Urlaub mit meinem Mann: Mit Akkustaubsauger beim Wildcampen
Ich dachte, es wäre erstrebenswert, ohne Kinder nur mit meinem Mann zu verreisen. Nach dem Urlaub weiß ich, welch große Herausforderung darin liegt.
M ein Mann und ich waren in diesem Jahr nur noch mit unserer 15-jährigen Tochter unterwegs. Ein wenig hatten wir zuvor damit geliebäugelt, sogar alleine fahren zu können – ich bin in diesem Alter jedenfalls ohne meine Eltern weggefahren. Unsere Tochter empfand es allerdings als geradezu empörend, dass wir während der vorhergehenden Überlegungen zur benötigten Größe des neuen Campinggefährts immer wieder verkündeten, dass sie ja ohnehin bald nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren wolle. Sie erkundigte sich genervt, woher wir eigentlich wüssten, was sie will und ob nicht vielmehr wir diejenigen seien, die lieber allein fahren möchten.
Nach dem Urlaub weiß ich nun, dass ich es damit nicht eilig habe: Zu zweit wegfahren wird definitiv eine noch größere Herausforderung für meinen Mann und mich. Wir sind es offensichtlich nicht mehr gewohnt, uns so sehr auf der Pelle zu hocken.
Zuhause ist es Matthias schon zu eng, wenn beim Kaffeekochen morgens eine zweite Person in der Küche ist. Jetzt musste der Arme drei Wochen lang zu dritt in einem Raum in Küchengröße verbringen, der gleichzeitig auch noch Bad, Schlaf- und Wohnzimmer darstellte. Und das, wo ihm schon das Geräusch auf den Senkel geht, wenn ich in meinem Tee herumrühre. Schon vor 25 Jahren im VW-Bus hat mein Mann immer fleißig mit einem kleinen Handfeger den Sand aus dem Wagen gefegt. Damals hatten wir weder Kühlschrank noch Toilette an Bord – auf was wir heute beide nicht mehr verzichten wollen.
Aber worauf Matthias im Urlaub auch nicht mehr verzichten kann – und ich traue mich kaum das offen zuzugeben – ist sein geliebter Akkustaubsauger. Beim Wildcampen! Wir sind definitiv beide noch verkauzter als früher.
Natürlich habe ich mich über seinen Staubgesauge fleißig lustig gemacht. Oder darüber, dass er ständig vergnügt neben seinem Solarpanel saß und in seiner App verfolgte, wie viel Watt er damit gerade erzeugt, um so sein Bier zu kühlen und natürlich den Staubsauger-Akku aufzuladen. Was er uns dann andauernd laut verkündete. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass mein Mann hörspielartig alles Mögliche bekanntgibt. Zum Beispiel, wenn er sich ein Sandwich macht oder auf die Toilette muss – dabei entgeht einem im Wohnmobil weder das eine noch das andere.
Im Urlaub sitze ich nie einfach herum. Und Staubsaugen tue ich schon gar nicht. Ich bin eigentlich durchgängig damit beschäftigt, Schwemmholz, Strandgut, Steine oder anderes Zeugs zu sammeln und daraus Kunst zu basteln (natürlich nicht ohne dabei alles um mich herum gnadenlos vollzusanden). Leider durfte ich nur eine Kiste Werkzeug mit auf die Reise nehmen und die Bohrmaschine passte nicht mehr rein.
Zugegeben, es war dennoch eine große Kiste. Die Box hatte ich so komprimiert gepackt, dass es mir kein zweites Mal gelang, sie wieder zusammen zu puzzeln. Danach musste allerhand Krams von mir in Matthias’ Kiste beim Staubsauger liegen, von der er behauptet hatte, sie sei voll.
Aber ich kenne das schon: Mein Mann behauptet ständig irgendetwas sei komplett voll, zum Beispiel unser Gartenhaus oder die Küchenschublade mit den Tupperdosen. Ich wäre dagegen in der Lage, dort locker nochmal das Vierfache hineinzustapeln. Ich muss jedoch zugeben, dass ich auch meine Eigenarten habe: Im Urlaub eine Sammlung plattgefahrener und getrockneter Tiere anzulegen, ist wohl nicht weniger schrullig als ständig staubzusaugen – und eindeutig ekliger.
Zusammenfassend könnte ich sagen, dass beim Urlaub im Camper grundlegende Ehekonflikte so deutlich wurden, dass die mitgereiste Teenagerin doch langsam eine Ahnung davon bekommen hat, warum sie nächstes Jahr möglicherweise wirklich nicht mehr mitfahren will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“