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Umweltbewegung „Extinction Rebellion“Blockaden bei NDR und „Spiegel“

XR-AktivistInnen protestieren am Montag auch beim NDR und dem „Spiegel“. Die Medien würden nicht angemessen über die Klimakrise berichten, lautet der Vorwurf.

AktivistInnen der Umweltschutzbewegung XR demonstrieren vor dem Eingang des NDR Foto: Christian Chasirius/dpa

Hamburg epd/dpa/lno | Umweltaktivisten von Extinction Rebellion (XR) haben am Montag in Hamburg beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) und vor dem Spiegel-Haus für eine bessere Berichterstattung über die Klimakrise demonstriert. Unter dem Motto „Klimakrise in die Medien“ forderten sie in einem offenen Brief die Reaktionen auf, über die Klimakrise und ihre Auswirkungen häufiger zu berichten, wie XR mitteilte. Themen wie Erdüberhitzung und der drohende ökologische Kollaps seien gemessen an ihrer Bedeutung in den Medien deutlich unterrepräsentiert. In Hamburg-Lokstedt blockierten sie die Zufahrt zum NDR.

„Solange es tägliche Formate wie ‚Börse vor acht‘ gibt statt ‚Klima vor acht‘, werden die Prioritäten falsch gesetzt“, sagte XR-Sprecherin Friederike Mayer. Es gehe bei der Aktion aber ausdrücklich nicht um eine pauschale Medienkritik. In der aktuellen Krise sei es wichtig, dass Medien fundiert berichten und aufklären. Die Klimakrise und ihre Auswirkungen seien aber „kein Thema unter vielen“.

Die Aktivisten forderten den NDR auf, in seiner Berichterstattung den Begriff Klimawandel durch Klimakrise zu ersetzen. „Eine verstärkte Verwendung des Begriffs ‚Klimakrise‘ statt ‚Klimawandel‘ stellt eine erste Anpassungsmaßnahme an die veränderten Verhältnisse dar“, hieß es am Montag in einem offenen Brief der Gruppe. Es gehe nicht um einen neutralen Wandel, sondern um eine bedrohliche Krise.

Der NDR habe das Gespräch mit den Demonstranten gesucht und werde die Forderungen prüfen, sagte NDR-Sprecher Frank Jahn. Über Klimaschutz berichte der NDR regelmäßig und vielfältig. Dazu zählten Informationssendungen, Dokumentationen und Features sowie Sendungen im fiktionalen Bereich. Die diesjährige ARD-Themenwoche vom 15. bis 21. November werde ihren Fokus auf Klimawandel und Nachhaltigkeit legen. Die Blockade der Zufahrt habe die betrieblichen Abläufe nicht gestört.“

Die Aktion in Hamburg ist nach eigenen Angaben der Auftakt der norddeutschen XR-Gruppen für die bundesweite Rebellionswoche von Extinction Rebellion. Bundesweit sind bis Sonntag dezentrale Aktionen unter dem Motto #WeiterSoWarGestern geplant. Sie ersetzen die ursprünglich für Anfang Mai geplante Rebellion Wave in Berlin und Brüssel, die aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste.

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26 Kommentare

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  • Es geht z.B. darum, dass es an jedem Werktag 19:55 in der ARD ein Börsensendung über den akt. DAX-Chart u.ä. gibt, nicht jedoch über Umweltprobleme.



    Da soll niemand einen Zettel erhalten, auf dem steht, was er vor der Kamera sagen soll oder was sich hier einige sonst noch so zusammenreimen.

  • Gegen Werbung haben die von XR nichts?



    Neulich habe ich auf einer Chipstüte das Gesicht von "Rambo" Sylvester Stallone gesehen. Der Kerl hat in seinem Leben Millionen eingenommen und verprasst und kann den Hals immer noch nicht voll kriegen. Glaubt XR wirklich, dass wir mit solchen Menschen ein Umdenken hinbekommen. Die werden uns immer Honig ums Maul schmieren und hinter unserem Rücken gegen uns arbeiten.



    Was sagt XR dazu, das die Werbewirtschaft an unsere primitivsten Instinkte appelliert, nur um den Konsumwahn am Laufen zu halten. Ich empfinde solche Methoden langsam menschenverachtend.



    Was sagt XR dazu, das jährlich Milliarden Euro in das schöne Leben von Hedonisten und Blendern investiert wird, anstatt dieses Geld in Klima- und Umweltschutz zu stecken.



    Ist das nicht so wichtig?

    • @APO Pluto:

      Ich würde mal sagen, bei der Aktion geht es um die Unterpräsentation von Umweltthemen in den Medien, und nicht darum, das Werbung immer rafinierter wird oder in China ein Sack Reis umfällt.

      Wenn Sie ein Problem mit der Werbung haben, werden Sie doch aktiv.

  • Ist ja geil, jetzt wird Framing gefordert 😬.

    • @Andi S:

      Aus en.wikipedia:



      'Various scientists, politicians and news media have adopted the terms climate crisis or a climate emergency to talk about climate change, while using global heating instead of global warming. The policy editor-in-chief of The Guardian explained why they included this language in their editorial guidelines: "We want to ensure that we are being scientifically precise, while also communicating clearly with readers on this very important issue".[338] Oxford Dictionary chose climate emergency as the word of the year 2019 and defines the term as "a situation in which urgent action is required to reduce or halt climate change and avoid potentially irreversible environmental damage resulting from it".'

      • @Hannes Hegel:

        Nett. Der Artikel greift einen total Emotional. Bitte an Alle verteilen um gaaaannnnnzzzz viele für die richtige Idee zu gewinnen:

        PS: Bleibt trotzdem Framing.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    Nennt man das nicht eigentlich „Gesinnungsjournalismus“, was Extinction Rebellion da fordern?

    • @09922 (Profil gelöscht):

      Also einerseits ist sich die Mehrheit nicht nur einig, sondern sogar überzeugt davon, dass wir ein Plastikproblem haben, es einen menschengemachten Klimawandel gibt, dass 2 grad Erwärmung katastrophale Auswirkungen hätte und auch dass 2 grad eigentlich sehr konservativ geschätzt sich.

      Andererseits, wenn ich mich will, dass ich auf 4 Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr komme, muss ich selbst ohne Auto ziemlich Verrenkungen machen. D.h. obskure Wahlen beim Laptopkauf machen, eigentlich müsste ich sogar in eine modernisierte Wohnung ziehen und alle Einkaufe nur noch in Nischengeschäften bzw. auf dem Markt machen.

      Wie passt den das zusammen?

      Letztendlich schaffen Kultur und Medien zusammen mit Diskussionen den Kontext in dem wir uns bewegen. Offensichtlich stimmt da etwas nicht, sonst wäre es doch selbstverständlich, dass ich selbst bei einer Lebensweise "im Autopilot" diese Marke von 4 t CO2/Jahr erreiche.

      Man kann von XR halten was man will, da haben sie einfach recht...

  • In den 80ern besetzten gelegentlich Antiimps die taz, um den Abdruck von RAF-Hungerstreikerklärungen durchzusetzen. Durchaus mit Erfolg, die andere oder Bleiwüste wurde gedruckt.

    Heute sollen Spiegel und NDR gefälligst so berichten wie es der Eso-Truppe XR recht wäre.

    Morgen kommen die Nazis und beklagen sich über Stigmatisierung in den Medien.

    • @Jim Hawkins:

      "Morgen kommen die Nazis und beklagen sich über Stigmatisierung in den Medien."

      Tun sie ja schon bzw. beklagen sich, dass sie diffamiert werden würden... "Sie" sind zwar keine klassischen Nazis, aber nicht weit davon entfernt.

    • @Jim Hawkins:

      Ho Ho Ho. Welch Vergleich, Klimawandel = Stigmatisierung der Nazis in den Medien. Manoman.

      • @Rudolf Fissner:

        Ich sehe bei J.H. Kommentar keinen solchen Vergleich oder eine solche von Ihnen aufgestellte Gleichung.

        • @Jossi Blum:

          Den wollte ich auch nicht anstellen.

          Es ging mir mehr auf die Einflussnahme auf die redaktionelle Berichterstattung.

          Früher haben gern mal Anzeigenschaltungen dabei eine gewisse Rolle gespielt, der Drops ist allerdings gelutscht.

          Heute wird eben blockiert. In der Konsequenz müssten sich Spiegel und NDR von XR einen Zettel überreichen lassen, aus dem hervorgeht, wie berichtet werden soll.

        • @Jossi Blum:

          taz: "Die Medien würden nicht angemessen über die Klimakrise berichten, lautet der Vorwurf" und JH: "Morgen kommen die Nazis und beklagen sich über Stigmatisierung in den Medien"

          Was soll das anderes sein als ein Vergleich, der dort angestellt wurde. Etwa ihre Schiene, die genau so wenig Sinn ergibt, wonach es nun Nazis sind, die gegen den Klimawandel protestieren.

    • @Jim Hawkins:

      Ja schon dumm so ne Demokratie. Da meckern diese esotherischen Demospinner rum und fordern frecherweise auf objektiver zu berichten.



      Her mit der Diktatur, da dürfen Esotruppen nix sagen.



      Echt schlimm diese Demokratie.



      Dämmerts ????

      • @Traverso:

        Wer bestimmt denn, was objektiv ist?

        Und: Die Eso-Truppe darf doch was sagen, es steht sogar in der taz, was sie fordern.

        • @Jim Hawkins:

          "Wer bestimmt denn, was objektiv ist?"

          Ähm ... ist der Klimawandel nun nicht mehr existent?

          • @Rudolf Fissner:

            Würde es denn die Objektivität abbilden, wenn das Ressort Ökologie, dass es allerdings nur bei taz in der Form gibt, von XR übernommen würde?

            • @Jim Hawkins:

              Wie kommen Sie auf diesen Vorschlag?



              Das ist doch eine alberne Frage völlig ohne Kontext.

              • @Rudolf Fissner:

                Nun ja, XR will doch, dass sich die Berichterstattung ändert. Wäre es da nicht das einfachste, sie würden gleich übernehmen?

                Ich meine, das sind doch Fachleute, oder?

                • @Jim Hawkins:

                  Ein Forderung und Kritik ist schon eine Übernahme, gar (siehe oben) "Nationalsozialismus"?

                  Wo kommen solche Schlussfolgerungen her? Da könnte man doch gleich jegliche linke u.a. Opposition einstampfen.

                  • @Rudolf Fissner:

                    XR ist vor allem u.a. Opposition und weniger eine linke.

                    Klar, die können alles Mögliche fordern, das geht einem ja immer schnell von der Hand.

                    In meiner Wahrnehmung waren allerdings weder NDR noch Spiegel die übelsten "Umweltsäue".

                    Aber wozu mehr riskieren, wenn es auch einfach geht. "Ende Gelände" etwa, ist da ein anderes Kaliber.

                    Offensiver, mutiger und vor allem nicht so verschwurbelt.

                    Steckt da etwa auch die IL dahinter?

                    • @Jim Hawkins:

                      Seit wann ist eine Klimabewegung nicht "links"? Gibt es da so eine Art Heilige Inquisition, die bestimmt, was "links" ist.

                      Und wo hat XR den NDR als "Klimasau" eingeordnet bzw. wieso bringen Sie den Kontext? Das fände ich ja mal spannend wo Sie die Info herhaben. Das ist doch ausgedacht.

                      Und "IL": Dort hat man wahrscheinlich immer noch nicht verstanden, das "Fuck Cops" Rufe nichts mit der Klimabewegung zu tun haben: taz.de/Klimarettun...Proteste/!5627081/

                    • @Jim Hawkins:

                      "vor allem nicht so verschwurbelt."

                      Ja, da muss man beim anschauen der Bilder im TV nicht so viel nachdenken. Schlafen auf dem Baum, Rauf auf den Bagger, Picknick in der Modderpampe. Was für die Chipstüte.

                      • @Berliner Berlin:

                        Ich schaue kein TV.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Beim NDR, dessen Finanzierung unabhängig vom Inhalt gesichert ist, da mag der Protest auf fruchtbaren Boden fallen.

    Die privatwirtschaftlich aufgestellten Medien dagegen, sie haben es schwerer, müssen ein wenig, ein ganz klein wenig auch darauf achten, zahlungswillige Konsumenten zu finden.

    Aber klar, (nicht nur) der Spiegel arbeitet schon länger daran, in Gänze dem Beispiel seines Ablegers Bento (über dessen baldiges Ableben auch hier berichtet wurde) zu folgen.