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Umweltbewegung feiert EntscheidungKraftwerk Tiefstack doch ohne Holz

Im Kraftwerk Tiefstack wird künftig Gas verfeuert. Ursprünglich sollte die Steinkohle erst durch Buschholz aus Namibia, später durch Pellets ersetzt werden.

Tiefstack bekommt doch keine Biomasse Foto: picture alliance/dpa | Christian Charisius

Freiburg taz | Die kommunalen Hamburger Energiewerke (HEnW) haben Pläne aufgegeben, in ihrem Heizkraftwerk Tiefstack in Zukunft Biomasse zu verfeuern. Das teilte das Unternehmen mit. Die Umweltorganisation Robin Wood, die seit mehr als vier Jahren gegen das Ansinnen gekämpft hat, sprach am Wochenende von einem „großartigen Sieg für die Wälder“.

Im Zuge des Kohleausstiegs wollen die HEnW die Steinkohlefeuerung an dem Standort im Hamburger Osten „durch modulare Erzeugerparks ersetzen“, wie es aus dem Unternehmen heißt. Einerseits wird zusätzliche Abwärme aus der Müllverbrennungsanlage Borsigstrasse angezapft, was bereits seit einem halben Jahr geschieht. Andererseits soll noch in dieser Heizperiode Abwärme aus dem Werk des Kupferherstellers Aurubis ausgekoppelt werden.

Des Weiteren sollte eine Biomassefeuerung Strom und Wärme liefern. Anfänglich hatte die Hamburger Umwelt- und Energiebehörde dafür Buschholz aus Namibia vorgesehen. Doch nach massiver Kritik aus Umweltverbänden, die in den Plänen „neokoloniale Muster“ erkannten, lenkte die Umweltbehörde im Mai 2021 ein.

Stattdessen sollten Holzpellets eingesetzt werden. Von einem Bedarf zwischen 200.000 und 400.000 Tonnen sprachen nun Umweltverbände. Zwar sollten Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden, doch Nabu, Deutsche Umwelthilfe und andere Verbände erklärten, die Kriterien würden den Einsatz von Holzpellets „aus Kahlschlägen in den USA oder dem Baltikum nicht ausschließen“.

So kam es zu der weiteren Änderung. Man verzichte auf „die geplante bivalente Feuerung mit wahlweise Biomasse oder Erdgas zugunsten einer Umstellung auf eine reine Erdgasfeuerung“, erklärte das Unternehmen jetzt – was freilich den Erdgasbedarf erhöht. Während es aus der Grünen-Fraktion Hamburg heißt, die „engagierte Zivilgesellschaft“ habe „dieses wichtige Thema vorangebracht“, begründen die HEnW ihren Schritt mit „aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten und in der Regulierung“.

Nicht nur Erdgas soll nach der Abkehr vom Holz eingesetzt werden, sondern auch eine Flusswasser-Wärmepumpe. Eine solche war ohnehin geplant, nun soll ihre Leistung auf 60 Megawatt verdoppelt werden. Damit wird ein Teil der Wärme künftig aus dem Wasser in der Billwerder Bucht kommen. Nur stromseitig geht die Rechnung nicht auf: Während der Biomassekessel neben der Wärme auch Strom erzeugt hätte, wird die Wärmepumpe künftig ein großer Stromverbraucher sein.

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1 Kommentar

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  • "Nur stromseitig geht die Rechnung nicht auf"



    Äh - wie geht sie denn CO2-seitig auf?



    Ich frage für einen Freund.