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Volker Wissing und die Probleme der BahnWenigstens Optimist

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der Verkehrsminister will das marode Bahnnetz sanieren – bis Ende 2024. Ist das gut, lustig oder kann das weg?

Ein ICE unterwegs, das ist doch schon mal was Foto: Helmut Fricke/dpa

V ergessen Sie das Mautfinanzdesaster der beiden CSU-Verkehrsminister Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer – jetzt sitzt mit Volker Wissing ein FDP-Mann im Traditionsbau in Berlin-Mitte, der die Euros fest in der Hand hält und nur Gutes für Deutschlands Verkehr im Blick hat. So jedenfalls mutet es an, wenn Wissing den schlechten Zustand der „Hauptkorridore“, wie er die wichtigsten Bahnstrecken nennt, beklagt. Die seien nämlich das „drängendste Problem“ und das gehöre jetzt endlich mal angepackt.

Moment mal, war Wissing nicht jener Minister, der trotz knapper Kassen und schlechter Klimabilanz 988 neue Autobahnkilometer für einen „flüssigen Verkehr“ bauen lassen will – zum Ärgernis seiner grünen Koa­li­tions­part­ner:in­nen, die von jeher auf die Bahn setzen? Was ist passiert? Denkt Wissing um? Wurde ihm ein grünes Gen implantiert?

Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen: Die Bahn ist ein Problemkind. Chronisch unpünktlich, oft fällt nicht nur die Lüftung, sondern der gesamte Zug aus; Toiletten sind häufig defekt. In diesem Juni waren mehr als ein Drittel der ICE- und IC-Züge nicht zur rechten Zeit da, wo sie sein sollten. Im Juni vor einem Jahr kam nur fast die Hälfte aller Züge rechtzeitig an.

Da ist es nur zu begrüßen, dass Wissing jetzt die 33.000 Kilometer Streckennetz einer „Generalsanierung“ unterziehen will. In dieser Zeit dürfte es vielerorts zu weiteren Verzögerungen, Zugumleitungen und -ausfällen kommen. Aber ärgern Sie sich nicht darüber, denn wir haben mit Wissing nicht nur einen neuen Bahn-Fan, sondern auch einen Optimisten. Ende 2024 wird das alles ein Ende haben, so zumindest hat er es ausgerechnet.

Sehen Sie das positiv, Sie haben nun eineinhalb Jahre Zeit, ihre ab Januar 2025 dann pünktlichen Reisen zu planen. Bis dahin werden Sie mit Zügen auf „ertüchtigten Nebenstrecken“ und nach wie vor längeren Fahrzeiten vorlieb nehmen müssen. Seien Sie dennoch vorsichtig mit Ihrer Freude, denn die Bahn plant noch Großes: weitere „Generalsanierungen“ für ein Hochleistungsnetz auf 40 Strecken – bis 2030.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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4 Kommentare

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  • "Der Verkehrsminister will das marode Bahnnetz sanieren – bis Ende 2024. Ist das gut, lustig oder kann das weg?"

    Das ist in etwa so lustig wie der Kohleausstieg 2030

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Denkt Wissing um?"



    He is thinking. He is knowing. He is Wissing.

  • Bei der Bahnstrecksanierung bleibt es bei zwei Gleisen insgesamt, bei der Autobahnsanierung kommt zu zwei Fahrbahnen je Richtung meistens eine dritte dazu.

  • Das man dem Staatsanwalt aD aus RLP mit Sarkasmus versucht beizukommen - geschenkt.



    Der Mann ist mindestens so ignorant, unwissend und qua neoliberaler DNA (Freiheit ist, wenn ich mit dem Auto rasen darf wie ich will) mit Dummheit geschlagen wie seine Vorgänger von der AFD mit Substanz.



    Und: 2124 dürfte in der ersten Näherung das richtige Datum sein. Dafür plane ich nicht. Keiner wird dann in der pünktlichen Bahn meine Urne mitnehmen um mich posthum zu ärgern.