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US-Präsident blockiert WaffenverkäufeTrump fällt Taiwan in den Rücken

Der US-Präsident verweigert Taipeh Waffenverkäufe in Höhe von 400 Millionen Dollar. Der Grund: ein baldiges Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping.

Ein Handbuch soll helfen: Taiwan fürchtet einen Angriff Chinas Foto: Johnson Lai/ap
Fabian Kretschmer
Von Fabian Kretschmer aus Seoul

Ganz egal, ob in Taiwan, Südkorea oder der Ukraine: US-Präsident Donald Trump hat seit Beginn seiner zweiten Amtszeit bei nahezu allen US-Verbündeten existenzielle Urängste wachgerufen. Die Befürchtung, die sämtliche Staaten teilen, deren Sicherheit von den Vereinigten Staaten abhängt: Der selbst ernannte Deal-Maker Trump könnte mit den Autokraten in Moskau, Peking und Pjöngjang dubiose Geschäfte machen – und seine Alliierten dabei fallen lassen wie heiße Kartoffeln.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Frühjahr bereits einen Vorgeschmack von Trumps Unberechenbarkeit erhalten. Auf beispiellose Weise wurde er im Weißen Haus erniedrigt, während Trump gleichzeitig dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den roten Teppich ausrollte.

Doch zweifelsohne befindet sich auch Taiwan in einer ähnlich prekären Lage, wie eine aktuelle Recherche der Washington Post belegt. Unter Berufung auf fünf Quellen aus Regierungskreisen behauptet die Zeitung, dass Donald Trump dem demokratisch regierten Inselstaat Waffenverkäufe in Höhe von 400 Millionen US-Dollar blockieren würde.

Der Grund für die Entscheidung ist ungeheuerlich: Offenbar befürchtet der US-Präsident, dass er durch die Militärexporte ein für Herbst avisiertes Gipfeltreffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping gefährden könne.

Doppelt alarmierend

Dies ist in doppelter Hinsicht alarmierend: Der Republikaner wirft für Verhandlungen mit China indirekt die Existenz Taiwans in die Waagschale. Denn was passiert, wenn Xi dem US-Präsidenten während der nächsten Monate einen hervorragenden Handelsdeal anbietet? Wäre Trump dann bereit, Taiwan für wirtschaftliche Konzessionen aus Peking aufzugeben?

Zudem ist die Blockade der Waffenverkäufe vollkommen inkonsistent. Denn Trump hat von seinen Alliierten, und insbesondere auch von Taiwan, wiederholt gefordert, für die Landesverteidigung tiefer in die Tasche zu greifen, anstatt sich blind auf die USA zu verlassen. Nun verhindert der US-Präsident genau dies.

Dabei hatte sich Donald Trump in der Vergangenheit durchaus um Taipeh verdient gemacht. Im Vergleich zu vorherigen US-Präsidenten, auch zu Barack Obama, hat er während seiner ersten Legislaturperiode deutlich mehr Waffenlieferungen nach Taiwan genehmigt und auch den diplomatischen Austausch aufgewertet.

Während seiner zweiten Amtszeit sendet der 79-Jährige allerdings widersprüchliche Signale aus. So hat Trump seinen Verbündeten Taiwan mit Strafzöllen belegt und Taipeh sogar vorgeworfen, der Inselstaat habe seine erfolgreiche Halbleiterindustrie von den USA „gestohlen“. Immerhin: Trump versprach auch, dass China keine Invasion starten würde, solange er an der Macht ist.

Angliederung ans Mutterland

Doch genau auf dieses Ziel arbeitet die Staatsführung in Peking seit Jahrzehnten hin. Denn für Xi Jinping ist Taiwan eine „abtrünnige Provinz“, die wieder ans Mutterland angegliedert werden müsse. Die Parteikader äußern ihren territorialen Machtanspruch immer unverhohlener.

Man muss nur einmal den Aussagen der Militärgeneräle der Volksbefreiungsarmee lauschen, die sich diese Woche beim Xiangshan-Forum in Peking versammelt haben – einem chinesischen Gegenentwurf zum Shangri-La-Dialog in Singapur oder der Münchner Sicherheitskonferenz.

Am Rande der Veranstaltung sagte der mittlerweile pensionierte He Lei, dass man zwar eine „friedliche Wiedervereinigung“ bevorzugen würde. Sollte es jedoch „notwendig“ sein, werde man die Taiwan-Frage mit militärischer Gewalt lösen: „Wir müssen mit minimalen Kosten und möglichst wenigen Opfern einen maximalen Sieg erzielen“.

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7 Kommentare

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  • Einer der korruptesten Politiker weltweit und zugleich einer der gefährlichsten, weil mächtig. Dass der einen "guten" Deal -bei dem er gewiss für seine eigene Kasse sorgen wird- locker auf Kosten Taiwans durchzieht, das steht außer Frage. Sein Intellekt reicht bei weitem nicht an den seiner chienesichen Kontrahenten heran, die wissen genau was zu tun ist. Und Donald wird locker in die Falle gehen, Skrupel hat er sowieso keine, schon gar nicht wenn er cash machen kann.

  • Drei Männer beherrschen die Welt:



    Trump - ein unberechenbarer Krimineller mit teils wirren Ansichten



    Putin - ein skrupelloser Verbrecher



    Xi - da weiß man nicht so ganz was ihn treibt.

    >Denn für Xi Jinping ist Taiwan eine „abtrünnige Provinz“, die wieder ans Mutterland angegliedert werden müsse.<

    So ganz falsch ist das ja nicht. Taiwan gehört mehr zu China als Grönland zu den USA, Gaza zu Israel oder der Donbas zu Russland.

    Wenn man sich die drei mächtigsten Männer der Welt anschaut muss man wohl oder übel feststellen, dass es keine regelbasierte Weltordnung mehr gibt. Völkerrecht ist für die Tonne.

    • @A. Müllermilch:

      Putin beherrscht mit Xi und Trump die Welt?

      Putin als zumindest drittmächtigster Mann der Welt?

      Ich weiß nicht.

      Sehe ich irgendwie nicht.

      Woran machen Sie das fest?

    • @A. Müllermilch:

      Wäre ein Plot für einen spannenden Film: Ein leningrader Hinterhofschläger trifft auf einen New-Yorker Schutzgelderpresser in Chinatown. Wer gewinnt? Buch ginge auch, sofern heute noch gelesen wird.



      (Vorsichtshalber melde ich hiermit Urheberschutz an. Bevor noch jemand Kapital draus schlägt)

  • Warum sollte Trump hier fähiger auftreten? Die USA sind ein taumelnder Riese, ohne konsistente Außenpolitik, der von einem erratisch vor dich hin dilettierenden Narzissten geführt wird.



    Trump glaubt nicht, dass Vertrauen in die USA erforderlich ist, er setzt auf Angst, Druck, Einschüchterung, ohne jede Sicherheit, dass das was heute gesagt wird auch morgen noch gilt.



    Schlechter kann man dieses Amt nicht ausführen, gerade auch im Hinblick auf die amerikanischen Interessen selbst.

  • So verwirklichen sie die "Internationale" der Autokraten und Diktatoren. Demokratie soll weltweit zerstört werden, das ist das Ziel des Paten in Washington und nicht nur seines.



    s.a.:



    Eine Zerstörungsattacke auf das demokratische System



    Bernd Pickert



    Kommentar von Bernd Pickert



    taz.de/Politische-...-der-USA/!6111198/



    (Der Artikel ist leider bis jetzt nicht kommentierbar ... taz im Weekend ? ;-)

  • " Immerhin: Trump versprach auch, dass China keine Invasion starten würde, solange er an der Macht ist."



    Das ist ja urkomisch: Wie will er das verhindern?



    Und hat er nicht auch versprochen, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden.