Verwaltungsgericht Trient urteilt über Bärin: JJ4 darf weiterleben
Ein Gericht in Norditalien verbietet erneut, die „Problembärin“ JJ4 zu töten. Das Tier hatte Anfang April einen Jogger umgebracht.

Das Gericht begründete die einstweilige Verfügung damit, dass die Provinzregierung die Gefährlichkeit des Braunbären zwar in ihrem Beschluss behauptet, jedoch nicht umfassend begründet habe; „ernsthafte Prüfungen“, die eine Tötung rechtfertigen könnten, seien nicht erfolgt.
Zum Abschuss sollte JJ4, auch Gaja genannt, freigegeben werden, weil sie am 5. April in dem Alpental Val di Sole einen 26-jährigen Jogger angefallen und tödlich verletzt hatte. Am 17. April wurde die Bärin, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten „Problembären“ Bruno, dann eingefangen und in ein Wildgehege gebracht. Als sie in die Falle tappte, war sie mit drei Jungtieren unterwegs, die sie 15 Monate vorher zur Welt gebracht hatte – und ihr mütterlicher Schutzinstinkt dürfte auch ihren Angriff auf den Jogger erklären.
Schon am 22. April hatte das Verwaltungsgericht Trient den Abschussbefehl der Provinzregierung suspendiert, während das Umweltministerium in Rom sich auf die Suche nach Wildgehegen machte, die womöglich zur Aufnahme von JJ4 bereit waren. In Trient gingen in der Folge sowohl die Befürworter*innen eines Abschusses – unter dem „Slogan „Zuerst wir, dann die großen Fleischfresser“ – als auch die Tierschützer*innen auf die Straße. Sie werfen der Provinzregierung vor, sie habe nichts getan, um die örtliche Bevölkerung über korrektes Verhalten gegenüber den Bären aufzuklären oder auch den Bären vorbehaltene Wildpfade einzurichten.
Bärin hatte bereits vor drei Jahren Menschen angefallen
Im Trentino leben mittlerweile bis zu 120 Braunbären; angesiedelt wurden sie vor gut 25 Jahren, als einige Exemplare aus Slowenien in die italienische Alpenregion gebracht wurden. Die 17-jährige JJ4 hatte schon im Jahr 2020 zwei Männer angefallen; auch damals verhinderte das Verwaltungsgericht den Abschuss des Tieres, verfügte aber, dass es mit einem elektronischen Halsband ausgestattet wurde, um seinen Standort peilen zu können; dieses Halsband war jedoch schon Monate vor ihrem tödlichen Überfall auf den Jogger außer Funktion.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Frauen und Krieg
Krieg bleibt männlich
Ergebnis der Sondierungen
Auf dem Rücken der Schwächsten
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
Schwarz-Rote Finanzen
Grüne in der Zwickmühle
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
Wechseljahre
Ich glaube, ich mag mich so sehr wie noch nie