Verkauf von DB Schenker beschlossen: Knappe Entscheidung im Aufsichtsrat
Die Deutsche Bahn erhält für die Logistiktochter Schenker viele Milliarden. Das Geld sollte in den Schienenausbau fließen, fordern die Wettbewerber.
Der DB-Aufsichtsrat hat am Mittwoch den Verkauf der Logistiktochter Schenker an das dänische Unternehmen DSV mit einer Mehrheit von 10 zu 9 Stimmen bei einer Enthaltung beschlossen. Nach Konzernangaben ist einschließlich der Zinserträge bis zum Vollzug ein Erlös von bis zu 14,8 Milliarden Euro zu erwarten. Der Verkauf wird im Laufe des Jahres 2025 abgewickelt. Das Geld soll in die Schuldentilgung fließen. Der Konzern, der zu 100 Prozent dem Staat gehört, hat Schulden von mehr als 30 Milliarden Euro – und gleichzeitig einen immensen Investitionsstau.
Schenker ist der gewinnträchtigste Zweig der Deutschen Bahn, die anderen Sparten stecken tief in den roten Zahlen. Allerdings sinken die Erträge des Unternehmens, das Güter zu großen Teilen per Lkw transportiert. 2023 lag der Gewinn bei 1,1 Milliarden Euro nach 1,8 Milliarden im Vorjahr. „Der Verkauf von DB Schenker ist ein wichtiger Meilenstein für die DB, um sich konsequent auf die Sanierung der Schieneninfrastruktur im Inland sowie den Betrieb eines klimafreundlichen Personen- und Güterverkehrs in Deutschland und Europa zu konzentrieren“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer.
Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hält die Entscheidung „für einen schweren strategischen Fehler“. Sie fürchtet, dass viele der weltweit 72.700 Jobs verloren gehen. Dagegen halten die Bahnkonkurrenten den Verkauf für richtig. „Gut, dass sich die Deutsche Bahn und der Bund nicht mehr als Straßen-, Luft- und Seeschifffahrtsunternehmer betätigen wollen“, sagte Güterbahnen-Geschäftsführerin Neele Wesseln. Es sei aber falsch, das Geld in die Schuldentilgung der Bahn zu stecken, während der maroden Schieneninfrastruktur zeitgleich essenzielle Mittel fehlten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren