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Unicef über Boko HaramMinderjährige Selbstmordattentäter

Die radikalislamische Terrorgruppe lässt Kinder Attentate verüben. Zwischen Januar und März schickte sie 27 von ihnen in den Tod.

Boko Haram missbraucht immer häufiger Minderjährige als Selbstmordattentäter. Das Bild zeigt Zahra'u Babangida, ein 13-jähriges Mädchen, das in Nigeria mit Sprengmitteln am Körper verhaftet wurde Foto: ap

Dakar dpa | Die radikalislamische Terrorgruppe Boko Haram setzt für ihre Selbstmordanschläge in der Region um den Tschadsee verstärkt Kinder ein. Die Zahl der minderjährigen Selbstmordattentäter habe sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 27 verdreifacht, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Mittwoch in einem neuen Bericht mit. Die afrikanische Krisenregion umfasst Teile Nigerias, des Nigers, des Tschads und Kameruns.

Die Zahl 27 minderjähriger Selbstmordattentäter entspreche fast der des gesamten Jahres 2016, als 30 Kinder Bombenanschläge verüben mussten, sagte Marie-Pierre Poirier, Unicef-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika. Sie sprach vom „schlimmsten“ möglichen Missbrauch von Kindern in dem Konflikt. Unicef appellierte an Boko Haram und das Militär, Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der Kinder zu gewährleisten.

Seit 2009 kämpfen die sunnitischen Extremisten aus dem Nordosten Nigerias für einen islamischen Gottesstaat und sollen seitdem mehr als 14 000 Menschen getötet haben. Die Bombenanschläge tragen ihre Handschrift, sie bekennen sich allerdings so gut wie nie dazu.

Seit Nigerias Militär mit Hilfe der Nachbarländer verstärkt gegen die Hochburgen von Boko Haram vorgeht, hat die Gruppe ihre Taktik geändert und setzt deutlich mehr Selbstmordattentäter ein. Unicef zitierte in dem Bericht unter anderem das Schicksal von Amina, die auf einer Insel im Tschadsee lebt und mit 16 Jahren einen Selbstmordanschlag für Boko Haram auf einem Marktplatz verüben sollte und dabei beide Beine verlor. Diese Kinder „sind Opfer, keine Täter“, sagte Poirier.

Fast 1500 Minderjährige eingesperrt

Im April 2014 hatten die Extremisten von Boko Haram international für Empörung gesorgt, als sie mehr als 276 Schulmädchen aus Chibok im Nordosten Nigerias entführten, von denen immer noch viele verschwunden sind. Experten halten es für möglich, dass auch einige von ihnen zu Selbstmordanschlägen gezwungen wurden.

In dem Bericht kritisiert Unicef auch die hohe Zahl von Kindern, die wegen ihrer mutmaßlichen Verbindung zu bewaffneten Gruppen an Militärkontrollposten festgehalten und für längere Zeit in Gewahrsam genommen würden. 2016 seien fast 1500 Minderjährige in den vier Ländern der Krisenregion zeitweise eingesperrt gewesen, knapp 600 warteten noch auf ihre Freilassung.

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