Vorfall in Mannheim: Autofahrer rast durch Fußgängerzone
Zwei Menschen sterben durch Raser in Mannheims City. Ermittler vermuten psychische Erkrankung des Täters. Der ist wegen rechter Hatespeech verurteilt.
Laut Strobl saß ein 40 Jahre alter Deutscher am Steuer des Wagens. Er sei festgenommen worden und liege verletzt in einer Klinik. Die Ermittler gehen nicht von weiteren Tätern aus.
Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes eingeleitet, sagte Romeo Schüssler, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim bei einer Pressekonferenz am Abend.
Ermittler vermuten psychische Erkrankung des Täters
Der Täter, ein Landschaftsgärtner, wohne in Ludwigshafen, so der Staatsanwalt. Er sei in Baden-Württemberg geboren. Man habe bisher keine Anzeichen dafür, dass es ein politisches Motiv für die Tat gebe. Vielmehr gebe es Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Mannes, weshalb sich die Ermittler auf diesen Aspekt konzentrierten, teilte der zuständige Staatsanwalt mit.
Der Mann habe eine Social-Media-Präsenz auf verschiedenen Kanälen, die jetzt gesichert würde, so Staatsanwalt Schüssler. Die Ermittlungen liefen weiter auf Hochdruck. Es habe aber keine Hinweise oder Ankündigungen gegeben, dass er so eine Tat plane.
Geldstrafe wegen rechtsextremem Kommentar auf Facebook
Auf welt.de war am Nachmittag berichtet worden, dass der Halter des genutzten Fahrzeuges einmal wegen des Zeigens verfassungswidriger Symbole aus dem Bereich des Rechtsextremismus aufgefallen sei. Darauf angesprochen, sagte der Staatsanwalt, der Täter habe mehrere Vorstrafen, auch wegen Körperverletzung, die aber lange Jahre zurücklägen.
Der letzte Fall sei 2018 gewesen. Da sei er wegen „Hatespeech“ auf Facebook zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er auch bezahlt habe. Es sei um den Kommentar zu einem Bild aus dem genannten Bereich gegangen, sagte der Staatsanwalt. Man könne derzeit aber nicht beurteilen, ob da „eine Gesinnung oder Dummheit“ dahinterstecke, sagte der Staatsanwalt. „Natürlich haben wir das im Blick“. Aber bisher gebe es keine weiteren Hinweise in diese Richtung. Zur Stunde werde aber noch seine Wohnung durchsucht.
Raser in schnurgerader Fußgängerzone
Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben gegen 12.15 Uhr am zentralen Paradeplatz. Das Auto sei mit hohem Tempo über mehrere hundert Meter durch die Haupteinkaufsstraße Planken gerast, sagten die Ermittler.
Die Planken sind eine breite Fußgängerzone, in der auch Straßenbahnen verkehren. Ein Video aus einer Überwachungskamera zeigt, wie der Kleinwagen, ein schwarzer Ford Fiesta, mit hohem Tempo über die Gleise in der Straße rast. An dieser Stelle waren zum Glück keine Passanten auf der Straße. Im Internet verbreitete Bilder zeigten mutmaßlich Verletzte an mehreren Stellen der insgesamt rund einen Kilometer langen Straße.
Die Mannheimer Innenstadt ist schachbrettmusterartig angelegt. Fast alle Straßen sind schnurgerade, ohne Kurven. Der Fahrer ist offenbar in westlicher Richtung hindurch gerast und hat anschließend versucht, Richtung Ludwigshafen zu flüchten. Fotos zeigen, dass das stark beschädigte Fahrzeug an einer Auffahrt zu den Rheinbrücken von der Polizei gesichert wurde.
Erst verlassenes Auto gefunden, dann den Täter
Man habe einen Tatverdächtigen im Laufe der Fahndung festgenommen, hatte ein Polizeisprecher bereits am Mittag gesagt. Am Abend hieß es, man habe zunächst das verlassene und demolierte Fahrzeug bei den Rheinbrücken gefunden. Wenig später sei der Mann im Bereich der Hafenstraße festgenommen worden.
Laut mehreren Medienberichten soll der Mann sich vor der Festnahme mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. Am Abend bestätigten die Ermittler, dass es einen Befund gebe, der auf entsprechendes hinweise.
Polizei: Mannheimer Innenstadt meiden
Die Polizei hatte am Mittag die Bürgerinnen und Bürger gebeten, die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. Sie hatte im Warndienst Katwarn eine „lebensbedrohliche Einsatzlage“ gemeldet. Gegen 15 Uhr hatte die Polizei vermeldet, dass die Kontrollmaßnahmen in Ludwigshafen wieder eingestellt worden seien.
In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Der aus Saudi-Arabien stammende Mann hatte mehrfach Sympathien mit der rechtsextremen AfD geäußert.
Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat.
Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.
Karnevalsumzug war am Sonntag
Anders als in anderen Städten in Rheinnähe gibt es in Mannheim keinen großen Karnevalsumzug am heutigen Montag. Der Fasnachtsumzug Mannheim-Ludwigshafen war bereits am Sonntag durch die Stadt gezogen. Es waren Hunderttausende Besucher:innen vor Ort.
In der Innenstadt wird auf den Planken aber seit Donnerstag der beliebte Fasnachtsmarkt gefeiert. Er hätte am morgigen Dienstag mit der Straßenfasnacht seinen Höhepunkt haben sollen. Sie wurde jedoch mittlerweile abgesagt, genau wie weitere für Dienstag geplante Umzüge in Mannheim. Auch der Fasnachtsmarkt bleibt geschlossen.
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) ordnete Trauerbeflaggung an den städtischen Dienstgebäuden an. „Diese abscheuliche, unmenschliche Attacke auf friedliche Menschen erschüttert uns alle zutiefst“, sagte er.
Anm. der Redaktion: Dieser Text wurde und wird im Laufe des Tages aktualisiert.
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