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Verkauf von E-AutosNeuer deutscher Volkswagen

Kommentar von Wolfgang Mulke

Bislang sind Elektroautos in Deutschland zu teuer, das schreckt Kunden ab. Jetzt aber könnte VW mit einem preisgünstigen Elektrowagen aufwarten.

Davon könnte es mehr geben: ein spezieller Parkplatz für das Aufladen von Elektroautos Foto: Jens Büttner/dpa

D ie E-Mobilität kommt in Deutschland nur langsam voran. Die Gründe dafür sind allzu bekannt: So mangelt es vor allem an leicht zugänglichen Ladestellen. Der größte Hemmschuh zum Umstieg auf ein Elektroauto sind allerdings die hohen Preise für die umweltfreundlichen Fahrzeuge. Ein Widerspruch zwischen Käufer und Verkäufer: Aus Sicht der Hersteller lohnt sich die Konstruktion preisgünstiger Modelle schlicht nicht. Die Gewinnmargen sind ihnen zu gering. Die drei großen heimischen E-Auto-Konzerne verdienen vor allem mit hochpreisigen Edelkarossen ihr Geld. Da auch viele Arbeitsplätze an deren Produktion hängen, ist der Druck auf einen schnelleren Umstieg nicht sonderlich hoch.

Volkswagen könnte hier für einen echten Fortschritt sorgen. Die Wolfsburger arbeiten an einem E-Mobil zum Neupreis von unter 20.000 Euro. Die Studie dazu will das Unternehmen in den nächsten Tagen vorstellen. So könnte ein erschwingliches Elektroauto aus heimischer Produktion den politisch erwünschten Umstieg auf umweltfreundliche Antriebe ein großes Stück voranbringen.

Anscheinend ist es doch möglich, eine Art elektrischen Volkswagen zu konstruieren und damit der Kaufzurückhaltung zu begegnen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass jeder zweite potenzielle Autokäufer durch die hohen Preise vom Kauf eines E-Autos abgehalten wird. Erst wenn sich Nutzen und Kosten von Produkten in einem vernünftigen Verhältnis bewegen, haben sie die Chance, zu einem Massenprodukt zu werden.

Die bisherigen Angebote ziehen vor allem gut Betuchte und Besserverdienende sowie Unternehmen an, die sich teure Wagen leisten können – und wollen. Diese Klientel hat Tesla lange bedient. Die Eskapaden von dessen Vorstandschef Elon Musk haben das Image des Unternehmens in jüngster Vergangenheit nachhaltig beschädigt. Darauf deutet jedenfalls der Absatzeinbruch von Tesla in Europa hin. Es braucht ein neues Zugpferd für die E-Mobilität. Vielleicht kommt es ja bald aus Wolfsburg von VW.

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12 Kommentare

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  • Auch ein E-Auto unter 20.000 (19.999, wetten?) können sich nicht so viele leisten. Die, denen das elektrische Fahren bisher zu teuer ist, wohnen, statistisch gesehen, eher zur Miete, können also nicht vor der Haustür laden. Vielleicht auf der Arbeit? Ausreichend Ladestellen im öffentlichen Raum kosten viel Platz und verbrauchen viel Strom, den die Industrie lieber nutzen möchte, um noch mehr E-Autos zu bauen. Was kostet der Strom an der nächsten Ladestelle? Intransparent. Kann ich den auch bar zahlen? Wer weiß. Wie weit komme ich im Winter mit dem günstigen, oder irgendeinem, Modell? Nichts für weit Reisende. Und nur dafür will ich ein Auto; Home-Office, und Einkaufen kann ich zu Fuß.



    Warum nicht im Zug verreisen? Öffnet die Klos in den Zügen und haltet sie benutzbar. Bezahlt die Leute fürstlich, die diesen Job machen. Macht die Züge zuverlässig, auf dass sie nicht bei Kälte oder Hitze ohne Klima stundenlang auf offener Strecke stehen, und vielleicht sogar pünktlich ankommen. Vorher bleibe ich bei meinem Benziner-Corsa. Damit komme ich 800km weit, ohne zu tanken. Und wenn ich oder eine meiner älteren Begleitpersonen mal muss, ist immer irgendwo ein Klo.

  • "Jetzt aber könnte VW mit einem preisgünstigen Elektrowagen aufwarten."



    "Vielleicht kommt es ja bald aus Wolfsburg von VW."

    Also jetzt bald...?

  • Unter 20.000€ und aus heimischer Produktion?



    Für diese Kombination müssten VW-Produktionsstandorte wieder Posen, Stolp oder Jungbunzlau heißen...

  • Komplette Aufstellung aller E-Neuwagen bis 20k €:



    Dacia Spring (alle Modelle)



    BYD Seagull (angekündigt)



    Leapmotor T03



    Das sind alle. Es gibt noch ein paar Modelle, die in Mindestausstattung unter 30k € kosten.

    Die Hoffnung, das der mit riesigem Wasserkopf gesegnete VW-Konzern in der Liga mithalten kann, wird enttäuscht werden. Wenn, dann gibt es ein Grundmodell mit Mietakku oder irgendeine andere Trickserei. Selbst Renault hat es nicht geschafft und deckt das mit dem Dacia ab.

  • Nur eine Studie? Von der Studie zum fertigen Produkt vergehen Jahre.



    Und zum vorherigen Beitrag von T.Laforêt: Überdimensionierung ist Ansichtssache. Wenn jemand gerne mit seinem Caravan in Urlaub fährt, manchmal mehrmals pro Jahr, für den ist sein zwei Liter Diesel nicht überdimensioniert.



    Und bezieht sich Überdimensionierung auf die Motorleistung oder auf die Größe eines PKWs? Fragen über Fragen.

  • 7% auf E-Autos, Wärmepumpen usw. und auch der private Absatz würde wieder angekurbelt. Staat (Allgemeinheit) und Individuum würden profitieren, der Wandel zur elektrifizierten Wohlstandsgesellschaft schneller gehen und die Politik könnte sich auf Soziales (Bildung von klein bis Groß) und Sicherheit (Innen wie außen) konzentrieren.

  • Leute wollen keinen E-Lupo, sondern ein Elektroauto das ihrem jetzigen überdimensionierten Verbrenner entspricht.



    Das 3 Liter Auto ist damals gescheitert; die ökologisch richtige Technik verspätet/widerwillig bereitgestellt und parallel das Wertebild in Medien zum übergroßen Statussymbol gehypt. Gilt auch heute noch.



    Fragt man heute die Menschen, würden niemand sein aktuelles Auto als zu groß bezeichnen. In Folge sind ihnen Eautos pauschal zu teuer. Der Markt für Autos mit 300 km wltp Reichweite ist begrenzt. Damit kommt ein Pendler auf dem Land im Winter nur mit Glück zur Arbeit und zurück. Sollten dazu die Kinder beim verpassten Schulbus 20km in die entgegengesetzte Richtung ins Gymnasium gebracht werden, oder die Großeltern (Stichwort Pflege) besucht werden wars das.

    In der Stadt sollten die Leute öpnv nutzen, anstatt sich EAutos zuzulegen. Söders Idee Parkplätze kostenlos für Eautos in der Stadt zu deklarieren macht nur Sinn, wenn das keine Stellplätze für das boheme Volk sind, sondern der Zugänglichkeit der Landbevölkerung dienen.



    Kommunalwahlen sind 2026; noch mehr Spaltung braucht kein Mensch und verträgt auch keine Demokratie.

    • @T.Laforêt:

      "Das 3 Liter Auto ist damals gescheitert..."



      Der Lupo 3L ist damals vor allem daran gescheitert, dass er fast das doppelte eines Standard-Lupos (bzw. eines baugleichen Seat Arosas) kostete...

  • Ich prophezeie mal, dass das Auto wie alle vernünftigen Autos einfach nicht gekauft wird. Dafür gibt es zu viele Beispiele. Jeder quatscht von einem günstigen Auto für alle und wenn’s dann vor allem steht wird das Auto zweite Nummern größer gekauft.

  • Alle Top 4 EV Fahrzeuge bei den Neuzulassungen waren in Q4 20224 von der VW Gruppe, top ein Skoda. Das Swasticar von Tesla wollte schon vor den rechtsextremen Entgleisungen von Elon Musk kaum einer in Deutschland kaufen, das Modell Y war seinerzeit auf Platz 5.

    Börsenkurs und Verkaufszahlen sind bei Tesla seltsam entkoppelt, und zu VW, das jede Menge Autos raushaut, vergiesst man Krokodilstränen, die deutsche Neurose.

  • Ich lache mich schlapp. VW will demnächst eine Studie, ich wiederhole Studie, vorstellen für ein EAuto unter 20.000 Euro.



    China u. Frankreich verkaufen solche Autos bereits.



    Aber klar, Habeck ist schuld, weil die Wirtschaft nicht läuft.

  • Es kommt nicht nur darauf an ob VW ein E-Auto für unter 20.000€ auf den Markt bringt, sondern vor allem was einem dafür dann geboten wird...



    Denn bisher ist die Preisgestaltung der Autohersteller bezüglich E-Autos völlig hanebüchen.



    Bleiben wir ruhig mal bei VW - es gibt schon heute keinen Grund warum der neue ID.7 Preise von 60 bis 70.000€ je nach Konfiguration aufruft oder der ID.Buzz mit ein bisschen Ausstattung an der 100.000€ Schwelle kratzt.



    Da will man schlicht abenteuerlich Gewinn machen 🤷‍♂️



    Derlei Verhalten hat die Autobranche nicht allein für sich, das kennt man (leider) aus allen Bereichen der Wirtschaft - Beispiel Milch, Eier oder Fleisch: da gibt's reichlich Studien zu, dass zwischen Käfigzucht und Freiland oft nur 30% bis 50% Preisaufschlag liegen müssten, tatsächlich werden im Laden dann aber oft 100% bis 200% Aufschlag zur konventionellen Alternative aufgerufen...



    Fazit: Der Fortschritt hapert allzu oft auch an der Gier.



    So lange öko, grün und CO2-neutral als Lifestyle vermarktet werden können wird sich daran wenig ändern, Politik und Gesellschaft müssten das Framing bezüglich GREEN neu denken, statt die Spielchen mitzuspielen.