Verbot von Hisbollah-nahen Vereinen: Ein gefährlicher Feind
Mit dem Verbot von drei Hisbollah-nahen Vereinen handelt der Innenminister richtig. Wer diesen Geld spendet, unterstützt indirekt den Terrorismus.
W er würde nicht spontan in die Tasche greifen, um nach Münzen zu suchen für die Sammelbox der Initiative „Gib Frieden“? Frieden ist immer gut. Und doch: Das Geld, das AnhängerInnen der libanesisch-schiitischen Hisbollah, zu Deutsch: Partei Gottes, auf deutschen Straßen sammeln, fließt unmittelbar in die Finanzierung von Terror. Völlig richtig war deshalb die Entscheidung von Innenminister Horst Seehofer, „Gib Frieden“ und zwei weitere Spendenvereine zu verbieten.
Offenbar sind die drei Vereine Nachfolgeorganisation des augenscheinlich harmlosen „Waisenkinderprojekts Libanon“, das Familien, die Vater, Bruder oder Sohn verloren haben, eine Rente zukommen lässt. Verwerflich daran ist, dass es sich bei den Verstorbenen um „Märtyrer“ handelt. Die Spenden landen bei der libanesischen „Schahid“-Stiftung, zu Deutsch: Stiftung der Märtyrer.
KämpferInnen und vor allem SelbstmordattentäterInnen mit der Aussicht auf eine lebenslange großzügige Rente für die Familien zu rekrutieren ist gängige Praxis bei der Hisbollah wie auch bei den Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah. In Zeiten wie diesen, wo im Libanon eine Hungersnot droht, ist sie besonders erfolgreich.
Hunderttausende Euro in bar beschlagnahmte die Polizei bei den drei Vereinen und fror ein halbes Dutzend Bankkonten ein. Die gut tausend AktivistInnen in Deutschland leisteten ganze Arbeit.
Kein greifbarer Grund für Krieg
Die Hisbollah ist ein Produkt aus iranischer Werkstatt. Teheran schickte die Revolutionsgarden einst in Libanons Süden zur Ausbildung der Kämpfer und finanziert bis heute die Terrororganisation, die Israel mit über 100.000 Raketen bedroht. Ihre Raison d’être ist der Kampf gegen den „großen Teufel“ – gemeint sind die USA – und den „kleinen Teufel“, wie Israel im Programm der Hisbollah heißt.
Dabei gibt es für die LibanesInnen spätestens seit dem israelischen Truppenabzug vor gut 20 Jahren keinen greifbaren Grund mehr für Krieg mit dem Nachbarn. Die Hisbollah, diesen fanatischen, gefährlichen Feind Israels, gilt es mit allen Mitteln zu schwächen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“