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Union und SPDKlimaschutz ins Grundgesetz

Umweltverbände fordern mehr Geld für Maßnahmen gegen Erderhitzung – der Klimaschutz käme im Sondierungspapier der künftigen Koalition kaum vor.

Immer auch ans Klima denken: Greenpeace-Aktivisten vor dem Konrad-Adenauer-Haus am 10. 03. 2025 Foto: Jörg Blank/dpa

Berlin taz | Umweltverbände üben massive Kritik an Union und SPD, weil die Parteien bei der Bildung einer neuen Bundesregierung bislang den Klimaschutz vernachlässigen. Die Organisationen Greenpeace und Germanwatch fordern, dass bei einer Grundgesetzänderung die Schuldenbremse nicht nur für Verteidigung, sondern auch für den Klimaschutz gelockert wird.

CDU, CSU und SPD wollen die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben faktisch aussetzen und ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro bis 2030 für die Modernisierung der Infrastruktur auflegen. Das Wort Klima taucht in dem Beschluss nicht auf. Im Papier mit dem Ergebnis ihrer Sondierungsgespräche bekennen sie sich zwar zu den deutschen Klimazielen. Aber wie diese erreicht werden sollen, bleibt im Dunkeln.

Um die Änderungen an der Schuldenbremse und das „Sondervermögen“ umzusetzen, ­brauchen CDU, CSU und SPD im Bundestag und im Bundesrat eine Zweidrittelmehrheit. Im alten Bundestag ist diese mit den Grünen erreichbar, im neu gewählten Bundestag brauchen Union und SPD dafür indes auch die Linkspartei.

„Sicherheit muss breiter definiert werden als nur in Bezug auf Verteidigung“, sagt Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser der taz. Deshalb müsse die Schuldenbremse auch für nationale und internationale Klimaschutzausgaben gelockert werden.

Es brauche ein „erweitertes Sicherheitsverständnis“

Auch die Umweltorganisation Germanwatch drängt auf Nachbesserungen. „Wir fordern, dass es für das Sondervermögen Sicherheit ein erweitertes Sicherheitsverständnis gibt“, sagt David Ryfisch, Leiter des Bereichs zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch. Dabei müsse es auch um Klima- und humanitäre Sicherheit gehen. „Damit wollen wir erwirken, dass zusätzliche Mittel für internationale Klimafinanzierung und die humanitäre Hilfe zur Verfügung stehen“, sagt er.

Der internatio­nale Klimaschutz werde von den drei künftigen Regierungsparteien bislang vollkommen ignoriert. „Um die zusätzliche Klimafinanzierung abgegrenzt von den Verteidigungsherausforderungen zu ermöglichen, sollte bei der Grundgesetzänderung auch ein klar definiertes Fenster für Klima- und humanitäre Sicherheit geöffnet werden“, fordert Ryfisch. Durch den Ausstieg der USA aus der Klima­finanzierung entstehe ein Vakuum, das gefüllt werden müsse.

Die Pläne für das von Union und SPD vorgesehene „Sondervermögen“ für die Sanierung der Infrastruktur sind bislang sehr vage. „Klimaschutz muss Kompass für jede Investitionsentscheidung sein“, fordert Greenpeace-Geschäftsführer Kaiser. Das müsse sich auch im Koalitionsvertrag spiegeln. Im Verkehrsbereich sei das bundesweite ÖPNV-Ticket für monatlich 58 Euro nicht gesichert, kritisiert Kaiser. „Auch dass die Infrastrukturmilliarden nicht in noch mehr Autobahnen fließen können, schreibt das Sondierungspapier nicht fest“, sagt er.

Was ist mit Wasserstoff?

Die Energiepolitik stößt ebenfalls auf Kritik. Bis Ende des Jahrzehnts wollen Union und SPD 20 neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 20 Gigawatt bauen. Eine Umrüstung auf klimafreundlichen grünen Wasserstoff wird nicht erwähnt. „Zusammen mit einem unklaren Bekenntnis zum Verpressen von Kohlendioxid im Boden versteckt sich hier eine Lebensversicherung für klimaschädliche fossile Geschäftsmodelle“, warnt Kaiser.

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) sieht das ähnlich. Nach Berechnungen der Branche kann die erforderliche Leistung über flexibel steuerbare Erneuerbare-Anlagen, Speicher und Sektorenkopplung besser gewährleistet werden. „Flexibilität muss das Leitprinzip des neuen Strommarkts werden, das schafft ein dezentrales Back-up besser“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.

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6 Kommentare

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  • Wir schützen nicht das Klima, - wie es der Begriff "Klimaschutz" suggeriert. Es geht um den Schutz unserer Lebensgrundlagen und ist damit vor allem Selbstschutz.



    Der Schutz vor den Folgen der Klimakatastrophe gehört dringend ins Grundgesetz. Vor allem aber müssten Städte und Kommunen (personell und finanziell) fähig gemacht werden, zumindest die bereits bestehenden Gesetze anzuwenden und durchzusetzen.

  • "Umweltverbände fordern mehr Geld für Maßnahmen gegen Erderhitzung – der Klimaschutz käme im Sondierungspapier der künftigen Koalition kaum vor."

    Das wird alles nichts bringen oder ändern, denn in der Natur des Menschen ist leider tief verankert, das der Mensch bis jetzt sein handeln nur durch zwei Dinge verändert, durch den tiefen Eingriff in seiner Brieftasche oder durch die realistische Wahrnehmung der Bedrohung seiner eigenen Existenz, wir sind bei beiden noch lange nicht so weit.

    Wenn die Probleme nicht mehr wirklich weg phantasiert werden können, das wird der Zeitpunkt und der Moment sein wo das sich entscheiden wird, ob der Mensch mit einen blauen Auge davon kommt, oder ob das nicht schon zu spät ist.

  • Wenn die USA aussteigt, und Trump hat genau dies ja getan, müssen wir dann deren CO2 auch kompensieren?



    Oder anders ausgedrückt: Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur gewonnen werden, wenn auch alle großen Nationen mitmachen. Danach sieht es aber gar nicht mehr aus.

    • @Hans Dampf:

      oder anders gesagt, selbst wenn Deutschland jetzt hunderte Milliarden in den Klimaschutz steckt ändert das für das Klima Weltweit null.

    • @Hans Dampf:

      An ihren Kommentar ist gut ersichtlich woran die Welt krankt.

      Wir sollten jetzt etwas unternehmen ( selbst wenn nur wir das sind ), denn dann können mit dem know how in der Zukunft sehr viel Geld verdienen ( bei Photovoltaik war die CDU zu dumm, das hier zu halten ), oder es wird sehr teuer für uns alle werden. Alle werden in der Zukunft etwas tun müssen, der Klimawandel wird jeden einholen, selbst die USA, sie brauchen sich nur die Studien und die Prognosen der Versicherungen und der Rückversicherer für die Schäden die durch den Klimawandel entstehen und mit denen in der Zukunft gerechnet werden muss, anschauen. Die Daten sind wirklich sehr dramatisch und besorgniserregend, selbst wenn man versucht diese Daten weg zu phantasieren, das beste an den Studien ist die Seriosität, denn die Versicherungen stehen nicht in dem Verdacht den Grünen oder der Klimabewegung nahe zu sein.

      • @taz.manien:

        Es steht außer Zweifel dass "die Welt im Gesamten" etwas tun muss. Es steht aber auch außer Zweifel, dass es nur geht wenn "die Welt im Gesamten" etwas tut.



        Wenn wir unserer Industrie knallharte Umweltauflagen machen, dann wandern diese eben aus, was sie ja heute schon in zunehmendem Maße tun.