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WWF-Studie zu erneuerbaren EnergienEnergiewende ja, aber zu langsam

Ein neuer Bericht des WWF zeigt: Weltweit setzen sich Wind- und Solarstrom schneller durch als gedacht. Deutschland hinkt aber hinterher.

Das Ende der fossilen Energien steht bevor, im Braunkohletagbau Garzweiler wird aber noch gebaggert Foto: Frederico Gambarini/dpa

Berlin taz | Der Zeitpunkt war purer Zufall, aber die Botschaft hätte nicht passender sein können: Zwei Stunden vor dem Auftritt von Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Klima-Sofortprogramm präsentierte am Dienstag die Umweltstiftung WWF ihren Bericht über die „Megatrends der globalen Energiewende“. Untertitel: „Stationen einer Erfolgsgeschichte und die veränderte Rolle Deutschlands“.

Der Tenor: Weltweit setzen sich vor allem Wind- und Solarstrom immer schneller durch, aber zur Verhinderung der Klimakatastrophe muss alles noch viel schneller gehen. Und: Deutschland muss wieder zum Vorreiter von Energiewende und Klimaschutz werden.Die Experten Gerd Rosenkranz und Jürgen Quentin zeigen in ihrem Report sieben „Megatrends“ auf: Für sie ist „das Ende der fossilen Ära unausweichlich“, da nur CO2-freie Energie den Klimakollaps verhindert. Dabei sei „die Energiezukunft die Gegenwart“.

Das heißt, die Erneuerbaren setzen sich viel schneller durch als gedacht: Seit der ersten „Megatrends“-Studie von 2014 haben sich demnach die weltweiten Kapazitäten beim Windstrom verdoppelt und bei der Photovoltaik vervierfacht, ein Großteil der Investitionen in neue Energien fließen in den Ökostrom, die Preise sind so rapide gefallen, dass in vielen Gegenden grüne Energie am günstigsten ist. „Wir dachten, wir schrei­ben nur ein Update unserer Arbeit von 2014“, sagt Rosenkranz, „aber es hat sich vieles so schnell verändert, dass wir einen ganz neuen Report schreiben mussten.“

Ohne Digitalisierung, keine Energiewende

Die Revolution der erneuerbaren Energien sei „unumkehrbar“, schreiben sie – und erteilen der aus ihrer Sicht gefährlichen und teuren Atomenergie auf globaler Ebene eine Absage. Obwohl der Trend in die richtige Richtung gehe, sei das Tempo viel zu langsam, mahnen die Autoren. Dabei sei die Energie der Zukunft dezentral und eröffne Chancen auf mehr Gerechtigkeit, weil ärmere Länder mit Hilfe aus den Industriestaaten selbst kostengünstig Strom produzieren und sogar exportieren könnten.

Klar sei auch: Die Energiewende brauche Wasserstoff, der mit Ökostrom erzeugt wird. Und: Ohne Digitalisierung werde es keine Energiewende und keinen Abschied vom Kohlenstoff geben – da müsse in Deutschland noch viel geleistet werden.

Deutschland und die EU müssten ihre ehrgeizigen Pläne zur Klimaneutralität dringend umsetzen, mahnt Viviane Raddatz vom WWF: „Noch können wir die globale Energiewende bis 2050 schaffen und die Klimakrise eindämmen.“ VertreterInnen der Industrieverbände BDI und BDEW fordern von der neuen Regierung schnelle Maßnahmen: Eine „Infrastruktur in ganz anderem Tempo“ als bisher zu bauen, die Genehmigungsverfahren für Wind- und Solarparks zu straffen, Leitungsnetze schnell und effektiv zu bauen und die Strompreise durch weniger Steuern und Abgaben zu senken. Denn der Bericht stellt fest: Deutschland hat „seine Rolle als Vorreiter und Treiber der globalen Energiewende wegen der Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit verloren und muss sie nun neu definieren“.

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12 Kommentare

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  • "Ohne Digitalisierung werde es keine Energiewende und keinen Abschied vom Kohlenstoff geben – da müsse in Deutschland noch viel geleistet werden."

    Kann das jemand mal für Blöde erklären? Was leistet die Digitalisierung für die Energiewende?

    Elektronische Geräte verbrauchen Strom und sind schon in der Herstellung umweltschädlich. Das Internet ist heutzutage schon mit mindestens 5 % am weltweiten Stromverbrauch beteiligt.

    Mir fällt dazu nur ein, daß ich jetzt einen digitalen Stromzähler im Keller habe, dessen Eigenenergieverbrauch deutlich höher liegt als beim alten mechanischen Zähler. Dafür kann mein Stromverbrauch viertelstundengenau auch noch Jahre später analysiert werden. Wozu? Mein Tagesablauf geht niemanden etwas an!

    Ich hoffe, daß Grüne und F.D.P. durchsetzen, daß man wieder zurück zum stromsparenden, datenschutzfreundlichen, analogen Zähler darf.

    • @Yvvvonnne:

      z. B. bei der Integration von Erneuerbaren Energien in das Stromversorgungssystem, beim Einsatz smarter Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik zur Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen in Gebäuden und Produktion oder bei der Minderung von verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen durch die verstärkte Nutzung von Videokonferenzen.

  • Spätestens seit ich „Don‘t look up“ gesehen habe, zweifle ich endgültig daran, dass die Menschheit die Kurve noch kriegt.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Es ist nicht so wichtig, ob Deutschland nun an der Spitze steht oder nicht.



    Wichtig ist, dass wir Beispiel geben und die neue Technologie eine nachhaltige Wirkung auf andere Länder hat.

    Die Schweizer haben z.B. einen Zement erfunden, der anstatt gebranntem Kalk (gebrannt bei 1400 °C) nun Ton, der überall zu finden ist (bei 800°C), verwendet.



    Die Eigenschaften, wie etwa Bruchfestigkeit etc., sind gleich.

    Da die Zementwerke weltweit einen großen Faktor bei der CO2-Emission ausmachen, ist diese ein sensationeller Erfolg. Es gibt schon einige Kooperationspartner und die halbe Welt ist tatsächlich interessiert, denn es spart nicht nur Geld sondern jede Menge Energie!!!



    Das ist es, was wir brauchen. Solche Ideen und v.a. die schnelle Umsetzung!



    Macht Druck auf China und die USA. Hört auf mit dem Wettrüsten und investiert in den Klimaschutz. Aber eher kommt der Weihnachtsmann zu uns als das passiert - es sei denn, es ist ein Wahnsinnsgeschäft. Und lasst den Quatsch, die SUV-Fahrer steinigen zu wollen.

    • @47202 (Profil gelöscht):

      Ich kann jedes Wort von Ihnen unterschreiben!

      Insbesondere der Wert von technologischen Entwicklungen wird häufig unterschätzt, weil sich viele Menschen nicht vorstellen können, wie gewaltig die Potentiale sind. Hier gilt es einserseits Überzeugungsarbeit zu leisten und andererseits die Rahmenbedingungen (z.B. Finanzierung, Infrastruktur, rechtliche Situation) für schnelle, effektive Entwicklungen zu verbessern.

    • @47202 (Profil gelöscht):

      "Es ist nicht so wichtig, ob Deutschland nun an der Spitze steht oder nicht."

      In der Tat.



      Es ist evident und beklagenswert, das Deutschland durch die lobbygetriebene Politik von Gabriel und Altmayer endgültig den Anschluß an die Spitzentechnologie bei Erneuerbaren verloren hat.

      Wir können und sollten (!) also keinesfalls Vorbild für andere sein.

      Stattdessen müssen wir nun demütig von anderen Ländern lernen:



      Von Dänemark, wie man die Wärmewende schafft.



      Von Holland, DK, Frankreich wie man die Verkehrswende schafft.



      Von Spanien, wie man Großstädte klimafreundlich umgestalten kann.



      Und von der Schweiz, wie man in TQ&B Eisenbahntunnel baut und nun auch noch die Betonproduktion.



      usw...

      • 4G
        47202 (Profil gelöscht)
        @neu_mann:

        Genau. Allerdings bei Spanien habe ich so meine Bedenken. Ich war vor 3 Jahren mal im Spätsommer in Sevilla.



        Eigentlich kann man zu dieser Jahreszeit dort nicht mehr leben - unerträgliche Hitze.

        • 0G
          05867 (Profil gelöscht)
          @47202 (Profil gelöscht):

          So weit ich weiß haben die Spanier in Barcelona was gemacht ...

    • @47202 (Profil gelöscht):

      "Die Schweizer haben z.B. einen Zement erfunden..."



      a) Gähn. Tonerde(schmelz)zement gibt es seit Jahrzehnten ("Ciment Fondu Lafarge") und in jedem Baustoffhandel.



      Für tragende Konstruktionen nicht geeignet, da mangels Calciumoxid nicht alkalisch genug, um die Stahlbewehrung vor Korrosion zu schützen. Kann man nehmen, wenn man Brücken schnellstmöglich zum Bröckeln bringen will.



      b) Die meisten "genialen" Erfindungen haben einen Haken, den der Erfinder tunlichst nicht erwähnt.

      • 4G
        47202 (Profil gelöscht)
        @sollndas:

        OK, im Bericht wurde das als "die" Neuerung dargestellt. Auch beim Bruchversuch zeigten sich die gleichen Werte wie bei Beton mit calciumoxidhaltigem Zement.

        Ein Link dazu wäre interessant!



        Wahrscheinlich haben sie recht, dass der "Tonzement" nicht für alle Bauwerke geeignet ist. Aber beim Stahl ist das ja genauso!

      • @sollndas:

        Schlauer ist es ganz ohne Beton zu bauen - spart nicht nur Energie, sondern auch massiv Wasser und ist bei vielen Konzepten getrennt rückbaubar ohne riesige nicht weiter verwertbare Schuttberge die meist nur noch in Löchern abgelagert werden. Es gibt zwar schon Versuche den Betonabbruch in eine Kreislaufsystem einzubinden, das ist aber aber auch nur wieder ein downcycling.

        • 4G
          47202 (Profil gelöscht)
          @Sonnenhaus:

          Naja, erzählen sie das mal den Hurricane-Opfern z.B. in den USA, die ja nach wie vor an ihren Holzschachteln festhalten.

          Allerdings stimmt es, wenn man nicht gerade in einem gefährdeten Gebiet wohnt, aber wer weiß das schon in der heutigen Zeit.



          Im Ahrtal wären die Holzbuden in Nullkommanix durch die Wassermassen zerbröselt.



          Also es kommt immer darauf an.

          Betonrecycling finde ich auch gut.