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Vorstoß für Park-FlatrateFDP leitet den Auto-Wahlkampf ein

Mit Äußerungen gegen das Bürgergeld und fürs Autofahren versuchen sich die Liberalen zu profilieren. Kritik kommt auch von unerwarteter Seite

Parken oder nicht parken, das ist hier die Frage Foto: Sina Schult/dpa

Berlin taz | Mit Forderungen nach mehr Autos in den Städten und Kürzungen beim Bürgergeld ist die FDP auf volle Breitseite gegen ihre Koalitionspartner gegangen. Dabei wollte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am Montag den Präsidiumsbeschluss seiner Partei mit dem Titel „Eine Politik für das Auto“ gar nicht als Angriff gegen Grüne und SPD verstanden wissen. Kritik an dem Vorstoß der Liberalen, die kostenfreie Parkplätze in Städten forderten, kam unterdessen auch vom ADAC.

„Diese Veranstaltung ist eine Veranstaltung der Partei, der FDP“, sagte Djir-Sarai nach der Präsidiumssitzung seiner Partei und den dort beschlossenen Plänen zur Autopolitik. Auch SPD und Grüne würden sich innerhalb der Koalition parteipolitisch profilieren, so der Generalsekretär. Die Pläne zum Autofahren stellte der FDP-Spitzenkandidat zur Brandenburger Landtagswahl, Zyon Braun, vor – er hoffte so wohl auf Resonanz im Wahlkampf.

„Das Beste, was die Parteien der Mitte machen können, ist die Unterschiede deutlich zu machen“, sagte Braun. Dies müsse ja nicht gleich einen Streit bedeuten. Doch gerade beim Thema Bürgergeld haben die Koalitionäre eine kurze Zündschnur. FDP-Fraktionschef Christian Dürr hatte am Montag in der Bild-Zeitung wegen der zurückgegangenen Inflation bei den Sozialbezügen eine „Anpassung nach unten“ gefordert.

Martin Rosemann, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, forderte die Liberalen daraufhin auf, „nach fast drei Jahren“ endlich in ihrer „Rolle als Teil einer Regierungskoalition“ anzukommen. Auch aus dem SPD-geführten Arbeitsministerium hieß es, die Erhöhung der Bürgergeld-Sätze seien gemäß gesetzlicher Vorgaben erfolgt. Es gebe hierbei kein Ermessensspielraum.

FDP will eine interne Arbeitsgruppe einrichten

Mit ihrem Autokonzept wiederum sprechen sich die Liberalen für kostenlose Parkplätze in den Innenstädten aus. Wo dies nicht möglich sei, fordert die Partei ein „deutschlandweites Flatrate-Parken, ähnlich dem digitalen 49-Euro-Ticket“. Kritik an diesem Vorstoß kam vom ADAC. „Pull-Effekte für Pkw sollten vermieden werden, um bestehende Verkehrsprobleme nicht zu verschärfen“, sagte eine Sprecherin des Automobilclubs am Montag der taz. Grundsätzlich müssten verkehrspolitische Maßnahmen dazu beitragen, „Mobilität zu ermöglichen, Klimaschutz zu stärken und die Verkehrssicherheit zu erhöhen“.

Dabei bewertet der Autoverband auch das Thema Fahrradstraßen anders als die liberale Partei. „Fahrradstraßen leisten einen guten Beitrag, die Verkehre stärker zu trennen und so die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen“, erklärte die ADAC-Sprecherin. In dem FDP-Beschluss heißt es dagegen, „die vollständige Sperrung von Straßen aus ideologischen Gründen“ sorge für die Verlagerung von Verkehr und werde „konsequent abgelehnt“. Die Liberalen fordern hohe Hürden für die Einrichtung von Fahrradstraßen oder Fußgängerzonen.

Wenn man wolle, dass in den Städten der Einzelhandel erfolgreich sei, müsse man den Autoverkehr stärken, sagte der brandenburgische Spitzenkandidat Braun. Er argumentierte, dass Autofahrer ohne Bahnanschluss auch das 49-Euro-Ticket mitfinanzierten und so umgekehrt auch ein Anrecht darauf hätten, in ihren Belangen unterstützt zu werden.

Wie die FDP ihre Ziele weiterverfolgen wollte, war zunächst unklar. Fragen rund um die Parkraumbewirtschaftung fallen in Deutschland in der Regel unter die Zuständigkeit der Kommunen. In Zukunft werde eine FDP-Arbeitsgruppe an einer Umsetzung der Vorschläge arbeiten, sagte Braun.

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20 Kommentare

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  • Ich muss sagen,



    die FDP kommt in letzter Zeit mit wirklich guten Vorschlägen.



    Neustes Beispiel: Laut einem internen Papier der Liberalen soll das Entwicklungsministerium aufgelöst und in das Auswärtige Amt eingegliedert werden.



    Als positiver Nebeneffekt würde damit mit Svenja Schulze eine weitere Arbeitskraft dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden.

  • Fortschritt oder Rückschritt, oder beides?



    Was uns selbstverständlich vorkommt, ist es gar nicht.



    Verkehrsexperte Prof. Dr. Andreas Knie:



    "Innenstädte müssten also lebendiger werden, mehr Platz für Gastronomie und Handel schaffen, klimafreundlicher werden. Dabei sei eine zentrale Maßnahme, den ruhenden Verkehr einzuschränken, also parkende Autos. Für den ohnehin fließenden Verkehr gelte das aber nicht. Laut Knie sei es gar ein „Systemfehler“, dass Autos überall abgestellt werden können. „Das war bis 1966 auch übrigens gar nicht legal“, so Knie. „Vorher war es nicht möglich, ein Auto dauerhaft im Straßenraum abzustellen. Wer ein Auto besitzen wollte, musste vielerorts zunächst einen Stellplatz ausweisen.“ Es folgte das sogenannte Bremer Laternen-Urteil von 1966, dass das Abstellen von Autos im öffentlichen Raum legalisierte."



    Quelle merkurist.de

  • Sofern die Parken-Flatrate 4.900 € pro Jahr kosten würde, käme ein JA von mir.

    Lächerliche 13,42 € pro Tag kann sich nun wirklich jeder FDP-Wähler aufgrund seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gönnen.

  • Die rhetorisch gewandte Führungsriege der Liberalen hat vielleicht unfreiwillig einen Kunstgriff erster Güte präsentiert, bei erdrückender Eindeutigkeit musste bei uns früher auch immer eine(r) pro forma die Gegenseite repräsentieren und "in die Bütt". Das war dann oft wenig wirklich überzeugend, wenn nicht stümperhaft.



    Insofern vielen Dank für so viel Inspiration.



    /



    "In der Erwachsenenpädagogik ist Diskussion oft zentraler Bestandteil der Lehre. Sie fördert nicht nur den kritischen und mehrperspektivischen Blick auf Inhalte und Themen sondern auch aktives Zuhören, Abwägen und Argumentieren - also ein in Kontakt treten. Es gibt zahlreiche Methoden, die Diskussionen in Gang bringen. Mit der Methode "Advocatus Diaboli" soll durch das gezielte Aussprechen der Gegenargumente die Perspektive auf ein Thema erweitert werden."



    Quelle erwachsenenbildung.at



    🤔😉

  • "Einrichtung von Fahrradstraßen oder Fußgängerzonen: Diese sollten „nur mit einem schlüssigen Gesamtkonzept und unter Einbezug der Anwohner und unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Interessen der anliegenden Gewerbe...“

    Und bitte: was ist daran falsch oder kritikwürdig, wenn man vorher drüber nachdenkt und fragt, ob und welchen Sinn so eine Fahrradstraße hat und welche Auswirkungen es auf die Bürger hat?

    Man kann natürlich auch einfach Straßen für Autos sperren. Kann man machen. Damit die Bürger am eigenen Leibe erfahren, was Warten und Geduld heißt. Oder die Emissionen bei Stau in einem Stadgebiet richtig hoch werden, so dass man (Diesel-)Fahrverbote verhängen kann.

    Freies Parken allerdings: Wie blöde ist das denn?

    Schlüssige Gesamtkonzepte für den Verkehr in einer Stadt: das ist nicht blöde.

    • @EIN MANN:

      Auch sie blenden in ihrem Kommentar aus, dass es sehr viele Menschen gerade in der Großstadt gibt, die weder Führerschein noch Auto haben bzw sich das gar nicht leisten können und implizieren, dass jeder, der in der Stadt wohnt, ein Interesse daran hat, dass es viel Autoverkehr gibt.



      Das Gegenteil ist der Fall. Wie kann es sein, dass man sich am Beispiel Berlin so sehr für Autos in der Stadt einsetzt, während 70 % gar kein Auto besitzen und 30 % den größten Teil des öffentlichen Raums für sich beanspruchen? Ist das fair und sozial verträglich in ihren Augen? Es muss einfach mal insgesamt ganz krass kapiert werden, dass Autos kein vorrangig natürliches Recht oder Grundrecht auf den öffentlichen Raum haben Ein Fußgänger oder ein Radfahrer hat genau den gleichen Anspruch auf den öffentlichen Raum wie ein Autofahrer. In der Praxis dominiert aber das Autos allen öffentlichen Raum, stellt ein sehr hohes Sicherheitsrisiko und tägliche Lebengefahr, besonders für vulnerable Gruppen dar. Übertragen auf die Politik würde man das Diktatur nennen. Der Ansatz der Diskussion sollte nicht sein, wohin mit den Autos, sondern komplett raus mit Autos aus den Städten! Es ist nur Bequemlichkeit.

  • Die FDP hat offensichtlich panische Angst bei der nächsten Bundestagswahl unter 5 Prozent zu rutschen. Deshalb fällt den "Strategen" der Partei ein Unsinn nach dem anderen ein. Hauptsache in der Bildzeitung groß rauskommen.

  • Ich finde die Flatrate Idee nicht schlecht.

    Jeder Fahrzeugbesitzer hat, entsprechend Grundfläche seines Fahrzeugs, zwingend Straßennutzungsmiete zu zahlen, neben der KFZ Steuer natürlich. Könnte man ähnlich Mautpickerl machen.

    Bemessen an den höchsten Mietpreisen in Deutschland also so Verfahren wie bei Strompreisen (Merit-Order-Prinzip)

    Das sollte genügend Geld in die Kassen spülen. Wenn sich jemand Beschwert kann man dann immer auf den FDP Fetisch "Unsichtbare Hand des Marktes" verweisen, gibt ja Konkurrenz ÖPNV und 49€ Ticket als Alternative.

  • Wahlkampfgedöns und politischer Galgenhumor für alle. FDP - wer war das gleich nochmal?

  • Wenn dem ADAC die FDP- Verkehrspolitik zu reaktionär ist...



    Chapeau ! 😃

  • Wie viel Watschen wollen sich die eigentlich noch abholen? Erst der Chef von Ford, jetzt der ADAC.



    Was kommt als nächstes? Der Bund der Steuerzahler hält die Fiskalpolitik der FDP für unseriös?

    • @Hoehlenmensch:

      Naja - also mal ganz offen und ehrlich.



      Wenn sich in dieser Regierung irgendjemand Watschen abgeholt hat, dann vor allem die Grünen und in erheblichem Maße auch die SPD.



      Die FDP ist in dieser Regierung der Anker der Vernunft!

      • @Andere Meinung:

        Die FDP ist in dieser Regierung der Anker der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Überholt, und komplett unfähig, die aktuellen Probleme auch nur zu begreifen.

      • @Andere Meinung:

        Richtig.



        Die kleine widerspenstige FDP verhindert durch ihre Verankerung im Gestern, dass dieses Land vernünftig vorwärts kommt.

      • @Andere Meinung:

        Beispiele?

      • @Andere Meinung:

        Hat die Lockerung des Cannabis-Gesetzes also doch schon Wirkung!? Oder wie kommt man sonst dazu, den Begriff Vernunft und FDP in einem Satz zu erwähnen?? Dieser "Vernunft"-Anker ruht auf dem Meeresgrund und verrottet dort hoffentlich bald.

      • @Andere Meinung:

        Das schreiben Sie jetzt auch nur, um Ihrem Nickname gerecht zu werden, oder?

        Wie kann man die FDP als "Anker der Vernunft" bezeichnen? Diese FDP macht Klientel-Politik für eine sehr kleine Gruppe von Deutschen und ihr geht dieses Land am Hintern vorbei. Es geht bei solchen "Vorstößen" um nicht mehr als den armseligen Versuch, doch noch genug Stimmen für die 5%-Hürde zusammenzukratzen.

      • @Andere Meinung:

        Können Sie Ihre Aussage in irgendeiner Form auch Begründen?

      • @Andere Meinung:

        Sehr witzig. Tempolimit, Vermögensteuer und Schuldenbremse sind drei Beispiele für extrem unvernünftige Positionierungen der F.D.P. Aber wenigstens eine Partei, die die wirklichen Nöte der Menschen vertritt wie Autofahren. Glauben Sie das wirklich?

  • "ADAC kritisiert Auto-Pläne der FDP "



    Ein vernichtenderes Urteil als dieses ist wohl kaum denkbar.