Virusmutationen in Deutschland: Delta noch keine Gefahr
Die Infektionszahlen dieser Corona-Variante stagnieren momentan. Aber im Herbst könnte es zu einer vierten Welle kommen, warnt Karl Lauterbach.
Es klingt nach einem starken Anstieg: 6,7 Prozent der Corona-Infektionen gingen laut Robert-Koch-Institut in der vorletzten Woche in Deutschland auf die gefährlichere Delta-Variante zurück, die zuerst in Indien aufgetreten war. Eine Woche zuvor waren es noch 3,7 Prozent, vier Woche zuvor nur 1,8 Prozent.
Doch weil die Gesamtzahl der Coronafälle in den letzten Wochen stark gesunken ist, bedeutet der höhere Delta-Anteil keine höheren absoluten Zahlen. Dort gab es vier Wochen lang eine Stagnation; die jüngsten, vermutlich noch unvollständigen Zahlen liegen sogar etwas niedriger als Mitte Mai.
Über den Sommer dürfte die Delta-Variante damit nur wenig Probleme machen; das könnte sich aber ändern, wenn im Herbst die Übertragungsrate durch die Saisonalität wieder steigt, fürchtet SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Meine Sorge ist, dass Delta im Herbst dominiert und es dann zu einer vierten Welle, vor allem unter den Ungeimpften, kommt“, sagte er der taz.
Auch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), Carsten Watzl, warnt in der Augsburger Allgemeinen: „Wenn sehr viele Kinder nicht geimpft sind und die Delta-Variante im Herbst kommt, droht in den Schulen wieder ein stärkeres Ausbruchsgeschehen.“
In Großbritannien, wo Delta bereits dominiert, haben sich die Neuinfektionszahlen zuletzt innerhalb von drei Wochen verdreifacht. Die Zahl der Krankenhausaufnahmen stieg mit 23 Prozent deutlich langsamer, bei den Todeszahlen gibt es bisher keinen Anstieg. Eine vollständige Impfung schützt auch bei Delta gut gegen schwere Verläufe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen