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Versöhnung von ARD und Mehmet SchollNur Feiglinge schweigen

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Scholl wollte bei einer Confed-Cup-Sendung nicht über Doping sprechen – und floh. Dass er zurückkommen darf, ist ein Armutszeugnis für die ARD.

Ein Feigling? Foto: SWR

M ehmet Scholl darf in der ARD weiter expertieren. Am 14. August wird er bei der Live-Übertragung des Erstrundenspiels im DFB-Pokal zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC wieder sagen, was ihm zu dem Spiel einfällt. Die ARD und ihr gut bezahlter Fußballexperte mögen sich wieder, nachdem sie sich im Juni während des Confederations Cups in Russland gestritten hatten.

Da wurde heiß diskutiert, dass die russische WM-Mannschaft von 2014 Teil des groß angelegten staatlichen Dopingplans war, wozu Scholl partout nichts sagen wollte. Weil die ARD auf eine Berichterstattung darüber nicht verzichten wollte, ist Scholl einfach abgehauen. Jetzt darf er wieder so tun als wäre nichts gewesen. Von Chefs, wie es sie bei der ARD gibt, dürften viele ArbeitnehmerInnen träumen.

Da reist einer einfach ab, der dafür bezahlt wird, dass er seine Meinung sagt, weil er keine Lust hat, seine Meinung zu einem Thema zu äußern, das ihm nicht passt – und kommt damit auch noch durch. Scholl erinnert sich an den Tag seines Abgangs ganz genau. Zur Redaktion will er gesagt haben: „Ich möchte, dass diese Story für diesen schönen Tag draußen bleibt.“

War das Wetter zu schön für eine kleine Anmerkung zum Thema Doping im Fußball? War der ganze Confed Cup zu toll, das deutsche C-Team, das als Nationalmannschaft spielen durfte, zu geil, Chiles Arturo Vidal zu gut frisiert und die Glatze von Fifa-Chef Gianni Infantino zu glatt poliert für ein paar Worte über leistungssteigernde Mittel?

Doping gehört zum Fußball, genauso wie Wettbetrug, Fanrandale und Steuerhinterziehung. Wenn ein Experte dazu nichts sagen will, dann ist er ungeeignet für den Job. Und wenn er das Studio fluchtartig verlässt, dann sollte der Sender tunlichst dafür sorgen, dass er es nie wieder betritt.

Ein Halbwitz hätte genügt

Doping im russischen Fußball – dazu hätte Scholl viel sagen können: Dass ihm das egal ist zum Beispiel, weil die Mannschaft bei der WM vor drei Jahren sowieso nichts gerissen hat und in der Vorrunde ausgeschieden ist. Oder dass Doping im Fußball nichts bringt. Das hat er schon mal gesagt, als bekannt wurde, dass die Uni Freiburg dem VfB Stuttgart und dem SC Freiburg ihr Wissen über pharmazeutische Leistungssteigerung zur Verfügung gestellt hat.

Scholl wäre wahrlich nicht der Einzige, der so etwas von sich gibt. Er befände sich in guter Gesellschaft. Witali Mutko, der Präsident des russischen Fußballverbands und Sportminister, als das Dopingprogramm noch auf Hochtouren lief, ist dieser Meinung. Doch Scholl hatte offenbar nicht den Mumm, sich mit dieser Meinung ein paar Watsch’n einzufangen.

Scholl hätte auch ganz einfach einen seiner bekannten Halbwitze reißen können: Russische Fußballer sollen gedopt haben – womit, eigentlich, mit Bremsflüssigkeit? In russischen Medien kursiert der Gag seit Wochen. Und er hätte es sich ganz einfach machen können, indem er irgendetwas von „schlimm, schlimm, dieses Doping“ gesagt hätte, von schwarzen Schafen, die im Sport nichts verloren hätten, das übliche Moralgesäusel eben. Aber er wollte all das nicht, er wollte verhindern, dass über Doping gesprochen wird. Das Thema war ihm zu unschön.

Dass er jetzt ans Expertenmikrofon zurückkehren darf, ist ein journalistisches Armutszeugnis für die ARD, der die Präsentation von Sportevents, deren Übertragungsrechte sie teuer eingekauft hat, am Ende wieder einmal wichtiger ist als kritische Berichterstattung.

Scholl ist ja vor allem deshalb Experte, weil er eine ganz ordentliche Spielerkarriere hingelegt hat. 15 Jahre hat er für den FC Bayern München gekickt. Dabei hat er nicht nur jede Menge Titel gewonnen, sondern auch jede Menge Verletzungen erlitten. Ins Champions-League-Finale von 2001 ging er trotz Kapselriss, Innenbandriss, Außenband- und Syndesmoseband-Teilabriss. Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hatte ihn irgendwie fit gekriegt. Über den Einsatz von Medikamenten im Fußball hat einer wie Scholl, weiß Gott, mehr zu sagen als nichts. Also, raus mit der Sprache oder raus!

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Andreas Rüttenauer
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12 Kommentare

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  • Ach je, Herr Scholl verdient sich als Dampfplauderer der ARD ne goldene Nase und kackt nicht ins eigene Fußballer-Nest. Bedenklicher ist da schon der Umgang der ARD mit dem Problem - Schwamm drüber und weiterberichten. Man erinnere sich daran, wie es dem Doping-Fachmann Hajo Seppelt wohl auch innerhalb der ARD schwer gemacht wurde, als er über Doping im Skisport berichtete. Seit dem sich seine Vorwürfe bewahrheitet hatten, ist er everybodys Darling.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Man sollte dankbar sein. Zu jedem Thema zu dem dieser Mensch nichts sagt, sagt er auch nichts Dummes.

    Beim Gedanken dass ich allerdings unsägliche Typen wie diesen mit zu finanzieren habe, lässt zuweilen für einen Moment meine Schläfenarterie so eigenartig hervortreten.

  • Ich kenne Feiglinge die vermummen sich schwarz und fackeln gerne Autos ab! Da is mir jemand ohne Maske der zu seinem Zeug steht oder offen NICHT steht wesentlich lieber. Da weiß man wenigstens wo man dran ist!

    • @Tomy:

      Langzeitarbeitslosen fehlt aber oft das Geld für den von Ihnen beschriebenen Schnickschnack. Die zündeln in den Klamotten, die sie gerade haben, die Nacht ist doch schwarz genug.

    • @Tomy:

      Na Mahlzeit.

       

      Da weiß man wenigstens wo man dran ist!

       

      Was anderes sagt Andreas Rüttenauer -

      Auch nicht - kerr.

      Aber schön zu wissen - wo Sie Ihre Lieblinge so finden!;)

  • Oder er wollte, daß bei einer passenden Gelegenheit und nicht wenn zwei ganz andere Mannschaften gleich ein schönes Spiel haben werden darüber gesprochen wird. Weiß man eigentlich auch, wenn man ihm Nichts in den Mund legt, sondern ihn fragt.

  • Nur Helden verweigern Ihren 'Boss' die ständige anti Russland Hetze die von den öffentlichen vertrieben werd!

     

    na taz? wieder nicht?

  • Scholl ist eben ne ehrliche Haut und sein Problem wohl, dass er bezüglich Doping zuviel weiß...

  • Mein lieber Schollie!

    Tu quoque? Du auch?!

    kurz - Derblecken!!! &

    Nu. Arschlecken!

    ARD - Moral?

    Nö. Da mähtste nix.

    Normal.

  • "..und, so schließt er messerscharf, weil nicht sein kann, was nicht sein darf."

     

    Dies ist die komplett durchgezogene Meinung zu "Doping im Fußball"!

    Als der Doping Guru Fuentes hochgenommen wurde, fanden sich Blutproben namhafter Fußballprofis, angeblich auch Superstars wie Figo und Zidane, darunter.

     

    Aber bei den Marktpreisen und der Bedeutung dieses "Circensis" ist es unwahrscheilich, dass ein Staatsanwalt sich da ran traut.

  • Doping? Fußball? Da fällt mir immer Franz Beckenbauer mit seinen Vitaminspritzen ein. https://youtu.be/88Y__3E7s2g?t=50m26s