piwik no script img

Vorläufiges Ende der Münzgeld-ToilettenNur noch bargeldlos

Die meisten öffentlichen Toiletten in Berlin können in den nächsten sechs Monaten nur noch bargeldlos benutzt werden. 50 Toiletten werden kostenlos.

Bald meist nur noch mit Kreditkarte oder Apple Pay zu benutzen: eine von 280 Berliner Toiletten Foto: Paul Zinken/dpa

Berlin taz | Die Benutzung eines Großteils der öffentlichen Toiletten in Berlin wird bald vorerst nur noch mit Kreditkarte, Girokarte oder Smartphone möglich sein. Das verkündete die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz am Montag. Am selben Tag hat die nach Vertrag zuständige Wall GmbH bereits angefangen, die Toiletten für den bargeldlosen Betrieb umzurüsten. Dieser Prozess soll in den nächsten Wochen für 230 der 280 von Wall betriebenen Toiletten abgeschlossen sein.

Die übrigen 50 Toiletten sollen probehalber bis Mitte Februar 2023 kostenlos werden. Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken Katalin Gennburg zeigt sich von der schnellen Umrüstung überrascht und kritisiert diese scharf. Durch den Wegfall des Münzbetriebs werde ausgerechnet den Menschen der Zugang zu einem großen Teil der öffentlichen Toiletten verwehrt, die am häufigsten auf diese angewiesen seien, nämlich Ältere und Obdachlose. „Dadurch wird ein weiterer sozialer Ausschluss geschaffen, da hilft die Testphase der kostenlosen Toiletten überhaupt nicht,“ sagte Gennburg der taz.

Das Vorgehen der Senatsverwaltung werfe die Frage auf, ob sie öffentliche Toiletten hauptsächlich als Teil der touristischen Infrastruktur betrachte oder als Alltagsorte aller Ber­li­ne­r:in­nen. Das müsse in der Koalition ernsthaft diskutiert werden. Die Ankündigung der Senatsverwaltung habe diesbezüglich einen bitteren Beigeschmack.

Laut dieser erfolgt die Umstellung auf den bargeldlosen Betrieb als Antwort auf eine seit Dezember 2021 andauernde Einbruchsserie in die Berliner Toiletten. Inwieweit dieser damit entgegengewirkt werden konnte, soll nach Ablauf der sechsmonatigen Probephase ausgewertet werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • "Laut dieser erfolgt die Umstellung auf den bargeldlosen Betrieb als Antwort auf eine seit Dezember 2021 andauernde Einbruchsserie in die Berliner Toiletten. Inwieweit dieser damit entgegengewirkt werden konnte, soll nach Ablauf der sechsmonatigen Probephase ausgewertet werden."

    Na, ich weiß ja nicht, ob man Gelddiebstählen wirklich Herr wird, man man einfach kein Geld vor Ort hat. Dementsprechend gespannt bin ich auf die Auswertung! Dabei sollte sich die Verwaltung aber auch ruhig Zeit lassen, solche schwierigen Fragestellungen lassen sich nur mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt beantworten!

  • Pecunia non olet.

    Das ist doch eine großartige Sache!



    Ich hätte da noch eine bessere Idee: Die Stadt soll Pinkeltaler verkaufen.



    Das Stück zu 50 ¢.



    Erhältlich nur Freitags zwischen 11:00 und 11:30 Uhr im am weitesten entfernten städtischen Büro. Dann halten die Klos auch länger.

    Im Grunde gibt es doch kaum 'was perfideres wie das Gehampel um die öff. Toiletten allerorts:

    Erst erklärt man Wasserlassen in der Öffentlichkeit zu einer Ordnungswidrigkeit und dann schafft man die Klohäuschen ab oder macht sie teuer oder sie sind "angeblich" seit Jahren defekt weil es keine Ersatzteile gibt.

    Und zum Schluß schickt man Gestalten in netten Uniformen 'rum die bei den angeblichen Wildpinklern abkassieren.

    Und mal so ganz am Rande: Es kann mir doch niemand erzählen, dass die krebsartige Ausbreitung von "Wall" in mehr und mehr Städten mit rechten Dingen zugeht ...



    de.wikipedia.org/w...Wall_(Unternehmen)

  • Ahja, das Institut zur Förderung des öffentlichen Vandalismus hat einen neuen Wirkungsbereich für sich entdeckt.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Wieviel wird denn abgebucht? 50 Cent plus 4,50 € Gebühr?



    Diese wichtige Info fehlt.