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Verbundenheit in KrisenzeitenEin Herbst mit Wärme und Licht

Müdigkeit ist zu einer permanenten Erkenntnis geworden. Wir alle sehnen uns bei den vielen Krisen nach einer Ruhe, die bleibt.

Der kommende Herbst trägt eine unbekannte Ambivalenz in sich Foto: Iris Loonen/plainpicture

M üdigkeit ist nicht nur ein körperlicher Zustand, sie ist mittlerweile auch eine permanente Erkenntnis geworden. Mir wird das gerade jetzt bewusst, wo plötzlich Melancholie und Grau einkehren nach einem zu schnellen Sommer. Und unsere Körper erschöpft sind von den Lasten der Krisen. Wir alle sehnen uns nach einer Ruhe, die bleibt.

In Zeiten kollektiver Unsicherheit ist das gar nicht so einfach, denn ein ständiges Unbehagen ist anstelle der Ruhe in unser Leben getreten. Und dieses Unbehagen gleicht einem Körper, der die Last seiner Krisen auch nur noch schwer tragen kann. Ohne dieses Unbehagen persönlich zu kennen, glaube ich, dass es einen Wunsch hat: sich vom heraneilenden Herbst mit dem kalten Wind dorthin treiben zu lassen, wo Wärme und Licht ein kleines bisschen greifbarer scheinen. Aber das Unbehagen ist selbst zu müde geworden. Dafür war es nie bereit – und wir mit ihm auch nicht.

Der kommende Herbst trägt eine unbekannte Ambivalenz in sich. Das Leben wird teurer und kälter als je zuvor, die Pandemie ist längst nicht vorbei, es spielt ein Lied vom Bekannten und Unbekannten zugleich. Besonders jetzt ist der Herbst Hoffnung für die, die eine solidarische und soziale Wende in den Wind singen. Sie stellen sich gegen diejenigen, die die kommenden Monate als längst überfällige Gelegenheit nutzen möchten, um die Gesellschaft mit falschen Perspektiven in eine Vergangenheit zu bewegen, von der wir uns richtigerweise wegbewegten.

Ich verbringe viel Zeit im Versuch zu begreifen, was um uns passiert. Die Welt gerät aus den Fugen, aber das will ich nicht. Denn auch, wenn das Klischee sich wie ein Schal um meine Gedanken legt, so glaube ich, dass Liebe, nein, Verbundenheit uns in die Utopie trägt. Und diese Suche das eigentliche Ziel in diesem Herbst ist.

Wir alle haben Menschen, die der Kälte trotzen und zu lieben nicht vergessen haben. In ihnen finden wir eine Zuflucht zur ausgestreckten Hand, die immer da war, Menschen, die eine Decke der Sicherheit über uns legen, die wir glaubten verloren zu haben. Menschen, die einander sehen und begreifen, schützen und lieben. Sich gemeinsam politisch gegen den Wind stellen, der für Menschen wie uns nichts Gutes verspricht. Gemeinsam träumen wir von einer Welt, die die Kälte besiegt.

Dürfen wir trotz allem Hoffnung haben? Wir müssen. Denn auch wenn die Ausweglosigkeit durch die kalten Wände dringt, muss sie zu einer Hoffnung führen. Zu einer Utopie, die wir alle spüren und die niemanden zurücklässt.

Der kommende Herbst ist unsere Notwendigkeit. Er darf unser Frühling werden. In der Verbundenheit die Wärme zu finden, um das kalte Unbehagen zu überstehen – für uns und auch für alle, die gerade überall auf der Welt kämpfen und leiden, das ist unsere Chance. Die Wärme ist es, die uns sagt: Die Welt ist sehr schwer, aber ich halte dein Herz. Und damit uns.

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3 Kommentare

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  • Bin ich so jung? War die Welt mal weniger von Krisen gepeinigt? Hatten andere nur besonders viel Glück?

  • Es entspricht nicht den Tatsachen, wenn in den Feuilletons wieder und wieder behauptet wird, die Welt sei bisher heil gewesen und gerate jetzt aus den Fugen. Millionen Menschen in Deutschland und Milliarden auf der Welt haben schon viel ärgere persönliche, politische ect. Krisen gesehen als die Coronapandemie, den Krieg Russlands gegen die Ukraine, Inflation und Probleme bei der Energieversorgung.



    Es wäre super, Autoren wie Herr Altintas würden ihre Gedanken in der Ich-Form aufschreiben. Vielleicht wäre dann die richtige Erkenntnis möglich, dass er bisher in der bürgerlichen Illusion lebte, dass er niemals einer grösseren Schwierigkeit in seinem Leben begegnen würde und alles selbst steuern könnte, wenn er sich nur genug anstrengte. Solche Kolumnen in der TAZ zu lesen, wäre wunderbar. Mit der Realität auf Tuchfühlung zu kommen ist im Übrigen kein Unglück sondern heilsam.

  • Au weia.