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Video von Polizeigewalt in TexasUS-Polizist quittiert den Dienst

Er zog seine Waffe und zwang ein Mädchen aggressiv auf den Boden: Ein Polizist, der wegen übermäßiger Gewalt in der Kritik stand, gibt seinen Job auf.

Protest in McKinney nach den Vorfällen am Wochenende Foto: ap

McKinney ap/afp | Nach Rassismusvorwürfen hat ein weißer US-Polizist den Dienst quittiert, der bei einer Poolparty in Texas mit Gewalt gegen schwarze Jugendliche vorgegangen war. Ein Video zeigt, wie der Beamte Eric C. in einem Schwimmbad in der Stadt McKinney ein Mädchen, die nur mit einem Bikini bekleidet ist, mit den Knien auf den Boden drückt. Er richtete zudem seine Dienstwaffe auf eine Gruppe weiterer schwarzer Jugendlicher. Der Vorfall hatte landesweite Beachtung gefunden und in McKinney zu Protesten geführt.

Der Polizist kündigte am Dienstag bei der Polizeibehörde von McKinney, wie seine Anwältin Jane Bishkin erklärte. Er war seit fast zehn Jahren im Dienst. Er habe unter anderem Morddrohungen erhalten, sagte Bishkin. Für Mittwoch kündigte sie eine Pressekonferenz an.

Polizeichef Greg Conley hatte den 41-Jährigen nach dem Zwischenfall zunächst beurlaubt. Der Polizist Eric C. ziehe damit die Konsequenzen aus seinem „nicht zu verteidigendem“ Verhalten, sagte der Conley am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Der Polizeichef machte aber klar, dass er den Beamten nicht zum Verlassen der Einheit aufgefordert habe.

Der Polizist und insgesamt elf seiner Kollegen waren am Freitag zu der Poolparty gerufen worden. Das Video, das das harte Vorgehen zeigte, hatte ein anderer Teenager aufgenommen und im Internet veröffentlicht. “Unsere Politik, unsere Ausbildung, unsere Praxis unterstützen solch ein Verhalten nicht“, hob Conley hervor. Der Polizist sei bei seinem Einsatz „außer Kontrolle“ geraten, die anderen elf Beamten vor Ort hätten sich hingegen korrekt verhalten.

Polizisten auf Drogen testen

Nach Angaben der Polizei wohnten die Jugendlichen nicht in dem wohlhabenden und mehrheitlich von Weißen bewohnten Vorort von Dallas, in dem die Party stattfand, eingeladen waren sie zu der Feier auch nicht. So seien mehrere Jugendliche über einen Zaun geklettert, um zum Pool zu gelangen. Daraufhin sei es zu Auseinandersetzungen mit den eingeladenen Gästen und rassistischen Kommentaren gekommen.

Bei einer Demonstration vor einer Schule in McKinney diese Woche wurde das Vorgehen mit anderen Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze in Baltimore und Ferguson verglichen. Vor allem der Fall in der Kleinstadt Ferguson hatte in den USA eine landesweite Debatte über Rassismus forciert. Dort hatte ein weißer Polizist den unbewaffneten Michael Brown erschossen.

Die Kündigung des Polizisten in Texas sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Dominique Alexander, Mitorganisator der Proteste in McKinney. Es bedürfe aber nach wie vor einer ernsthaften Ermittlung zu dem Fall. Unter anderem forderte er, den betroffenen Polizisten auf Drogen zu testen. Die Bürgerrechtsorganisation NAACP rief das US-Justizministerium zu Untersuchungen der Polizeibehörde von McKinney auf.

Dem Polizisten war schon einmal exzessive Anwendung von Gewalt vorgeworfen worden. Bei der Festnahme eines jungen Schwarzen waren 2007 bei einer Verkehrskontrolle Drogen gefunden worden. Der Mann warf dem Cop und seinen Kollegen anschließend vor, ihn gewaltsam durchsucht und dabei die Hose heruntergezogen zu haben. Außerdem sei sein Kopf gegen die Motorhaube seines Autos geschlagen worden. Die Klage wurde 2009 abgelehnt.

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7 Kommentare

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  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    'Ein Polizist, der wegen übermäßiger Gewalt in der Kritik stand, gibt seinen Job auf'. Aber das kann es ja wohl nicht gewesen sein. Das klingt ja so, als ob der gute Polizist sehr besonnen war und sogar seinen Job aufgab, um die Sache zu beenden. Aber wie wir das derzeitige Amerika kennen, wird es schon so ausgehen. Wenn Conley sagt, '...dass er den Beamten nicht zum Verlassen der Einheit aufgefordert habe', dann bedeutet das aus meiner Sicht: Hut ab und Respekt, der Gute hat selbst alles auf sich genommen.

  • Klasse, liebe taz, wie ihr auf das Problem der "falschen Freunde" aufmerksam macht!

     

    Ein Pool ist für die meisten Leute hierzulande das, was reiche weiße US-Amerikaner hinter ihrem Haus im privaten Garten haben. Wenn ein deutscher Poolbesitzer also eine Pool-Party schmeißt, dann tut er das meist auf seinem Privatgrundstück. Er hat das Recht, dazu nur ganz bestimmte Leute (echte Freunde) einzuladen, andere Leute hingegen nicht. Wer uneingeladen erscheint, kann vom Grundstück verwiesen werden und begeht Hausfriedensbruch, wenn er dem Verweis nicht folgt. Die Polizeiverschafft in dem Fall geltendem Recht reale Gültigkeit, wenn sie die Eindringlinge vom Grundstück eskortiert. Mit Farben hat das erst einmal noch nicht so viel zu tun.

     

    Auf englisch nun kann ein Pool alles mögliche sein. Ein (öffentliches) Schwimmbad, beispielsweise oder auch ein Tümpel. Dass so eine Wasserstelle in einem privaten Garten liegen muss, ist nicht gesagt. Weil es in den USA keine Rassentrennung (mehr bzw. noch nicht wieder) gibt, müssen schwarze Jugendliche nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie nicht schwimmen dürfen in einem Pool, nur weil er in einem mehrheitlich von Weißen bewohnten Vorort liegt. Zumindest nicht, wie es sich dabei um ein öffentliches Freibad handelt. Wer aber über den Zaun steigt, weil er kein Geld hat und den Eintritt sparen muss, der übersieht womöglich jenes klitzekleine Schild am Kassenhäuschen, auf dem steht: "Heute geschlossene Gesellschaft". So nimmt der Ärger manchmal seinen Lauf.

     

    Und deshalb meine Bitte, liebe taz: Wenn ihr schon berichtet, dann seid doch so gut und sagt mir, was ich wirklich wissen muss, damit ich mir ne EIGENE Meinung bilden kann. Auch, wenn diese Meinung nachher nicht so ganz "zielführend" sein sollte eurer Ansicht nach. False friends, nämlich, sind nicht ungefährlich. Vor allem nicht für die von uns, die sprachlich oder anderweitig pendeln wollen oder müssen zwischen verschiedenen Welten.

    • @mowgli:

      Die Videoaufnahme wie das minderjährige Mädchen von dem Polizisten be- bzw. misshandelt wurde, haben Sie aber gesehen, oder? Hilft auf jeden Fall bzgl. bilden einer EIGENEN Meinung!

      • @EDL:

        Ist aber nur ein kleiner Teil des ganzen Zusammenhanges. Und auch nur der Teil der dann wirklich hochgeladen wurde.

         

        Und da haben Sie recht, es ist unglaublich pratisch zu Meinungsbildung im Sinne des Videohochladers.

    • @mowgli:

      Vielen Dank für den erhellenden Kommentar!

      • @Fregger:

        Mowgli hat doch ganz mit seinen Anmerkungen. Wenn eine Gruppe schwarzer Jugendlicher ungeladen in ein Privatgrundstück eindringen, werden sie - mehr oder weniger streitend - hinaus gebeten.

         

        Weigern sich diese Jugendlichen dann, wird die Polizei gerufen. Weigert sich die Gruppe dann immernoch, wird Zwang angewendet.

         

        Ob das gleich in physische Gewalt eskalieren muss, hängt von vielen Faktoren ab.

         

        Wie ich das im Video betrachte, sehe ich das die Cops absolute Authorität durchsetzen wollten, obwohl sie in der Minderheit waren. Einzelne der Gruppe brechen aus und widersetzen sich, was das gezeigte Spießrutenlaufen zur Konsequenz hat.

         

        Für alle Beteiligten ist das unrühmlich. Dieses hysterische Aufkochen dieses eher harmlosen Vorfalles tut der Arbeit gegen das echte Problem der Polizeigewalt nicht gut.

         

        Gott sei Dank wurde niemand verletzt.

  • So, das Bauernopfer geht schon mal