Urlaub in NRW – oder zum Markusplatz?: Kurzarbeit und Försterlatein

Schwieriger Ausflug in den Zoo, coronierende Arbeitgeber, der ewige Horst Seehofer und das Masken-Sondermodell „Watzke“.

Ein Affe im Zoo.

Bekommt wieder Besuch: Affe im Berliner Zoo. Aber bitte Obacht! Foto: Stefan Zeitz/imago

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Endlich wieder Stau vorm Leverkusener Kreuz.

Und was wird in dieser besser?

Tag der Befreiung und Muttertag – durchfeiern.

Spielplätze und Zoos dürfen in Deutschland wieder öffnen. Auf welches Tier freuen Sie sich am meisten?

Abwarten, ob die Tiere uns ­sehen wollen. Affen können Aids, Zecken Hirnhautentzündung, Füchse Tollwut übertragen, und die Fledermäuse scheinen ein größeres Thema mit uns zu haben: Sars, Mers und womöglich Covid. Der WWF schlägt eine Brücke von Landraub und Artensterben zu Corona. Wenn Menschen Tieren auf die Pelle rücken, sagen deren Bewohner: Och, probieren wir doch mal den aufdringlichen Zweibeiner aus. „Zoonose“ heißt das auf Försterlatein und klingt schon ein bisschen umsatzhemmend für Tiergärten.

Für mehr als zehn Millionen Menschen wurde in Deutschland Kurzarbeit beantragt. Für Arbeitgeber scheint das Modell aufzugehen – und für die Arbeitnehmer?

Mitarbeiter müssen sich schriftlich einverstanden erklären, oder es stand eh im Arbeitsvertrag, oder es gibt eine Betriebsvereinbarung. Sie bekommen so viel Lohn, wie sie arbeiten, das Arbeitsamt legt 60, mit Kindern 67 Prozent des fehlenden Lohns drauf. Nach einer Böckler-Studie knausert Deutschland damit am Ende der Skala – die Niederlande, ­Norwegen, Irland oder Dänemark schicken Kurzarbeiter mit 100 Prozent Gehalt nach Hause. Was Arbeitsminister Heil an Verbesserungen angekündigt hat, ist also schon wieder kein sozialistischer Irrsinn, sondern europäische Harmonisierung. Und noch ist es Gratisgroßmut: In den 10 Millionen angemeldeten Fällen steckt jede Menge Vorrat. Nie war es leichter, Kurzarbeit anzumelden – viele Unternehmen coronieren sich Spielraum vom Amt und gucken dann, ob sie es auch wirklich brauchen.

Laschet, Söder, Kretschmann: Sie alle streiten lauthals über den richtigen Weg in der Krise. Doch um einen ist es in den vergangenen Wochen verdächtig ruhig geworden: Horst Seehofer. Wo ist der geblieben?

The hottest Hotte in town volkstümelt in der Bild am Sonntag ein bisschen über den Wiederbeginn der Bundesliga („Ja!“) und Reisen nach Österreich („Obacht!“). Während man mit Grünen und FDP noch allzeit nörgelbereit fragt, was der Highmatminister zur Lage der Heimat unternimmt, hat er schon hinterrücks eingelocht: Lascher als Laschet geht nicht, spröder als Söder wäre unpopulär. Beide manövrieren Richtung Kanzlerkandidatur, und da ist Seehofers Priorität klar: Kanzlern soll, wer einen Innenminister Seehofer erträgt. „Wir können froh sein, dass wir in dieser Situation eine solche Kanzlerin an der Spitze unseres Landes haben“, kotaut das eisige Herz des Hünen. Dann lobt er noch ihre „strategische Führung“ und hat auch von Gerüchten um eine weitere Amtszeit Merkels gehört. Fazit: Corona ist echt wichtig, aber Horst klärt erst mal, was mit Horst wird.

Es bleibt unsicher, ob die Deutschen in diesem Jahr ihren Sommerurlaub im Ausland verbringen können. Markus Söder warb diese Woche deshalb für Bayern als Urlaubsort, Angela Merkel betonte die Schönheit des Nordens. Ihr Reisetipp für dieses Jahr?

Merkel und Söder hielten Spaßkämpfchen bei einer Pressekonferenz, Tenor: Nach NRW ins Laschetland will bestimmt niemand. „Witzchen über eine sterbende Branche und geplatzte Pläne von Millionen“, schimpfen Reisebürokraten darauf. In der Union verdichten sich die Zeichen – dieses Jahr geht’s zum Markusplatz.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek startet ein Darlehensprogramm für Studierende, die durch die Coronakrise in finanzieller Not sind. Heißt aber, nach der Krise muss das vollständig zurückgezahlt werden. Dann doch lieber Bafög für alle?

Wirtschaftsminister Altmaier nutzte die Coronakrise, sich aus dem Gerede um seinen baldigen Rauswurf herauszumanagen. Karliczek versucht’s mal andersrum.

Die ganz großen Krawalle blieben beim diesjährigen 1. Mai aus. Wie haben Sie den Tag der Arbeit verbracht?

Quo vadis, Fernsehkritik? Der Angriff einer Humorlosentaliban auf ein Team der „heute show“ mag links, rechts oder komplett unterm Aluhut vorgetragen worden sein. Über die inhaltliche Güte der Maikrawalle in Berlin sagt es genug aus – dass man die Meldung sofort glaubt.

Und was machen die Borussen?

Die Auslieferung der stylischen BVB-Atemschutzmaske (Baumwolle, 4,99 €) hat sich etwas hingezogen. Noch fehlt das Sondermodell „Watzke“, schalldicht.

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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