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Verbot von DeepSeek in SüdkoreaChina bleibt ein Datenleck

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

Die KI DeepSeek wird in Südkorea verboten. Denn die Zugriffsmöglichkeiten der chinesischen Regierung machen persönliche Daten auf Apps unsicher.

Erst mal Hände weg von Deepseek in Südkorea Foto: Patrick Pleul/dpa

S üdkoreas Datenschutzbehörde will die chinesische KI DeepSeek verbieten, um die Rechte der heimischen User zu wahren. Voraussichtlich handelt es sich nur um eine vorübergehende Suspendierung: Das Start-up arbeitet bereits mit den südkoreanischen Behörden zusammen, um den Chatbot an die dortigen Gesetze anzupassen. Sollten alle Bedenken aus dem Weg geräumt werden, wird die App wieder in Betrieb genommen. Doch damit ist die Causa keineswegs beendet.

Denn sie weist auf ein ganz grundsätzliches Problem hin: Wie liberale Demokratien mit digitalen Plattformen aus der Volksrepublik China umgehen sollen. Kritiker mögen einwenden, das besondere Augenmerk auf chinesische Apps sei scheinheilig. Das Argument, das sie stets anführen: Die Tech-Firmen aus dem Silicon Valley würden unsere Privatsphäre doch genauso missachten. Was für einen Unterschied mache es, ob uns US-amerikanische oder chinesische Plattformen ausspionierten?

Tatsächlich ist dies ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Denn im Ein-Parteien-Staat China kann die Regierung – sobald es die nationale Sicherheit betrifft – auf sämtliche Daten aller Privatunternehmen zugreifen. Es gibt keinen Rechtsstaat, der die Interessen der Firmen schützt. DeepSeek, Bytedance (das Mutter-Unternehmen von Tiktok) oder Huawei können noch so oft beteuern, dass sie niemals Nutzerdaten aus dem Ausland an den chinesischen Staat weiterleiten würden: Solange die Daten in China gespeichert werden, hat die Kommunistische Partei im Ernstfall Zugriffsmöglichkeiten.

Missachtet Facebook europäische Datenschutzgesetze, ist dies ärgerlich und sollte mit der nötigen Härte des Rechtsstaats geahndet werden. Doch gelangen sensible Nutzerdaten nach China, ist dies potenziell ein Problem der nationalen Sicherheit. Eine bedenkenlose Nutzung chinesischer Dienste kann es nur geben, wenn die Anbieter technische Lösungen bereitstellen, die einen Abfluss der Daten auf chinesische Server unmöglich machen. Denn im Umgang mit dem chinesischen Staat ist Vertrauen wenig wert, Kontrolle dafür umso mehr.

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Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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7 Kommentare

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  • Schon mal was von Edward Snowden, dem NSA-Skandal oder der Spionageallianz „Five Eyes“ gehört?

    Wer moderne Kommunikationstechnologien benutzt, braucht sich vor einem Datenleck nicht mehr zu fürchten, denn er hat alle Schoten und Luken offen. Dem DSA und den Zusicherungen der Anbieter von Hardware, Software und Diensten kann man getrost nur trauen, wenn man nicht mehr ganz bei Trost ist. Sensible Nutzerdaten werden nicht nur von China, sondern auch von anderen Staaten und von privaten Unternehmen abgegriffen. Wer glaubt, dabei geht es nur um Gefahrenabwehr, hat noch nicht verstanden, dass Handel mit und Auswertung von Nutzerdaten Kerngeschäft digitaler Dienste sind und dass die „Five Eyes“ und andere Nachrichtendienste auch Industriespionage betreiben.

  • Mir persönlich ist es lieber, wenn die chinesische Regierung auf meine Daten zugreift, als Gangster mit ihrem Gulf of America

  • Problematisch wenn im Schwarz-weiß-denken nicht auffällt, dass die andere Seite nur etwas weniger schlimm ist. Was mich wundert ist, wie bereitwillig viele User sich Apps auf ihre Geräte laden, die man vor nicht allzu langer Zeit noch Viren genannt hätte. Oder wenigstens Malware.

  • Die Kritik an der chinesischen Regierung ist durchaus gerechtfertigt. Jedoch wird die "westliche Welt" in Form der USA fast in den Himmel gelobt. Vielleicht sollte die taz mal einen ausführlichen Bericht zur NSA schreiben, und dabei den Datenabfluss von Meta, Microsoft, Google oder Apple genauer betrachten.

  • "Kritiker mögen einwenden, das besondere Augenmerk auf chinesische Apps sei scheinheilig."

    Ist es auch. Denn selbstverständlich hat die US-Regierung Zugriff auf alle Daten, die sie haben will, und das nicht erst seit Trump. Die US-IT-Buden haben nicht mal das Recht, ihre Legehennen darüber zu informieren - gag order. Und in Anbetracht der aktuellen Entwicklung in USA ist der Datenabfluss dorthin erst recht problematisch. Außerdem finanziert Europa duch seine Daten die IT-Oligarchie der USA und damit zu einem guten Teil den aktuellen Putsch.

    • @uvw:

      Es wird allmählich Zeit für eine Abgabe auf den Datenabfluss.

      • @Axel Schäfer:

        Die Welt war wesentlich "anständiger", als die Einheit noch 20 Pfennig gekostet hat.



        Vielleicht hatte mein Großvater Recht, wenn er sagte: "Was nichts kostet, taugt nichts".