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Ungerechte BildungspolitikGleiche Schule für alle!

Kinder schon nach der vierten Klasse zu sortieren, das begründet Chancenungleichheit. Dabei würde alle davon profitieren, wenn sie länger zusammen lernen.

Erstmal Schulferien! Aber wie geht es dann nach der Grundschule weiter? Foto: Matthias Bein/dpa

D ieser wird der letzte Tag sein, an dem sie alle nochmal zusammen sind. Mehmet und Charlotte, Mila und Sahay, Jasper und Bahar, die ganze Klasse 4b. Das Sportfest ihrer Grundschule, das Eltern und Lehrer organisiert haben, ist für sie zugleich der Abschied von dieser Schulform. In wenigen Tagen sind Sommerferien, danach werden sie auf verschiedene weiterführende Schulen gehen. Zu früh, denke ich, als ich sie da alle so sehe.

Als Klassengemeinschaft laufen sie die Stationen des Sportfestes ab. Weitsprung, Rennen, Werfen, Wasser mit Schwämmen aufnehmen und möglichst viel in einen anderen Eimer transportieren. Alle zusammen, das heißt an diesem Tag nochmal: Sie feuern sich gegenseitig an. Egal, ob Mehmet Anlauf zum Weitsprung nimmt oder Emma einen Ball wirft. „Mehmet, Mehmet, Mehmet“ rufen sie oder „Super, Emma!“

Sie sind in vier Grundschuljahren eine Gruppe geworden, die zusammenhält. Ist die eine in Mathe fertig mit den Aufgaben, hilft sie den anderen. Einer ist stark im Fußball, ihn wollen sie in ihrer Mannschaft haben. Eine kann besonders gut tanzen. Führen sie mit dem tollen Musiklehrer einen Tanz auf, tragen die anderen sie auf Händen. Es gibt Unterschiede, man sieht sie auch – Anziehsachen, Zustand der Fahrräder, neue Ranzen oder gebrauchte –, aber es wirkt so, als spiele das keine Rolle. „Wir sind die 4b …“, so geht das Lied, das sie zum Abschied singen.

Ich sitze an der Weitsprunggrube; eine Mutter misst, ich trage die Ergebnisse in Listen ein. Ich sehe alle Namen und vermute sozioökonomische Begebenheiten, von manchen weiß ich sie auch. Vornamen, die auf gut situierte Familien schließen lassen. Viele Einfamilienhäuser wurden am Rande des Viertels gebaut. Wer da wohnt, wohnt im eigenen Haus, hat den Garten mit Trampolin, Schaukel, Kletterwand möbliert, zwei Autos, Carport.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Andere Namen lassen auf andere Hintergründe schließen. Die Wohnblöcke aus den 70ern. Wer dort wohnt, wohnt im Soundso-Viertel.

Ich frage mich, wie es wäre, wenn diese Klasse zusammenbliebe. Wenn die einen nicht auf die Oberschule gingen und die anderen nicht aufs Gymnasium. Wenn sie die Grenzen, die es gibt und die sie sicher auch spüren, weiterhin überwinden würden. Weil sie miteinander im Unterricht Neues entdecken, Unbekanntes erkunden, weil sie zusammen in die Pause gehen und Fangen spielen.

Jemand, dem ich davon erzähle, lacht mich aus. Das sei ein Griff in die Mottenkiste, gemeinsames Lernen, die Starken ziehen die Schwachen mit. Trotzdem werde ich wehmütig. Denn es ist, wie es ist: Die Klassenlisten werden nach den Sommerferien anders aussehen. Kinder werden in ihren Blasen unter sich sein. Vielfalt in der Gruppe wird aufgegeben, andere Lebensverhältnisse werden sie nicht mehr direkt erleben, das Verständnis füreinander verlieren, den Respekt.

Die Statistik, die unsere Stadt für die 5. Klassen erhoben hat, bestätigt meinen Eindruck, allein schon für die Familiensprache: Von den 29 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die eine nichtdeutsche Familiensprache haben, besuchen 57 Prozent die Oberschulen und nur 18 Prozent die Gymnasien. Oberschule heißt oft: wird später schwierig. Gymnasium heißt: hat mehr Chancen.

Bildungsexperten sehen seit Jahren die frühe Trennung der Kinder in verschiedene Schulformen als Ursache der Chancenungleichheit. Ich weiß das, ich habe oft davon gehört. An der Weitsprunggrube aber wird es mir wieder bewusst: Alle zusammen, das ist jetzt vorbei. Es beginnt die Zeit der Schubladen. Wer in die richtige einsortiert wird, hat Glück.

Ich vermute, wir alle würden profitieren, wenn wir uns nicht so früh voneinander trennen würden. Aber es ist, wie es ist. Am Ende des Sportfestes laufen die Kinder zur Schule zurück. Alle zusammen. Ein letztes Mal.

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Felix Zimmermann
wochentaz
Geboren in Göttingen, hat Geschichte und Soziologie in Bielefeld, Madrid und München studiert, war auf der Henri-Nannen-Schule in Hamburg, anschließend Lokalreporter der Berliner Zeitung und deren Nahostkorrespondent in Tel Aviv und Ramallah. Nach der Rückkehr freier Journalist in Oldenburg für überregionale Zeitungen und Magazine und Gründer des leider eingegangen Onlinemagazins Oldenburger Lokalteil. Leitete von 2012 bis 2021 das taz-Wochenendressort, lebt wieder in Oldenburg.
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25 Kommentare

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  • Wau, warum versuchen mache Leute alle Schüler immer über einen Kamm zu scheren? Und die Guten sind am Ende die Dummen.



    Stellen wir uns vor, wir haben eine Klasse, die hat 20% Schüler, die sind 10% schneller im Lernen, als der Durchschnitt und wir haben 30% Schüler, die sind 10% langsamer im Lernen. Die Gruppen haben dann am Ende des 1. Jahres 90%, 100% und 110% des Lernstoffs erreicht. Am Ende des 4. Jahres ist man dann schon bei 66%, 100% und 146% des Lernstoffs angelangt. Wie sollte ein Lehrer das schaffen, allen drei Guppen die gleiche Aufmerksamkeit und die gleiche Förderung zukommen zu lassen? Wird da nicht eine Gruppe zwangsläufig vernachlässigt? Und reden wir nicht davon, das wir hochqualifizierte Arbeitnehmer brauchen? Natürlich, wenn ich die bessere Gruppe nicht fördere, schreiben die weiterhin ihre guten Noten, und die Eltern beschweren sich nicht, aber hat diese Gruppe nicht auch das Anrecht auf ihren Leistungen entsprechenden Unterricht?



    Das waren jetzt nur drei Gruppen, mit 10% Unterschied. Wie sieht das aus, wenn 20% der Schüler aufgrund mangelnder Sprache nur 50% des Lernstoffs in der ersten Klasse schaffen?



    Wieviel verschiedene Arbeitsaufgaben soll ein Lehrer denn stellen. Und wie motivierend ist es für die langsamer lernenden Schüler, wenn sie bei gleichen Klassenarbeiten gute Noten gar nicht mehr erreichen können, weil sie den Stoff noch gar nicht hatten. Und wie motivierend ist das für gute Schüler, wenn man bei unterschiedlichen Klassenarbeiten mit weniger Wissen/Können/Arbeitsaufwand die gleichen Noten erreichen kann.



    Das dreigliedrige Schulsystem hat vielleicht Schwächen, aber es gibt die Möglichkeit bessere und schlechtere Schüler in Gruppen einigermaßen gleich zu fördern. Besser jedenfalls, als wenn man alle zusammenläuft.

  • Es muss mehr differenziert werden, nicht weniger!



    Unterschiedliche Kinder in eine Klasse zu setzen und das Gleiche zu unterrichten führt doch nur dazu, dass keines der Kinder die richtige Förderung erhält. Einheitsgröße passt zwar allen, ist aber für niemanden bequem.

    Dazu sollte das Klassensystem schon viel früher wegfallen als bisher.



    Ich finde spätestens ab der 5ten Klasse sollte nicht mehr in Klassen sondern in Kursen gelernt werden - soll heißen für den Jahrgang gibt es z.B. drei unterschiedliche schwere Mathekurse, Geschichtskurse usw.



    Die Kinder können dann pro Fach gemäß ihrer eigenen Leistungsstufe lernen. Wechseln erwünscht wenn festgestellt wird dass die Leistungsstufe nicht passt.



    Das erlaubt auch Unterricht anzubieten in Nebenfächern, die eben nicht alle Kinder besuchen müssen und die dann vielleicht sogar Jahrgangsstufenübergreifen sind weil es die Anzahl der Interessenten erlaubt. Letzteres gibt es klassischerweise ja schon im Schulchor und solchen Dingen die außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden.

    Aber was ist mit dem sozialen Zusammenhalt der Klasse - wird man mich jetzt fragen. Na mal ehrlich, waren Sie mit allen(!) Kindern ihrer Klasse eng befreundet oder gab es nicht sowieso Cliquen von Kindern und die anderen waren halt einfach mit dabei? Eben. Das bildet sich dann auch im Kurssystem heraus, vielleicht sogar noch mehr als im A-B-C-Klassensystem, da diese künstliche Schranke auch noch wegfällt.

  • Waldorfschulen haben das Feature von gemeinsamen Klassen bis zur 10ten.

  • Führt längeres, gemeinsame Grundschulzeit zu besseren Resultaten, das ist die Frage.

    Berlin und Brandenburg haben eine sechsjährige Grundschulzeit und sehr schlechte Resultate.

    Auch der Vergleich mit Vergangenheit West/Ost hilft nicht, denn damals war die Schülerschaft wesentlich homogener, beherrschte die deutsche Sprache bei Schulbeginn.

    Auch der Blick ins Ausland hilft nicht, denn dort gibt die Vorschule, um genau diese Angleichung an die Anforderungen der Grundschule zu gewährleisten.

    Wir sollten auch zugeben, dass die Idylle des gemeinsamen Lernens selten der Fall ist.

    Kinder können sehr unterschiedlich sein, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, im Hinblick auf Intelligenz, Charakter und Sozialverhalten, die einen wollen lernen, andere nicht, und manche können nicht.

    Das deutsche Schulsystem soll die Gerechtigkeitsdefizite der Gesellschaft lösen, ohne die Mittel dafür zu erhalten.

    Nach Ansicht von Kretschmann (Grüne) wird es noch 10 Jahre dauern, bis der Lehrermangel in BaWü gelöst ist. Was sagt das über den Stellenwert von Kindern und Bildung?

    deutsches-schulpor...fuer-dreijaehrige/



    lisa.sachsen-anhal...hiqb-bildungstrend

  • In der Mathematik gibt's dafür einen Begriff. Kleinster gemeinsamer Nenner. Wie konnte Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit so einem altmodischen Schulsystem nur zur 4. grössten Volkswirtschaft werden.

  • AH!! DA IST SIE JA!! Newahr.



    Nein. Nein. Nicht die neue Schuh(l)Einlegesohle! Die auch - aber die mein ich jetzt mal nicht! Woll.



    Nein. Die Vereinigte Trennscheibenfraktion - meine ich! Gell



    Die schon direktemang nach dem ersten finalen Samenerguß ein Sparkonto für die kommende Brut anlegen! Aber Hallo



    Schließlich ist ein Harvard-Studium - darunter läuft für dero Eheresultate garnichts - teuer & läßt nicht mal eben noch vom schmalen Lehrer …selber einsetzen - Salär neben 🎾 🏌️‍♀️ & 🚙 abzweigen!



    Liggers. Normal nich.



    & Däh



    Deswegen wird seit spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts gegen alles wie Gesamtschulansatz etc. trotz positiver Ergebnisse - volle Breitseite & Kretsche-like gefeuert • Am liebsten zurück zur DREIJÄHRIGEN VORSCHULE!! Gelle!



    Schließlich haben WIR intelligente Kinder!

    Tja. Wie erbärmlich hättens dess denn gern?!



    Daß Schule mit zB Flüchtlingskindern nicht leicht zu organisieren ist! Trivial.



    Geht aber. Beispiel mal post WK II.



    Da nach Familienzusammenführung kein gemeinsamer Wohnraum - ging ich in die Marli-Volksschule gleich in die 2. Klasse (Ost-West - Ostern-Herbsteinschulung) - einem Atbeiter/Kasernen Vorort Lübecks: vollgestopft mit Flüchtlingen!



    Es wurde mehrheitlich russisch polnisch & lettisch gesprochen. Reichwald ein genialer Pädagoge - schaffte es - daß am Ende der 4. alle passabel Deutsch sprachen & schreiben konnten.



    (“…fördert durch rege Mitarbeit den Unterricht“ - einzig gebliebene positive Kopfnote;) 🤫



    Verlor die meisten aus den Augen wg Stadtteilwechel & Katzenmuseum*.



    Olga - lettischer Lieblingsschüler machte Abitur.

    unterm——*



    Einigen wenigen Paukern war das Gefälle - Volksschule Villenviertel vs Arbeiter/Flüchtlingsviertel - klar und halfen ab! Maier II - jeden Tag ein Kurzdiktat! Heiliger Strohsack - aber es half.



    Als bei meinem 2.x Backenbleiben de Ohl der olle Koofmich - seine alte Penne (er in 2.Generation) aufsuchte & die Pauker anschließend schwärmten “…der kann ja besser Latein & Griechisch als wir!“



    ff & Rest

    • @Lowandorder:

      ff

      Und schwups - war ich nicht mehr das vermeintliche Flüchtlingskind aus Marli!



      & ab da wir mir klar -



      “Werd Olympiasieger im Rudern - möglichst alle Bootsklassen!!! - 🙀🥳🤬



      (neigte schon immer zum Größenwahn)



      Aber das Abi haste mit links in der Tasche!“



      Und so - auch wenn mein Lieblingsklassenlehrer befand: “Doch! Ist ne Frechheit! Und aus dir wird nie ein feiner Mann!“ - kam es denn auch •

  • Zusammengefasst:



    In den letzten Jahrzehnten hat sich einiges an den Schulen geändert. Eine heutige Schulerfahrung ist sehr verschieden von den Schulerfahrungen vor 30/20/10 Jahren. Da aber alle an Schuldiskussionen Beteiligte durch ein Schulsystem gelaufen sind, projiziert jeder seine Erfahrungen von Anno dunnemals auf die heutige schulische Situation. Passt aber nicht mehr.



    Die Änderungen, die jetzt am Schulsystem vorgenommen werden müssten, sind dennoch gravierender als alles, was in den letzten 30 Jahren in den Schulen passiert ist.



    Diese Änderungen werden dadurch, dass sie neben nicht unerheblichen Kosten auch die Privilegien und Vorurteile eines signifikanten Prozentsatzes der Eltern und SchülerInnen auf den Prüfstand stellen, nicht vorgenommen.

    • @zsuka:

      Sehr schön zusammengefasst und eine Antwort auf all die "Ausbremser" Rufer.

      • @Ingo Knito:

        anschließe mich

  • 3. Thema sozial Schwache:



    Die Statistiken zeigen es seit Jahren auf, wer sozial schwach ist, der hat weniger Chancen auf eine höhere Schulbildung. Das liegt nicht an der Intelligenz derjenigen, die nicht aus privilegierteren Elternhäusern kommen (auch dazu gibt es klare Statistiken), sondern an der nicht vorhandenen Förderung dieser Klientel. Auch hier gilt, siehe oben: Wir brauchen neue Unterrichtskonzepte, mehr Zeit für Unterrichts-und Schulentwicklung und mehr Personal.

  • 2. Thema Disziplin:



    Es stimmt, Disziplinproblem schon mit einzelnen SchülerInnen können den Unterricht sprengen und das Lernen von vielen SchülerInnen stark behindern. Ist es also eine Lösung, diejenigen, die diese Probleme verursachen, „abzuschulen“, auf dass sie dann zusammen in einer Schule sitzen? Was soll mit diesen SchülerInnen geschehen, die Probleme haben und die Probleme verursachen?



    Hier kann die Lösung meines Erachtens nur sein, massiv in Sozialarbeit an den Schulen und Betreuung „schwieriger“ Klientel zu investieren. Stimmt, aber siehe oben: Das braucht Personal und Zeit – mehr als Mangelware an den Schulen. Beispiel: Auf ein großes Gymnasium in Baden-Württemberg (1000 SchülerInnen) kommt ein Sozialarbeiter mit 20% seiner Verpflichtung. Das ist selbst für Gymnasien heutzutage viel zu wenig.

  • 1. Thema Leistung:



    Wenn die Kinder länger zusammen lernen sollen, müssen die LehrerInnen im Unterricht differenzieren, das heißt, den Leistungsstärkeren zusätzlich Herausforderungen anbieten, von den weniger Starken eben weniger fordern. Das geht, ist aber arbeitsaufwendig und erfordert völlig neue Unterrichtskonzepte. Diese im Team zu entwickeln braucht Zeit, auch braucht es Personal – alles mehr als Mangelware an Schulen. Schade ist es dennoch: Denn allen Unkenrufen hier im Kommentarbereich zum Trotz: Es geht – das beweisen die Schulen, die für den deutschen Schulpreis nominiert wurden.



    Und nein, stärkere SchülerInnen müssen auch in gemischten Settings nicht NachhilfelehrerInnen spielen, wer nicht will, der muss nicht. Die meisten machen es aber sehr gerne. Wer sich auf den Weg macht, anderen etwas zu erklären, muss den Stoff nochmals wiederholen und vertiefen und damit auch durchdringen. Diejenigen, die erklären, profitieren dadurch selbst enorm.

    • @zsuka:

      Es kostet aber den Stärkeren viel wertvolle Zeit die nicht in ihre eigene Bildung investiert werden kann. Natürlich sehen die Kindern das in dem Moment nicht - sie sind ja in der Klasse "gefangen" und sagen sich "Oh, dann helfe ich x und y, ich kann es ja schon." Es macht denen möglicherweise auch tatsächlich Spaß.



      Aber wie viele Stunden gehen über die Jahre verloren wo die stärkeren Schüler dann nicht in für Sie neue Gebiete vorstoßen könnten?

      Um es mal sportlich auszudrücken: Ein Kind ist ein extremes Fußballtalent. Anstatt aber frühzeitig gezielt gefördert zu werden, verbringt es Jahre damit anderen Kindern die Grundlagen im Fußball beizubringen und kommt selbst dadurch nicht über das Grundlagenniveau hinaus. Natürlich beherrscht es dieses dann extrem perfekt - aber mehr halt nicht. Ergebnis: Die Welt wird nie erfahren dass es einen neuen Beckham gegeben hätte, weil dieser nie gemäß seiner Begabung gefördert wurde. Stattdessen war er jahrelang damit beschäftigt Schwächere auf ein mittleres Niveau zu ziehen, anstatt von seinem mittleren Niveau ins Spitzenniveau vorzustoßen.

  • Wenn ich nach der 4. Klasse noch eine Minute länger mit allen zusammen hätte lernen müssen, wäre ich wahrscheinlich wahnsinnig geworden.



    Es ist nicht fair, intelligente Kinder schon im Kindergarten auszubremsen und als Nachhilfelehrer für die Lernschwächeren zu mißbrauchen.

    • Gaby Coldewey , Autorin , Redakteurin
      @Wald und Flur:

      Witzig. Ich hatte nie das Gefühl, dass mich jemand ausbremst in der Grundschule. Wir wurden irgendwie entsprechend unserer Fähigkeiten gefördert, und die waren sehr sehr unterschiedlich. Das ging vermutlich auch nur, weil wir 32 Kinder in einer Klasse waren und nur eine Lehrerin.... Komisch, dass das vor vierzig Jahren geklappt hat und heute so gar nicht mehr.

      • @Gaby Coldewey:

        Danke - teile diese Erfahrung.

    • @Wald und Flur:

      Wenn die besseren Kinder als Nachhilfelehrer missbraucht werden, läuft natürlich was schief.

      (Gibt es sogar als pädagogisches Konzept ab der 1 Klasse, ist aber nach meiner Erfahrung schlimm.)

      Ansonsten tut es aber den Kindern nicht schlecht, sich auf Unterschiede einzustellen.

      Hochbegabte werden von guten Lehrern gesondert beschäftigt.

      Meine jüngste Tochter hat ein hochbegabtes Mädchen drin.

      Am Ende der 1. Klasse war sie schon mit der 2. Klasse durch.

      Sie hat aber nie eine Kasse übersprungen. Obwohl sie anders ist, hat sie zahlreiche Freundinnen.

      Sie geht jetzt mit ihren Freundinnen nach der 6. Klasse aufs Gymnasium.

      Trennen vor der 6. Klasse halte ich für falsch.

      In der 5./6. Klasse passiert noch manches.

      Und die meisten Kinder gehen wegen der Freunde gern in die Schule, nicht wegen des spannenden Lernstoffs.

    • @Wald und Flur:

      Den ersten Satz, keine Ahnung.

      Aber beim zweiten Satz ist auf jedenfalls etwas dran. Zwar erwerben diese Kinder damit auch Kompetenzen, aber eigentlich ist so eine erzwungene Gruppenarbeit in dem frühen Alter, nicht richtig. Und auch später ist das schwierig genug, da die einen im Endeffekt ausgebremst werden.

  • Also ich stamme aus einer Gegend, wo nach der sechsten Klasse erst getrennt wurde, fast alle bis auf ganz wenige Schulen (altes Berlin). Die Trennung gab es trotzdem und zwar nach Gegend und Grundschule.

    • @larasu:

      Weshalb "altes Berlin"?

      Im "neuen" Berlin ist es ja nicht anders.

      Eher schlimmer, weil die Leute heute viel bereitwilliger sind, ihre Kinder in weit entfernte Grundschulen zu schicken.

      Ein Grund mehr, die Kinder nicht noch zusätzlich früh nach Leistung zu sortieren.

  • Meine Tochter ist dieses Jahr in die fünfte auf das Gymnasium gekommen. Und sie war so froh das sie endlich weg ist von der Grundschule. Lange hätte sie es nicht mehr ausgehalten mit den pöbelden Bullies.



    Die Unterschiede bei den Kindern sind ernorm. Manche können nicht mal einfachste Aufgaben lösen . Wie hat mal ein Saddhu in Indien zu mir gesagt: "People are different -Mind is different".

  • Bitte dem exSteißtrommler Persetter Kretsche zbV schicken! “Gumminasium select!!“



    Dem Grün-schwarzen exPaukerMP & seinen Superhyperpipern inne taz weiterreichen! Gellewelle! (vor allem dem Männe vondemsei Perle ©️ “Lindner der alte Blödmann 🤬“



    Dank im Voraus - 🙀🥳👹 -

    Na Servus



    (ps wer seinen Sohn mit “Adorno sagt/meint“ - öffentlich vorführt! Newahr.



    Der hat mein tiefes Mitgefühl! Der Sohn - schon! Gellewelle&Wollnichtwoll.;)(

  • Meine Erfahrung ist eher, dass das schwächste Glied das Tempo vorgibt und alle anderen ausbremst. Als ich das Abitur machte, hatten wir schon das Problem, dass in Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik etc. den einen langweilig, die anderen überfordert waren. Wenn ich mir anschaue, was zur gleichen Zeit in der Realschule behandelt wurde: die Realschüler haben mit Parabeln gerechnet (und hatten damit Probleme), als die Gymnasiasten schon Exponentialfunktionen behandelt haben.

    • @Luftfahrer:

      "The greatest shortcoming of human race is our inability to understand the exponential function." Al Bartlett