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Vergütung für BioenergieNeue Förderregeln für Biomasse

Energie aus Raps oder Holz: Schwankungen bei der Stromerzeugung könnten damit ausgeglichen werden. Minister Habeck will die Förderung neu aufstellen.

Ein möglicher Beitrag, um Schwankungen bei der Stromerzeugung auszugleichen: Biogasanlage in Auenstein, Baden-Württemberg Foto: dpa

Berlin dpa | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat ein „umfassendes Biomassepaket“ angekündigt. „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen“, sagte der Grünen-Politiker der dpa in Berlin. Die Anlagen seien Teile von Wärme- oder Gebäudenetzen. Außerdem könne Biogas flexibel eingesetzt werden. „Also genau dann, wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint.“ Mit der Reform sollten auch die Förderkosten sinken.

Biomasse ist Energie, die aus Pflanzen entsteht. Das können landwirtschaftlich angebaute Pflanzen wie Mais oder Raps sein oder auch Abfälle und Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft. Daraus kann Energie in Form von Biogas oder Pflanzenöl entstehen. Im ersten Halbjahr 2024 stammten neun Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus Biomasse. Insgesamt wurden etwa 58 Prozent mit erneuerbaren Energien abgedeckt.

Zwischen 2004 und 2011 habe es einen starken Zuwachs der Biomasse an der Stromerzeugung gegeben, erklärte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Für viele ende jedoch nach 20 Jahren die Förderung, das Interesse an Ausschreibungen für eine anschließende Förderung sei viel größer als das Angebot. „Viele Anlagenbetreiber und deren Wärmekunden bangen um ihre Zukunft. Wir sehen diese Sorgen.“ Allerdings sei Biomasse „eine begrenzte und wertvolle Ressource“, die intelligent eingesetzt werden müsse, so der Sprecher. Die Idee: Biomasse soll zum Einsatz kommen, um die schwankende Erzeugung etwa von Windrädern und Solaranlagen auszugleichen.

Bei der künftigen Förderung sollen Anlagen mit einem Anschluss an ein Wärme- oder Gebäudenetz bevorzugt werden. Anlagen, die flexibel nach Bedarf produzieren, sollen mehr Förderung bekommen. Geld soll es außerdem nur noch für Tageszeiten geben, zu denen Strom gebraucht wird. Wer aus dem alten System in das neue wechseln will, soll das in der laufenden Förderperiode tun können. Die Vorschläge sollen Teil der geplanten Reform des Energiewirtschaftsgesetzes werden. Thüringens Energieminister Bernhard Stengele (Grüne) hatte zuvor von Habeck verbesserte Förderbedingungen gefordert. Ohne Planungssicherheit drohten Biogasanlagen zu verschwinden.

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7 Kommentare

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  • Solange die Natur als Lieferant für allesmöglucge gesehen wird, wird’s auch nicht klappen mit dem Zusammenleben. Kreisläufe bekommt man so nicht hin. Alles was an Biomasse entnommen wird, fehlt - eben an Biomasse. Wie soll denn sonst der Humus entstehen?? Man weiß das alles eigentlich, aber man will das halt nicht.

  • Es kommt stark darauf an, wie es realisiert wird.

    Wenn der Bio-Strom per Festvergütung mittags in die Solarspitze eingespeist wird, bringt das gar nichts - ausser höhere Preise für uns.

    Zudem ist da immer das Problem der Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung. Mit dem Hinweis darauf kämpfen unsere Bauer um jeden Quadratmeter Ackerland. Und dann bauen sie Mais für die Biogasanlage an. Ich kenne Orte, an denen das so ist...

  • "Energie aus Raps oder Holz: Schwankungen bei der Stromerzeugung könnten damit ausgeglichen werden. Minister Habeck will die Förderung neu aufstellen."



    Auf den ersten Blick eine erfreuliche Meldung. Sollten im BMWK noch Reste von Realitätssinn überwintert haben?



    Mal abwarten, was Habeck daraus macht.

    • @sollndas:

      Abwarten ist das Stichwort. Wer von der Diskussion um einen CO2-Preis auf Holz etwas mitbekommen hat, wird auch lieber warten was die Zukunft bringt, sprich was die naechste Regierung sagt. Ist nachvollziehbar, da die Aussagen dieser Regierung wenig Verlass ist, kann ja 1, 2 Monate spaeter wieder vollkommen anders aussehen.

  • Nix da "Mais und Raps", hier im Südwesten nehmen die Landwirte "Heu". Allerdings kein echtes Heu, die mähen im Wochentakt ihre Wiesen. Da wächst kein Kraut und keine Blume mehr, das ist alles nur noch "rasen" soweit das Auge reicht. Insekten findet man da dann auch keine mehr...

    Der Milchbauer bezieht sein heu dann aus dem Alpenraum und der Schweinebauer sein Soja aus Südamerika.

    Insgesamt also die Biodiversität hierzulande zerstört, Millionen Hektar Regenwald für Sojapflanzen abgeholzt und zigtausende Transportkilometer gibts noch gratis oben drauf. Das ist dann alles zusammen großer Umweltschutz.

  • Lange war man für Biogas. Dann waren insbesondere die Grünen entsetzt über den Flächenverbrauch für Energiepflanzen. Dann wurde bekannt, welche Schäden Palmöl für den tropischen Regenwald bedeutet. Doch Biogas in Deutschland stammt primär aus der Gülle-Vergärung. Statt die Felder mit Nitrat zu verseuchen, kann hier Energie aus Abfall erzeugt werden. Anderswo werden Energiepflanzen angebaut, weil dort nichts anderes wächst. Der Deckel für die Erzeugung von Bioenergie sollte vor allem die Bauern vom Markt drängen, die als Konkurrenten in der Stromerzeugung unerwünscht sind. Endlich gibt es ein Umdenken in der Regierung. Ich bin noch unzufrieden. Die geänderten Regeln kommen zu spät und geben den Anlagenbetreibern keine Betriebssicherheit. Auch die Wasserkraft bleibt ausgebremst. Gerade in Baden-Württemberg scheint es geradezu einen Feldzug gegen kleine Turbinen zu geben. EnBW lässt grüßen.