen nicht gegen die Konservativen durchsetzen. Die Wahleinbußen der Torys stimmt sie aber zuversichtlich.
Der konservative Kandidat Louie French war schließlich mit 51,4 Prozent der abgegebenen Stimmen Sieger, 13 Prozentpunkte weniger als sein verstorbener Vorgänger James Brokenshire bei der Parlamentswahl 2019 erhalten hatte. Labours Stimmenanteil stieg auf 30,8 Prozent an, ein Plus von 7,4 Prozentpunkte. Doch beide großen Parteien haben in absoluten Zahlen massiv Stimmen eingebüßt – die Wahlbeteiligung lag nur bei rund 33 Prozent, gegenüber knapp 70 bei den Parlamentswahlen.
Selbst ein Wahlbündnis mit Grünen und Liberaldemokraten hätte für Labour nicht gereicht. Dritter wurde der ehemalige Brexit-Party-Vorsitzende Richard Tice, der mit seiner neuen Partei Reform UK Dritter 6,6 Prozent der Stimmen verbuchte. Für David Kurten, den einstigen Ukip-Mann, der mit seiner neuen „Heritage Party“ Gasheizungen retten wollte und sich gegen Klimaneutralität einsetzte, stimmten sogar nur 116 Wähler:innen – 0,5 Prozent.
Labour gab sich trotz der Niederlage zufrieden. Der Labourabgeordnete des benachbarten Wahlkreises Lewisham West & Penge, Ellie Reeves, sprach von einem beachtlichen Ergebnis für eine Toryhochburg: „Wir gewinnen den Glauben der Leute zurück“, behauptete er. Auch die Konservativen nannten das Ergebnis zufriedenstellend für eine Nachwahl.
Konservativen müssen sich anstrengen
Labour-Chef Keir Starmer will nun seine Partei kampagnenfähiger machen. Seine Partei habe noch viel zu tun, sei aber auf einem guten Wege und die Menschen würden Boris Johnson allmählich überdrüssig, sagte er am Wochenende in einem Interview. In einer Umbildung seines Schattenkabinetts hob er zuvor das Schwergewicht Yvette Cooper auf den Posten der Schatteninnenministerin, wo sie der konservativen Innenministerin Priti Patel gegenübertreten wird.
Cooper, die unter Tony Blair und Gordon Brown als Ministerin in verschiedenen Ämtern agierte, gilt aufgrund ihrer langjährigen Mitgliedschaft in parlamentarischen Ausschüssen als forensisch durchleuchtende politische Kraft des Parlaments. Auch Rachel Reeves, die seit Mai Labours Schattenfinanzministerin ist, gilt als den Tories lästiges Schwergewicht Labours.
Die Konservativen werden sich wohl zunehmend anstrengen müssen, ihre Wahlkreise zu verteidigen. Als Nächstes ist der Wahlkreis Shropshire North mit einer Nachwahl am 16. Dezember dran. Hier ist der in einen Korruptionsskandal verwickelte Konservative Owen Paterson zurückgetreten, und bei der Nachwahl rechnen sich die Liberaldemokraten gute Chancen aus. Den Wahlkreis halten die Tories seit sagenhaften 200 Jahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Merz stellt Reform in Aussicht
Zarte Bewegung bei der Schuldenbremse
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Schuldenbremsen-Dogma bröckelt
Auch Merz braucht Geld
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“