Überwachung durch die NSA: Die totale Handykontrolle
Milliarden Handys werden laut Medienbericht weltweit durch den US-Geheimdienst NSA geortet. Die Aktivitäten von fast jedem Telefon können nachvollzogen werden.
WASHINGTON ap | Der US-Geheimdienst NSA ortet Medienberichten zufolge täglich den Standort von weltweit fast fünf Milliarden Handys. Darunter seien auch Mobiltelefone von „zig Millionen von Amerikanern, die im Ausland unterwegs“ seien, berichtete die Washington Post am Mittwoch.
Die Daten schöpft der US-Geheimdienst demnach aus Mobilfunknetzen ab. Das bedeute, dass die NSA die Aktivitäten von praktisch jedem Handy nachvollziehen könne und zudem die Kontakte deren Nutzer zurückverfolgen kann.
Die riesigen Datenströme würden über das ausgeklügelte Analyse-Programm CO-TRAVELER gebündelt, hieß es in dem auf der Webseite der Washington Post veröffentlichten Bericht weiter. Anhand der Anrufe könne das Tool dann ein Beziehungsnetz der Mobiltelefonnutzer erstellen.
Weil der Geheimdienst beim Abschöpfen nicht sofort wisse, welche Daten später gebraucht werden könnten, würden Daten vom Umfang von 27 Terabytes gelagert. Das sei mehr als doppelt so viel wie die Textinhalte der Drucksammlung der Kongressbibliothek, rechnete die Zeitung vor.
Anonyme NSA-Vertreter
Sie zitierte sogar aus einem internen NSA-Bericht von 2012: Das durch das Lokalisierungsprogramm gewonnene Datenvolumen „übersteigt unsere Möglichkeiten, es zu aufzunehmen, auszuwerten und zu lagern“, hieß es darin.
Die Washington Post berief sich in ihrem Bericht auf Dokumente des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Zu Wort kamen auch anonyme NSA-Vertreter, die erklärten, sich mit Erlaubnis ihres Geheimdiensts geäußert zu haben. Ein Sprecher aus dem Büro des Direktors der nationalen Geheimdienste wollte sich indes nicht zu dem Bericht äußern.
Im Vorfeld hatte der Generalrat der nationalen Geheimdienste (DNI), Robert Litt, erklärt, die NSA sammle nicht vorsätzlich umfangreiche Lokalisierungsdaten von US-Handys in den Vereinigten Staaten. Allerdings sagte NSA-Direktor Keith Alexander vor dem Kongress aus, dass sein Dienst 2010 und 2011 Mustertestläufe an amerikanischen Handydaten ausgeführt vollzogen habe - und zwar um zu prüfen, ob es technisch möglich sei, derartige Daten in Analyseprogramme der NSA einzuspeisen.
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