Vorwurf der Tierquälerei: Skandalschlachthof verliert Bio-Siegel
Videos zeigen die Misshandlung von Rindern. Mit dabei: drei Mitarbeiter des Oldenburger Veterinäramts. Das Amt bestätigt den Vorfall.
Das Laves beruft sich auf die Öko-Verordnung 834/2007 der Europäischen Union. Sie verlangt: „Ein Leiden der Tiere […] ist während der gesamten Lebensdauer der Tiere sowie bei der Schlachtung so gering wie möglich zu halten.“ Eine andere EU-Vorschrift ermöglicht den Kontrollstellen und Behörden, bereits im Verdachtsfall einzuschreiten.
Der Verein Deutsches Tierschutzbüro hatte heimlich aufgenommene Bilder aus dem Rinderschlachthof veröffentlicht. Sie zeigen, dass Tiere mangelhaft betäubt wurden und deshalb große Schmerzen erlitten. Zudem wurden Rinder sehr häufig mit Elektroschockern traktiert, obwohl dies nur in begrenztem Ausmaß zulässig ist.
An einigen Misshandlungen sollen den Tierschützern zufolge sogar Mitarbeiter des Veterinäramts beteiligt gewesen sein, die eigentlich die Schlachtungen kontrollieren müssen. Am Dienstagabend bestätigte die Stadt Oldenburg, „dass drei städtische Veterinäre auf dem Bildmaterial zu sehen sind“. Diese würden jetzt befragt.
Der durch ähnliche Vorwürfe der Organisation Ariwa aufgefallene Schlachthof im brandenburgischen Hakenberg dagegen hat weiter sein Öko-Zertifikat. „Die hier verpflichtete Kontrollstelle Grünstempel muss schauen, ob weitere Maßnahmen in Bezug auf die Biozertifizierung ergriffen werden müssen“, teilte das Agrarministerium in Potsdam der taz mit. Die Behörden könnten ohne einen „aktuellen schriftlichen Prüfbericht“ keine Sanktionen veranlassen. Allerdings dürfe das Unternehmen derzeit überhaupt keine Tiere schlachten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste