Vorsätzliche Corona-Ansteckung: Husten? Wir haben ein Problem
Absichtliches Anhusten kann momentan gefährlich sein. Jusitz und Polizei gehen hart dagegen vor. Das wünscht man sich auch beim Thema Rassismus.
Zwei Beispiele: Ein 19-Jähriger hatte einen Busfahrer angespuckt und behauptet, er sei mit Covid-19 infiziert. Und das, weil seine Fahrkarte nicht aufgeladen war und der Fahrer ihn deshalb aufgehalten hatte. Urteil: 450 Euro Wiedergutmachung an den Fahrer und acht Wochen Gefängnis.
Ein 23-Jähriger fuhr mit seinem Auto zu schnell und in Schlangenlinien. Als die Polizei ihn anhielt und der Mann einen Alkoholtest verweigerte, hustete er den Beamten ins Gesicht. Nach Angaben des Gerichts sagte er: „Ich habe das Coronavirus und ihr jetzt auch.“ Urteil: jeweils 350 Euro Schmerzensgeld für die Beamten und zehn Wochen Gefängnis. Mit dem Urteil wolle er ein Zeichen setzen, sagte der Richter. „Gerade jetzt verdienen unsere Hilfskräfte unseren Schutz“, heißt es außerdem im Urteil.
In Großbritannien sieht es ähnlich aus. Dort droht eine Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren, wer eine Covid-19-Infektion vorgibt oder Menschen absichtlich mit seiner feuchten Aussprache in Berührung bringt. Und in Deutschland? „Anspucken und ‚Corona‘ rufen ist kein Spaß – Wir verfolgen das konsequent“, twitterte die Polizei Mannheim. Bislang wird das bundesweit als Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz geahndet. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Montag, Anspucken oder Anhusten werde man auch als gefährliche Körperverletzung ahnden. Die Bereitschaft, hart durchzugreifen, scheint also da zu sein.
Nur mal zur Erinnerung: Seit sich das Coronavirus ausbreitet, berichten als asiatisch gelesene Menschen in Deutschland von Spuck- und Hustattacken oder verbalen Angriffen. Selten wurde da eingeschritten, geschweige denn wurden die Fälle strafrechtlich verfolgt. Dabei war das Motiv ziemlich eindeutig: Rassismus. Aber das reichte wahrscheinlich nicht aus, um hart durchzugreifen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht