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Von Trump angezettelter HandelsstreitEU zögert mit Antwort auf US-Zölle

US-Präsident Donald Trump hat Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte verhängt. Das trifft auch die EU. Doch die setzt offenbar noch auf Verhandlungen.

Idyllisch: Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg Foto: Michael Probst/ap

Brüssel taz | Eigentlich hatte die EU eine schnelle und harte Reaktion auf neue US-Zölle versprochen. Nun machte US-Präsident Donald Trump Ernst: In der Nacht zu Dienstag verhängte er Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminiumimporte – EU-Exporte inklusive. Doch Europas Antwort lässt auf sich warten.

Die EU werde „entschiedene und verhältnismäßige Gegenmaßnahmen“ ergreifen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag. Doch wie diese aussehen, ließ sie offen. Ihre Begründung: Es lägen noch nicht alle Details aus Washington vor. Außerdem wolle man sich nicht drängen lassen: „Es ist Teil unserer Antwort, wann wir antworten“, so von der Leyens Sprecherin.

Es kann also noch dauern, bis sich die EU wehrt. Ein mögliches Datum ist Anfang März – dann soll Trumps Zollhammer in Kraft treten. Ein weiterer möglicher Termin ist der 1. April, wenn ein noch mit Ex-Präsident Joe Biden getroffenes Stillhalteabkommen ausläuft. „Das führt automatisch zum Wiedereinsetzen der Gegenmaßnahmen“, warnt Bernd Lange, der Chef des Handelsausschusses im Europaparlament.

Bei diesen Gegenmaßnahmen geht es um Zoll-Aufschläge auf Erdnussbutter, Bourbon-Whiskey, Levi’s-Jeans und Harley-Davidson-Motorräder, die die EU bereits während Trumps erster Amtszeit vor vier Jahren verhängt hatte. Allerdings waren das eher harmlose Nadelstiche, die Trumps Anhänger in republikanischen Wahlkreisen treffen sollten. Diesmal könnte Brüssel härter zuschlagen.

Ich hoffe, dass uns der Irrweg von Zöllen und Gegen­zöllen erspart bleibt

Olaf Scholz, Bundeskanzler

Im Gespräch ist, weitere ­US-Produkte mit Zöllen zu belegen. Eine fertige Liste liegt angeblich seit Monaten in den Schubladen der EU-Kommission. Denkbar wäre auch, das noch relativ neue „Anti-­Erpressungs-Instrument“ einzusetzen. Es war ursprünglich eingeführt worden, um Druck aus China abzuwehren. Nun könnte die EU es auch gegen Trump einsetzen.

Doch die EU-Kommission zögert. Handelskommissar Maroš Šefčovič sagte, in einem Handelsstreit könnten beide Seiten nur verlieren. Zölle auf EU-Exporte seien „angesichts der tief integrierten Produktionsketten“ mit den USA schädlich für die Wirtschaft. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) hofft noch auf eine Einigung. Am Montag hatte Scholz erklärt, die EU könne innerhalb einer Stunde auf die Zölle reagieren. Doch am Dienstag bremste er: Als Exportnation wäre Deutschland von einem Handelskrieg besonders betroffen. „Ich hoffe, dass uns der Irrweg von Zöllen und Gegenzöllen erspart bleibt“, so Scholz.

Nimmt Brüssel also Rücksicht auf Berlin? Setzt von der Leyen auch jetzt noch auf Verhandlungen? Am Dienstag wollte sie sich am Rande des KI-Gipfels in Paris mit US-Vizepräsident J. D. Vance treffen. Bei den Gesprächen könne es auch um den Handel gehen, hieß es.

Für die Europäer geht es diesmal nämlich nicht nur um Zölle auf Aluminium und Stahl. Es geht auch um Flüssiggas und Kriegswaffen aus den USA, die Trump den Europäern aufschwatzen will. Von der Leyen hat bereits Interesse signalisiert. Allerdings hat sie bisher nicht einmal einen direkten Draht zu Trump. Das könnte sich noch bitter rächen. Denn Trump droht schon mit den nächsten Zöllen und Handelskriegen. In der nächsten Runde könnte es auch Auto-Importe aus Übersee treffen – und damit vor allem Deutschland.

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4 Kommentare

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  • "Doch die EU-Kommission zögert. Handelskommissar Maroš Šefčovič sagte, in einem Handelsstreit könnten beide Seiten nur verlieren."



    Chicken game. Ganz simpel. Wer zögert und sich kompromißbereit zeigt, verliert gegen Enthemmte und Kompromißlose.



    Wer einmal erpressbar ist, wird es auch künftig sein.



    Sollte eigentlich klar sein, oder?

  • Ich sehe da kein Problem. Zölle verteuern die Ware. Wenn die USA so gerne teuer kaufen wollen, ist das deren Sache. Je geringer der Einfuhrzoll für uns, desto besser für uns. Das ist quasi ein Duell, wo beide Kontrahenden sich aktiv selbst verletzen, mit dem Ziel, sich stärker zu schaden als der andere sich. Völlig absurd.

  • Hatte Scholz im TV Duell nicht angekündigt "Innerhalb von einer Stunde kann/wird die EU reagieren" , falls es diese Zölle auf EU Waren geben wird?

    • @Ahnungsloser:

      "

      Hatte Scholz im TV Duell nicht angekündigt "Innerhalb von einer Stunde kann/wird die EU reagieren" , falls es diese Zölle auf EU Waren geben wird?"



      Und? Hat er nicht Recht? Die EU kann (könnte) innerhalb von einer Stunde reagieren.



      Dass sie es nicht tut.... na ja.