piwik no script img

Verhandlungen im NahostkonfliktAbbas reist nach Washington

Die USA wollen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu harten Entscheidungen bringen. Der israelische Staatspräsident Schimon Peres lobt ihn als „guten Partner“.

„Ein Mann mit Grundsätzen“ nannte Israels Premier Schimon Peres seinen Amtskollegen Abbas. Bild: reuters

WASHINGTON dpa | US-Außenminister John Kerry hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu harten Entscheidungen im Nahost-Friedensprozess ermutigt. Die Verhandlungen befänden sich in einer entscheidenden Phase, niemand solle die Chance eines dauerhaften Friedens versäumen, sagte Kerry bei einem Treffen mit Abbas am Sonntag in Washington nach Angaben von Regierungsbeamten. Kerry habe seine Bereitschaft bekräftigt, in den nächsten Wochen in die Gespräche einzugreifen, um bestehende Differenzen zu überwinden.

Der israelische Staatspräsident Schimon Peres hat seinem palästinensischen Amtskollegen vor Gesprächen im Weißen Haus den Rücken gestärkt. Mahmud Abbas sei ein guter Partner Israels sowie „ein Mann mit Grundsätzen, der gegen Terror und Gewalt ist“, betonte Peres vor dessen Treffen mit US-Präsident Barack Obama am Montag.

„Wir befinden uns jetzt an der kritischsten Stelle der Friedensverhandlungen und wir müssen alles Mögliche unternehmen, damit sie weitergehen“, sagte der 90-jährige Friedensnobelpreisträger nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit der kongolesischen Menschenrechtsaktivistin Rose Mapendo.

Abbas wird am Montag mit Präsident Barack Obama zusammentreffen. Bei dem Gespräch im Weißen Haus geht um den Stand der im Juli begonnen Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern: Die Zeit drängt, denn Ende April läuft eine Frist für die Verhandlungen über eine Zwei-Staaten-Lösung ab, bei denen es bislang kaum erkennbare Fortschritte gegeben hat.

Anerkennung als Vorbedingung

Als besonders strittig gelten der Status von Jerusalem, die Grenzen sowie das Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu war vor knapp zwei Wochen bei Obama zu Besuch. Dort hatte er den Palästinensern vorgeworfen, ihren Teil zur Beilegung des Konflikts – anders als Israel – nicht geleistet zu haben.

Einer der Streitpunkte bei den Verhandlungen ist die Forderung Netanjahus, die Palästinenser müssten Israel als jüdischen Staat anerkennen. Abbas lehnt dies unter Hinweis auf die arabische Bevölkerung in Israel und die Forderung nach einem Recht auf Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • Wie wäre es, wenn Israel sich etwas moderater definierte? Etwa als semitischer Staat mit mehrheitlich jüdischer Bevölkerung? Vermutlich wäre damit der arabischen Bevölkerung und auch Abbas' Interessen gedient. Und der jüdische Charakter Israels bliebe dennoch gewahrt.

  • Abbas kann fordern, was er will. Er kommt um die Anerkennung Israels als jüdischen Staat nicht herum. Tut er dies nicht, verfolgt er eo ipso die Delegitimierung Israels durch die Hintertür – was ja auch das Ziel der palästinensischen Anerkennungsverweigerer ist. Die Friedensinitiative wird scheitern, wenn Abbas hier nicht bereit ist, über seinen Schatten zu springen.

     

    Ach ja, und bevor jemand auf die Idee kommt, die Forderung Netanjahus als chauvinistisch oder rücksichtslos gegenüber den Minderheiten in Israel zu brandmarken: Ein nicht unwesentliches Kennzeichen des jüdischen Staats Israel ist die Toleranz und Offenheit gegenüber denjenigen Minderheiten, die sich loyal verhalten. Drusen, Tscherkessen oder Samaritaner sind hierfür Beispiele. Die größte Minderheit in Israel, die Araber, sollte langsam mal die Vorteile der Loyalität entdecken, vielleicht würde das auch den Druck auf die Pal-Araber in den Gebieten erhöhen, der Realität ins Auge zu blicken und Israel als jüdischen Staat anzuerkennen. Gedient wäre damit allen.

    • @Senckbley:

      um sich zu delegitimieren, braucht israel Abbas nicht. das besorgt es selbst!

      denn guckt man hinter die fassade von demokratie, toleranz+offenheit, dann stellt man fest: ist nicht.

      genaueres erfährt mensch bei adalah http://adalah.org/eng/

      sich da in die details zu vertiefen, macht schnell klar: loyalität verhilft nicht zu gleichen rechten.

      ansonsten sind Sie mir immer noch die auskunft dazu schuldig, was denn nun jenseits von zionistischer blut+boden-denke das jüdische wäre, welches den staat auszeichnen soll.

      letzte frage: wieso soll Abbas über einen schatten springen, von dem Kerry (und Obama) mehr und mehr abstand nimmt?

      • @christine rölke-sommer:

        Diese Seite (Adalah) ist krude Pali-Propaganda, wie es sie im Dutzend gibt. Über die angeblich fehlgeschlagene Integration von Drusen oder Samaritanern und anderen loyalen, nichtjüdischen Bürgern Israels finde ich da nichts. Das ist sowieso die Achillesferse aller dieser Propagandaseiten: sie sind fixiert auf das angeblich erlittene Unrecht der arabischen Seite und wollen vertuschen, dass die arabische Bevölkerung sich nie überzeugend von der blutigen Gewaltstrategie gelöst hat, die der Großmufti al-Husseini vor fast 100 Jahren begann.

        • @Senckbley:

          mal wieder hase+igel spielen? und die einen gegen die anderen ausspielen?

          klartext: es gibt gesetze, die juden privilegieren, besonders was den zugang zu boden anbelangt - und es gibt gesetze, die nicht-juden noch mal extra benachteiligen, und zwar völlig wurscht, ob nun bedu, druse, samaritaner (die ja eigentlich zu den juden gezählt werden könnten), christ, muslim, atheist oder die frau vom mond. da helfen auch die eineinhalb drusischen offiziere nix oder die zweieinhalb 'arabischen' richter oder auch der letzte christ im diplomatischen dienst, der noch nicht das handtuch geworfen hat. denen hilft all ihre loyalität nix: die kriegen einfach keine butze in den siedlungen mitsamt nachgeschmissenem kredit, weder im 'kernland' noch in den gebieten. und wenn sie pech haben, dann kommt im 'kernland' der rabbi beim vermieter vorbei und übt mal leichten gemeindedruck aus...

          im übrigen sollte man nicht-(mehr-)aufmucken nicht mit integration verwechseln.

           

          und was wäre nun das jüdische in all dem? das, was Abbas unbedingt anerkennen muß?

           

          ps: auf Ihre versuche der muftifizierung gehe ich nicht mehr ein. das hatten wir schon zur genüge.

          • @christine rölke-sommer:

            Sie wollen also den „zugang zu boden“ für Araber und glauben wahrscheinlich allen Ernstes, dass Ali, Hasan und Nabil damit mehr Rechte genießen würden. Realistischer wäre die Annahme, dass anonyme saudische oder qatarische Geldgeber Ali, Hasan und Nabil als Strohmänner vorschicken, um sich Jerusalems zu bemächtigen. Von daher: das wird nichts.

             

            Die „muftifizierung“ ist auch kein Versuch meinerseits, sondern der historisch belegte Lauf der Dinge im arabischen Lager. Die bis heute durchgezogene Ablehnung der jüdischen Identität Israels und die verweigerte Anerkennung seiner verbrieften Rechte (Balfour-Deklaration, San-Remo-Konferenz, Mandatsvertrag) läßt sich anhand einer Blutspur bis zum Mufti zurückverfolgen.

            • @Senckbley:

              sollen wir wirklich über Jabotinskys - und das der revisionisten-zionisten bis heute anhaltende - faible für den duce und den italienischen faschismus....?

               

              so so. janz israel ist Jerusalem. nu ja, an purim wird das unterscheidungsvermögen immer einer argen belastungsprobe ausgesetzt. nicht jeder besteht diese unbeschadet.

              • @christine rölke-sommer:

                Wenn Sie vom Thema abschweifen möchten: meinetwegen. Ich dachte allerdings, dass es hier um die gegenseitige Akzeptanz und das gedeihliche Zusammenleben von Juden und loyalen Nichtjuden im jüdischen Saat Israel ginge und nicht um das Sonderthema „revisionistische Zionisten“.

                 

                Ein Teil der sich heute noch als „Palästinenser“ titulierenden Menschen in Galiläa und südlich von Hebron sollte vielleicht auch mal Stammbaumforschung betreiben. Dann würde sich wahrscheinlich bei einigen herausstellen, dass ihre Vorfahren dort verbliebene Juden waren, die seinerzeit zwangschristianisiert bzw. zwangsmuslimisiert wurden. DNA-Proben bei Menschen in diesen Gebieten deuten das an. Das wäre die Gelegenheit, gemeinsame Wurzeln zu entdecken und sogar aufeinander zuzugehen!

                • @Senckbley:

                  revisionistische zionisten ist ein sonderthema?

                  wer stellt denn die regierung? und mit wem verhandelt Abbas? mit den poalei zion ja nun gewiß nicht!

                   

                  was sind eigentlich loyale nichtjuden? shabbes-gois? jüdinnen honoris causa?

                  und wo landen wir, wenn wir nur denen gleiche rechte zubilligen können, deren DNA spuren früheren judentums (welchen eigentlich?) aufweist? oh Lucy!

                  • @christine rölke-sommer:

                    "wer stellt denn die regierung?"

                     

                    Jedenfalls nicht die Erben Jabotinskys, auch wenn Sie immer wieder versuchen, hier einen verschrobenen Zusammenhang herzustellen. Oder plant in Jerusalem irgendjemand, in Jordanien einzumarschieren?

                    • @Senckbley:

                      aha. der unangenehme teil ist also verschroben.

                      so kann man geschichte natürlich auch entsorgen.