Verein „Hand in Hand für unser Land“: Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Der nach Bauernprotesten gegründete Verein „Hand in Hand für unser Land“ stößt in Berlin nur auf geringe Resonanz. Die Demo war Putin-freundlich.
Das lag daran, dass kein großer Landwirtschaftsverband zu der Veranstaltung aufgerufen hatte. Durch den Bruch der Ampelkoalition ist den Organisationen ihr wichtigstes Feindbild abhandengekommen, jetzt warten sie ab, wer die neue Bundesregierung stellt. Eine Rolle könnte auch gespielt haben, dass zum Beispiel die taz im Vorfeld über rechtspopulistische Tendenzen des Vereins berichtet hatte.
Zwar sagte Moderator Andreas Rothe zu Beginn der Versammlung, weder Reichskriegsflaggen noch Parteizeichen seien erlaubt. Er behauptete auch: „Wir sind nicht rechts“, sondern parteipolitisch neutral. Allerdings sprachen sich mehrere Redner gegen die aktuelle Bundesregierung – also SPD und Grüne – und für Neuwahlen noch in diesem Jahr aus. Eine als „Landwirtin Marion“ vorgestellte Frau sagte, es sei auch falsch, dass CDU und CSU „uns retten“ würden. Ein Redner kritisierte die „Brandmauer“ der CDU gegen die AfD. Auf einem Abschleppwagen wurde das Schild „Altparteien – Nein danke!“ zur Schau gestellt.
Andere Teilnehmer zeigten die schwarze Fahne der gewalttätigen Bauernbewegung „Landvolk“ aus den 1920er Jahren, die ein Wegbereiter der NSDAP war. Im Publikum waren auch große Flaggen der rechtspopulistischen Organisation „Freie Bauern“ zu sehen. Ein Teilnehmer trug eine Kombination aus der deutschen und der russischen Fahne. Eine Frau namens Victoria van Valkenberg schrie unter Applaus ins Mikrofon: „Und ich bin rechts, weil ich Putin nicht als Feind ansehe.“
Vorbild Donald Trump
„Landwirtin Marion“ pries den verurteilten Straftäter und designierten US-Präsidenten Donald Trump. „Nehmen wir Fachleute aus der Wirtschaft für die wichtigen Ämter“, sagte sie. „Das geht, siehe Trump“. Und weiter: „Mister Trump, sorgen Sie für Frieden in der Ukraine, helfen Sie Europa!“ Das quittierte das Publikum mit Beifall.
Auch wenn andere Themen dominierten, waren Bauern und ihre Forderungen stark vertreten. Franz Huber, 1. Vorsitzender des Vereins „Hand in Hand für uns Land“ und Bauer aus Niederbayern, forderte, „Bürokratie“ etwa in der Landwirtschaft abzubauen. Manfred Gilch, bayerischer Landesvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, verlangte, dass die EU kein Handelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten zulasten deutscher Bauern abschließt.
„Die Politiker“ würden das Volk „verarschen“, hieß es immer wieder auf der Bühne. Man müsse „Widerstand“ leisten gegen die „Ungerechtigkeit, die zur Normalität“ geworden sei. Es müsse gegen „Frühsexualisierung der Kinder“ in Kindergärten und die vermeintliche Bevorzugung von Migranten etwa bei der Vergabe von Wohnungen gekämpft werden. Es sei klar, dass „wir“ in der Corona-Pandemie „belogen“ worden seien. Deutschland dürfe „keine Schulden mehr für fremde Projekte“ machen, also zum Beispiel in der Entwicklungshilfe.
„Lügenpresse“-Rufe
Häufig gab es Kritik an „der Presse“, die „keine objektive Berichterstattung“ über den Verein liefere. Moderator Rothe kritisierte, dass tagesschau.de die Teilnehmerzahl unter Berufung auf die Polizei mit „weniger als 1.000“ angegeben hatte. Dabei seien es doch 5.000 bis 8.000, flunkerte er. „Das ist die Wahrheit!“, rief Rothe. Daraufhin hagelte es „Lügenpresse“-Rufe aus dem Publikum, die auch bei Rechtsradikalen beliebt sind.
Tatsächlich bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei auch der taz, dass es „unter 1.000“ Teilnehmer waren. Die Zahl habe im „höheren dreistelligen Bereich“ gelegen, so ein Sprecher. Und das dürfte nach Eindruck des taz-Reporters schon großzügig geschätzt gewesen sein.
Die Zahl der Fahrzeuge rangierte laut Polizei im „mittleren dreistelligen Bereich“, davon nur rund 20 Traktoren. Angemeldet hatten die Veranstalter 10.000 Teilnehmer mit 1.000 Fahrzeugen. Als immer mehr der ohnehin schon wenigen Menschen nach Einbruch der Dunkelheit den Platz verließen, brachen die Organisatoren die Demonstration dreieinhalb Stunden vor dem geplanten Ende ab.
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