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Ukraine-Gipfel in BrüsselWeitere Militärhilfe für Kyjiw

Die EU will für Aufrüstung 150 Milliarden Euro Schulden aufnehmen. Auch die Mitgliedstaaten müssen ran. Nichtsdestotrotz ist die EU in der Defensive.

EU-Ratspräsident Coasta, der ukrainische Präsident Selenskyj und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen am 6. März in Brüssel Foto: Omar Havana/ap

Brüssel taz | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der Europäischen Union auf einem kurzfristig einberufenen Krisengipfel in Brüssel für die „großartige Unterstützung“ gedankt. „Es ist großartig, dass wir nicht allein sind“, sagte Selenskyj nach seinem Streit mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus.

Die EU sagte weitere Militärhilfe für die Ukraine zu. Außerdem will Europa nun selbst massiv aufrüsten, um Russland notfalls auch allein die Stirn zu bieten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dazu einen „Wiederbewaffnungs-Plan“ vorgelegt, der bis zu 800 Milliarden Euro mobilisieren soll.

Allerdings muss die EU dafür neue Schulden aufnehmen – die Rede ist von 150 Milliarden Euro. Den Rest müssten die 27 Mitgliedsstaaten selbst finanzieren, zumeist ebenfalls durch Neuverschuldung. Dafür will die EU-Kommission die strikten Schuldenregeln lockern. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte sogar, die Regeln komplett zu überarbeiten.

Das Ziel sei, „dass Europa selber in der Lage ist, seine Sicherheit zu stärken“, erklärte Scholz. Europa müsse sich „dem von Russland initiierten Wettrüsten“ stellen und es auch „gewinnen“, forderte Polens Regierungschef Donald Tusk. Man sei an einem „Wendepunkt“ angelangt, betonte von der Leyen.

Markige Worte

Die markigen Worte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die EU in der Defensive ist. Auch für die Ukraine sieht es nicht gut aus. Trump hat die US-Militärhilfe ausgesetzt und den Zugang zu Satellitendaten und anderen Geheimdienstinformationen beschränkt. Dies hilft Russlands Militär, das immer mehr Gelände gewinnt.

Die EU will nun versuchen, die fehlenden US-Hilfen zu kompensieren. Allerdings verfügt sie bisher nicht über die nötigen Kapazitäten – es fehlt an Satelliten, Raketen und kriegswichtigen Daten. Diese lassen sich auch nicht kurzfristig beschaffen. Zudem hat die EU keinen eigenen Friedensplan, den sie Trump entgegensetzen könnte.

Ungarn und die Slowakei haben zwar gefordert, die Europäer sollten selbst in Verhandlungen mit Russland eintreten. Damit stehen sie allerdings allein. Selenskyj sagte nach dem Eklat im Weißen Haus, er sei „bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump zu arbeiten, um einen dauerhaften Frieden zu bekommen“.

Die Europäer kämen nach den bisherigen Planungen erst nach einem möglichen Waffenstillstand ins Spiel – mit Friedenstruppen, die Russland von einem neuen Angriff abhalten sollen. Doch außer Frankreich und Großbritannien hat sich noch kein großes europäisches Land bereit erklärt, Truppen zu stellen. Deutschland und Polen winken ab.

Klare Ablehnung

Erschwerend kommt hinzu, dass die USA keine Sicherheits-Garantien geben wollen – und dass Russland die Friedenstruppen entschieden ablehnt. „Wir sind strikt gegen solche Maßnahmen, sie bedeuten eine offizielle Beteiligung der Nato-Truppen am Krieg gegen Russland“, warnte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau.

Russland wendet sich auch gegen die geplante Aufrüstung der EU. Mit seiner Äußerung über eine angebliche Bedrohung durch Russland bringe Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Westen an den Rand eines neuen Weltkrieges, hieß es in Moskau. „Eine solche Fehlanalyse führt zu fatalen Fehlern“, warnte der einflussreiche russische Senator Konstantin Kossatschow.

Macron hatte am Mittwochabend in einer Fernsehansprache erklärt, Russland stelle eine akute Gefahr für Frankreich und Europa dar. Zudem hat er sich offen für Gespräche über den Einsatz französischer Atomwaffen zum Schutz europäischer Staaten gezeigt. Damit reagierte er auf entsprechende Überlegungen von CDU-Chef Friedrich Merz.

Kanzler Scholz (SPD) winkte jedoch beim EU-Gipfel ab. Der bestehende US-Nuklearschirm habe sich bewährt und sollte „nicht aufgegeben werden“, sagte er in Brüssel.

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6 Kommentare

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  • Die EU hat Schätzungen zufolge etwa 300 Milliarden Euro russische Zentralbankreserven festgesetzt, rund zwei Drittel dieses Vermögens befinden sich innerhalb der EU.

    Das Geld gehört dabei immer noch Moskau, der Kreml kann nur nicht frei darüber verfügen und es etwa weiter zur Finanzierung des Angriffskrieges gegen Europa und gegen die Ukraine einsetzen.

    Wäre es nicht Zeit nach der katastrophalen Zerstörungswut Putins in der Ukraine auch diese Finanzen Selenskiy zur freien Verfügung



    zu stellen?

  • "Eine solche Fehlanalyse führt zu fatalen Fehlern“

    Dann könnte der russische Senator Macron einmal erklären, warum Russland neben der Enklave Kaliningrad gerade dabei ist einen zweiten Gefechtsstandort in der östlichen Ostsee zu installieren.

    Der Ladogasee ist gut 40km von Finnland entfernt und verfügt zudem über Binnengewässer mit direkten Zugang zum arktischen Meer.

    Die Stationierung von 3 Korvetten der Buyan Klasse aus der russischen Balticflotte soll bis Ende 2025 um weitere Einheiten der Karakut Klasse erweitert werden. Sechs weitere Korvetten befinden sich bereits im Bau und sollen den Baltic Verband ergänzen.

    Die Marschflugkörper der Korvetten haben eine Reichweite von bis zu 2500km. Das entspricht dem der großen US Zerstörer.

    Nach einem Bericht des russischen Soldatenmagazins Krasnaja Swesda ist diese Operation gezielt darauf ausgerichtet Ziele im/aus dem Ostseeraum innerhalb der Reichweite von 2500km zu treffen.

    Quelle Helsingin Sanomat, Februar 2025

  • "Kanzler Scholz (SPD) winkte jedoch beim EU-Gipfel ab. Der bestehende US-Nuklearschirm habe sich bewährt und sollte „nicht aufgegeben werden“, sagte er in Brüssel." Ach wie gut das Olaf nur noch ein paar Tage was zu sagen hat, wer dermaßen analytisch schwach aufgestellt ist, hat im Kanzleramt noch nichtmal als Praktikant was zu suchen.

  • ""Mit seiner Äußerung über eine angebliche Bedrohung durch Russland bringe Frankreichs Präsident Macron den Westen an den Rand eines neuen Weltkrieges, hieß es in Moskau. „Eine solche Fehlanalyse führt zu fatalen Fehlern“, warnte der russische Senator Kossatschow""

    ==

    Der Krieg Russlands gegen Europa läuft bereits - siehe

    ""Wie Russland einen hybriden Krieg in Europa führt"" --



    Russland bekämpft europäische Staaten seit Langem mit Desinformation, inzwischen aber auch mit Sabotage und Anschlägen.

    Wann und wo es Attacken gab, Zeit online



    Aktualisiert am 3. März 2025, 16:24 Uhr

    2..Wenn Russland Angst vor dem 3. Weltkrieg hat sollte es sich überlegen ob es den russischen Angriffskrieg gegen Europa und gegen die Ukraine weiter führen möchte. Darüber hinaus könnte Putin seinen neuen Freund --- den Häuptling des Regimes im weißen Haus --- bitten ihm beizustehen - das hilft eventuell russische Ängste abzubauen.

  • Oh, hat Frau von der. Leyen die Gelegenheit in Brüssel genutzt, um bei den Europäischen Mitgliedstaaten für ihre, unredlich, naive, äußerst



    fahrlässig betriebene EU - Erweiterungspolitik um Entschuldigung zu bitten ? Immerhin die Ursache für diese , etwas heikle politische Weltlage zur Zeit.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ehem -- Ihr Lob für UVDL in allen Ehren.



      Weder war Sie zu dem Zeitpunkt im Amt -- noch hat irgendjemand aus der Europäischen Kommission die EU - Bindung der Polen und den Balten den entsprechenden Ländern aufgezwungen.

      Wenn Sie gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker sind sollten Sie das bitte zukünftig auch in ihrem Kommentar der Klarheit halber erwähnen.

      Oder sind sie auch der Meinung das Finnland und Schweden in die NATO eingetreten sind weil der damals noch intakte Westen die beiden skandinavischen Länder dazu gezwungen hätte?