Volksmusiker Andreas Gabalier: Angriff auf kritische Medien
Der Sänger Andreas Gabalier bezeichnet die Zeitungen „Standard“ und „Falter“ als „Ochs und Esel“. Der „Falter“ reagiert mit Gratis-Abos an Fans.
Weil „ganz Wien heute in Tracht zum Gabalier gegangen ist“, seien deren Redakteure „undercover in der Halle“, um „verheerende Geschichten“ zu schreiben, zitieren Kurier und Krone aus Gabaliers Statement. Da die Chefredakteure der genannten Zeitungen, die Gabalier als „Standort“ und „Falter“ bezeichnete, nichts von Traditionen und christlichen Festen halten würden, hätten sie an Heiligabend nichts zu tun und könnten als „Ochs und Esel“ in seiner Weihnachtskrippe auftreten.
Die Zeitungen würden „Presseförderung in Millionenhöhe“ bekommen, „um diesen Quargl abzudrucken“, so der umstrittene Musiker weiter. Er bezog sich damit auf kritische Berichte in den genannten Medien, durch die er sich „ins rechte Eck gedrängt“ fühle. Der Falter erhält nach eigenen Angaben jährlich etwa 75.000 Euro Presseförderung. Das Publikum reagierte mit Gelächter und Applaus auf die Ansprache. Auch der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete Leo Kohlbauer lobte den selbsternannten „Volks-Rock-'n‘-Roller“: „Besser kann man es nicht auf den Punkt bekommen“, twitterte er.
Indirekte Kritik gab es dafür vom Gitarristen Thomas Eder, der von 2012 bis 2015 Mitglied in Gabaliers Liveband spielte. Auf seinem Facebook-Account teilte er einen Link zur Falter-Abobestellung und schrieb: „Kann ich nur empfehlen! Der Falter ist eines der wichtigsten Medien in diesem Land. Bin seit langem zufriedener und glücklicher Abonnent!“
Gratis-Abos für Gabalier-Fans
Auch der Falter selbst reagierte auf den Angriff. Der Chefredakteur Florian Klenk forderte Gabalier auf Twitter auf, zu einem „zünftigen Streitgespräch“ in die Redaktion zu kommen – er würde auch sein kariertes Hemd dazu anziehen. „Aber das traut er sich nicht“, so Klenk weiter. Jedem Konzertbesucher will er jetzt ein vierwöchiges Abonnement schenken. „Dirndl, Buam, der Falter holt auch Euch da raus“, schrieb er.
Auf die Einladung habe Gabalier bislang nicht reagiert, sagt Florian Klenk im Gespräch mit der taz. „Wir laden Herrn Gabalier herzlich ein und wollen uns gerne mit ihm über Musik, Tradition, Heimat und den Missbrauch des Dirndls durch Demagogen unterhalten. Er hat den Mund ja ganz schön voll genommen.“ Der Falter habe bereits zahlreiche Abo-Anfragen von Gabalier-Fans bekommen, sagt er im Gespräch mit der taz. „Wir bedanken uns bei Gabalier für seine Marketingmaßnahme. Jetzt ist er hinter dem Innenminister Zweitbester in der Aboabteilung.“
Im September hatte das österreichische Innenministerium die Polizei angewiesen, die Kommunikation mit bestimmten Medien „auf das nötigste Maß zu beschränken“ und diesen „nicht noch Zuckerln“ wie Exklusivbegleitungen ermöglichen sollte. Auch Standard und Falter werden in dem Schreiben namentlich genannt. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) behauptete später, die Mail stamme alleine von seinem Pressesprecher und sei so nicht abgestimmt worden.
„Gabalier hat ein exklusives Heimatverständnis und ist wohl nicht einverstanden mit unserer Kritik daran. Kickl ist ein extremer Rechtsdemagoge, der ein Problem mit Pressefreiheit und gründlich recherchiertem Journalismus hat“, so Klenk weiter. „Wir sind der Regierung natürlich ein Dorn im Auge, weil wir deren spektakuläre Inszenierungen nicht mitmachen und genau recherchieren.“
Heimatliebe und Homophobie
Andreas Gabalier ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Die Texte des 34-Jährigen handeln vor allem von der Liebe zur Heimat, zudem vertritt er rigide Konzepte von geschlechtlicher und sexueller Identität. Frauen sind bei ihm fast immer „Damen“, „Dirndln“ und „Madln“ – passend dazu beklagt er einen „Gender-Wahnsinn“, der aufhören müsse.
Immer wieder sorgte er zudem mit homofeindlichen Aussagen für Aufsehen. Homosexuelle sollten sich „aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber“ zurückhalten, sagte er 2015. Im gleichen Jahr behauptete er, dass man es „nicht leicht auf dieser Welt hat, wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht“. In einem weiteren Interview beschwerte er sich, dass man „doch nicht jeden Tag schmusende Männlein in der Zeitung drucken“ müsse.
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