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Verbraucherschutz in DeutschlandLemke will Mogelpackung verbieten

Bei gleicher Packungsgröße weniger Inhalt? Das soll es laut der grünen Ministerin nicht mehr geben. Doch nicht alle in der Regierung finden das gut.

In französischen Supermärkten wird man bereits auf Mogelpackungen aufmerksam gemacht Foto: REUTERS/Sarah Meyssonnier

Berlin afp/dpa | Bundesumwelt und -verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) will gegen versteckte Preiserhöhungen im Einzelhandel vorgehen. „Mogelpackungen sind ein großes Ärgernis. Hier werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre geführt“, sagte die Grünen-Politikerin dem Handelsblatt. „Dem möchte ich einen Riegel vorschieben.“

Demnach sollten künftig gleichbleibend große Verpackungen bei verringertem Inhalt unzulässig sein. Das Gleiche gelte, wenn der Inhalt gleich bleibe und die Verpackung vergrößert werde.

Künftig soll laut der grünen Verbraucherschutzministerin klar geregelt werden, „dass gleichbleibend große Verpackungen bei verringertem Inhalt unzulässig sind“. Das Gleiche gelte, wenn der Inhalt gleich bleibe und die Verpackung vergrößert werde. „Solche Praktiken sind sowohl aus Sicht des Verbraucherschutzes als auch aus Sicht der Abfallvermeidung problematisch“, betonte Lemke. Ein Gesetzentwurf durchläuft derzeit die regierungsinterne Ressortabstimmung.

Der SPD-Verbraucherpolitiker Carsten Träger nannte die angestrebte Gesetzesänderung einen „notwendigen Schritt für den Umwelt- und Verbraucherschutz“. Es werde klargestellt, „dass weniger Füllmenge bei gleicher Verpackungsgröße unzulässig ist“, sagte Träger dem Handelsblatt.

FDP gegen Reformvorschlag

Die FDP-Verbraucherpolitikerin Katharina Willkomm stellte sich gegen die Gesetzespläne: „In einer freien Marktwirtschaft steht es Herstellern frei, den Preis für ihre Ware und die Größe der Verpackung zu bestimmen oder beides zu ändern“, sagte Willkomm der Zeitung. „Ein gesetzliches Schrumpfungsverbot braucht es nicht.“ Verbraucher, die sich vom Produkt verschaukelt fühlten, sollten beim nächsten Einkauf konsequent die Marke wechseln, sagte sie der Zeitung. Außerdem finde eine ausreichende Sozialkontrolle durch Negativpreise wie die „Mogelpackung des Jahres“ der Verbraucherzentralen statt.

Verbraucherschützer kritisieren „Mogelpackungen“ schon länger als Verbrauchertäuschung und Abzocke. Jüngst hatte auch die Stiftung Warentest vor „Shrinkflation“ gewarnt – also vor geschrumpftem Inhalt in kaum merkbar veränderter Verpackung.

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14 Kommentare

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  • Man könnte ja auch Optionen anbieten, die es den Verbraucher*innen ermöglicht schnell zu erfassen, ob es sich bei dem Produkt noch um das Selbe handelt. Denn auch Verpackungsgrößen können u. U. nicht schnell wahrgenommen werden.



    Wenn Packungen mehr Inhalt haben als vorher, wird das mit z.B. +10% beworben. Dann kann man auch reduzierten Inhalt mit z.B. -10% kennzeichnen, wenn der Preis nicht im gleichen Verhältnis angepasst wird, oder die Preiserhöhung im KG-Preis deutlicher machen. Also die Hersteller*innen verpflichten Änderungen in der Menge eindeutig kenntlich zu machen. Man muss sie ja nicht auf einen Weg (Packungsgröße) festlegen. Grundsätzlich finde ich es richtig gegen diese Art der Verbraucher*innentäuschung vorzugehen.

  • Ich bin hier voll auf FDP-Linie. Dieser Staat ist extrem überreguliert und man könnte ggf. (ein anderer Leser schlägt es vor) den Kilopreis bzw. "Eurp pro Waschgang" usw. noch deutlicher hervorheben.

    Aber der Staat muss ich nicht als Oberbeschützter aufspielen, er hat genug andere Aufgaben, die er auch schon nicht oder nur schlecht schafft.

    • @Dr. McSchreck:

      Völlig richtig. Man darf annehmen, dass die Masse der Konsumenten des Lesens mächtig ist. Und die entsprechenden Angaben sind sowohl im Regal als auch auf der Packung zu finden. Und natürlich stellen sich bei solchen Vorschlägen auch immer Fragen, die dann leider nur unzureichend oder gar nicht beantwortet werden: wer kontrolliert das? was kostet diese überflüssige Kontrolle? wer sanktioniert das? Wieviel Verwaltungspersonal wird dadurch gebunden? usw.usw.

      • @OutbackerAS:

        Das stimmt so nicht.

        Seit Packungsgrößen in kleinsten Schritten 230g und 250G oder 196g für Chips in den Regalen liegen, wobei jede Marke natürlich andere Größen verwendet, ist es auch für Akademiker nicht möglich, die Packungen zu "vergleichen", insbesondere nicht mit den "anderen Packungen die letzte Woche noch da waren".

        Wenn der Staat das nicht vorschreibt, habe ich keine Chance, diese Verarschung zu bemerken.



        Ich kann ja nicht jede Tüte, die ich aus dem Regal nehme, in einer Datenbank eintragen und bei jedem Einkauf die relativen Preise vergleichen.

  • Sollte durch irgendeinen unverhofften Zufall irgendjemand eine gute Idee haben, muss man sich keine Sorgen um das schlechte Ansehen der Regierung machen, Denn irgendeiner findet sich immer, der sie blockiert. Ich weiss auch wer. Eine Partei, die sich mal langsam ein Vorbild an der Linken nehmen sollte: einfach verschwinden.

  • "Doch nicht alle in der Regierung finden das gut."

    1mal darfst du raten, wer "nicht alle" sind.

    Und du liegst richtig.

    FPD, das ist die Partei der Wahl derer, die die MPU vergeigt haben.

  • Wie wäre es denn, wenn ab sofort der Kilopreis in mindestens halb so großer Schrift direkt unterhalb des Packungspreises am Regal angegeben werden muss und künftig unter den gleichen Bedingungen auch auf der Packung stehen muss ?



    Das wäre in ein, zwei Wochen umgesetzt und feddich is die Laube.

    Aber soll ich ihnen was sagen: Geschehen wird nicht. Garnichts, Null und nichts.

    Ich sag nur "Übergewinnsteuer" und "Mietenbremse". Zwei Erfolgsstories erster Garnitur - zumindest wenn man den Politikern und natürlich auch den Politikerinnen glaubt.

    • @Bolzkopf:

      in einigen Supermärkten gibt es das schon...

  • Die FDP mal wieder 😡

  • Verbrauchertäuschung ist also freier Markt für die FDP. Was ne Kackpartei.

    • @Andreas J:

      Man sieht aber schon an den Kommentaren hier, das nicht alle - wenn auch hoffentlich guten willens - in der Lage sind, zwischen notwendiger und übertriebener Regulierung zu unterscheiden.

  • „In einer freien Marktwirtschaft steht es Herstellern frei, den Preis für ihre Ware und die Größe der Verpackung zu bestimmen oder beides zu ändern“

    Das ist die Freiheit die immer gemeint ist wenn Mitglieder der FDP von Freiheit sprechen. Die Freiheit der Industrie ohne Moral und ohne Rücksicht auf die Menschen oder sonstige Einschränkungen ihre Gewinne zu maximieren.

    • @Nacktmull:

      Auch relevant:



      de.wikipedia.org/wiki/The_Corporation

      Wären Konzerne natürliche Personen, wären die wenigsten von ihnen geschäftsmündig.

      Sollte man auch mal sehr lange und intensiv drüber nachdenken.

  • Immer Brille und Lupe dabei. Hilft vor Veräppelung in grossem Stil. Diese ist sehr angesagt.