Polizeigewalt in den USA: Es hört nicht auf
Die Liste der von US-Polizisten getöteten Unbewaffneten wird immer länger. Zu Anklagen kommt es nur in den seltensten Fällen.
BERLIN taz | Es ist eine lange Skandalgeschichte: Vollkommen ungerechtfertigte und überzogene Polizeigewalt gehört in den Vereinigten Staaten zum Alltag, und viel zu oft geht es tödlich aus. Zu Anklagen kommt es selten.
Hier einige Beispiele im Rückblick: Im texanischen Dallas starb im Juni 2014 der 39-jährige schwarze Schizophreniepatient Jason Harrison durch Polizeikugeln. Seine Mutter hatte die Polizei gerufen: Sie sollten ihr helfen, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Stattdessen erschießen die eintreffenden Polizisten ihren Sohn, weil der auf das gebrüllte Kommando, einen Schraubenzieher fallen zu lassen, nicht sofort reagiert.
Eine Grand Jury entschied gegen eine Anklage der Polizisten, die Familie von Jason Harrison kämpft noch um Entschädigung.
Die bekommen die Angehörigen des im Juli 2014 in New York von Polizisten zu Tode gewürgten Eric Garner. Die Stadt zahlt seiner Familie 5,9 Millionen Dollar Entschädigung – ein Strafverfahren gegen die beteiligten Beamten jedoch gibt es nicht.
Im Fall des in Cleveland im November 2014 erschossenen zwölfjährigen Tamir Rice steht ein Verfahren noch aus; auch hier wird eine Grand Jury entscheiden. Die beteiligten Polizisten sind bislang frei. Kajieme Powell, Jerame Reid, Antonio Zambrano-Montes, Charly Keunang – die Liste der von der Polizei allein in den letzten Monaten erschossenen Unbewaffneten ist schier endlos. Und sie wächst ständig weiter.
Trotz allen Aufschreis ändert sich an der Ausbildung und am Verhalten der Polizisten im Einsatz offenbar einfach nichts.
Leser*innenkommentare
Camilo
Einfach Wahnsinn was in Amerika los ist. In den vergangenen Jahren wurden tausende Menschen bei Polizeieinsätzen erschossen. Die Gefängnisse sind rappelvoll und nirgends auf der Welt sitzen so viele Menschen ein. Dazu der Rassismus bei der Polizei.
Wie kann man sich dann noch Freiheit und Menschenrechte auf die Fahne schreiben?
Da läuft gewaltig etwas schief. Ich glaube kaum das noch bessere Waffen für die Polizei daran etwas ändern werden.
KarlM
Resultat von gewollter gesellschaftlicher Spaltung, prolliger Gewaltkultur und einer Biligpolizei auf Magistrats, county und Staatsebene.
Und wie immer wenns nichts kosten soll, was für "Personal" bleibt da übrig?
4932 (Profil gelöscht)
Gast
Sie hätten ruhig den Fall, der in der taz um 14:00 berichtet wurde (Sandra Bland) auch in die Liste aufnehmen können.
Aber allein die Bemerkung in dem Bericht von Rieke Havertz: '... Obama ist nun der erste Präsident, der gegen diese Missstände vorgehen will. Letzte Woche besuchte er ein Gefängnis, um für eine geplante Justizreform zu werben' zeigt, wie unterentwickelt in den USA das Bewusstsein ist, daß in der Polizei ein hemmungsloser Rassismus herrscht und wie deren Tun auch noch durch Geschworenengerichte, Gerichte und maßgebliche Politiker geschützt wird. Freilaufende Mörder unter Staatsschutz.
Sikasuu
Macht schon nachdenklich, das sich in den U-SA ungehemmt eine Krankheit mit solchen Mortalitätsraten so ausbreiten kann.
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Die Diagnose: Falsche Hautfarbe kann dort sehr leicht zum Exitus fphren :-((
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Nachdenklich
Sikasuu
KarlM
Man kann es nur wiederholen: Der mögliche Bewaffnungsgrad eines Verdächtigen ist meist irrelevant aus pol. Sicht!