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Überprüfung der Anti-Terror-GesetzeFriedrich will noch mehr

Eine Kommission soll die deutschen Anti-Terror-Gesetze überprüfen. Eine Einigung zwischen CSU-Innenminister und FDP-Justizministerin scheint dabei unwahrscheinlich.

Unterschiedliche Vorstellungen: Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Innenminister Friedrich (CSU). Bild: dapd

BERLIN dpa | Der Regierungskommission zur Überprüfung der deutschen Anti-Terror-Gesetze stehen schwierige Debatten bevor. Kurz vor der konstituierenden Sitzung des Gremiums am Montag in Berlin sprach sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dafür aus, den deutschen Sicherheitsbehörden mehr Befugnisse zu gewähren. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) will dagegen Überschneidungen und Mehrfachzuständigkeiten abbauen. Die beiden Ressortchefs leiten die Kommission gemeinsam.

Die Runde sollte am Montagnachmittag ihre Arbeit aufnehmen. Das Gremium soll untersuchen, wie sich die Gesetzgebung zur Terrorbekämpfung und die Arbeit der Sicherheitsbehörden seit den Anschlägen vom 11. September 2001 entwickelt haben – und daraus Schlussfolgerungen ziehen.

Friedrich erklärte vor dem Start der Arbeit, dass er neue Gesetze für notwendig hält. Die Bedrohungslage – etwa durch die Entwicklung in Mali oder die Aktivitäten von radikalislamischen Salafisten in Deutschland – habe sich so verändert, dass „eher mehr Gesetze“ nötig seien, sagte der Minister im Deutschlandfunk. „Die Sicherheitslage ist angespannt“, betonte er.

Der CSU-Politiker sprach sich für eine Ausweitung der Videoüberwachung, die Vorratsdatenspeicherung sowie eine Verschärfung der Ausweisungsgesetze insbesondere für Salafisten aus. Die Behörden bräuchten mehr Instrumente, um die Bürger effizient zu schützen, mahnte er. Die Empfehlungen der Kommission könnten dann etwa in die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl im Herbst einfließen.

Leutheusser-Schnarrenberger hatte dagegen erklärt, es gehe darum, die Eingriffsbefugnisse der Behörden kritisch zu bewerten und Mehrfachzuständigkeiten abzubauen. Die FDP-Ministerin favorisiert abgespeckte Strukturen und Gesetze.

Ideologische Blockade?

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann kritisierte die Uneinigkeit der beiden Minister. „Frau Leutheusser-Schnarrenberger und Herr Friedrich werden sich den Rest der Legislaturperiode mit ihren ideologischen Auseinandersetzungen weiter blockieren“, beklagte er. „Da helfen auch keine Kommissionen.“

Leutheusser-Schnarrenberger hatte die Kommission vor zwei Jahren durchgesetzt. Damals hatte die schwarz-gelbe Koalition die Anti-Terror-Gesetze, die nach dem 11. September 2001 eilig erlassen worden waren, noch einmal verlängert. Die FDP bekam dafür die Zusage, dass die Gesetzgebung kritisch unter die Lupe genommen wird.

Im September 2012 verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass die Kommission genutzt werden soll, „um das Zusammenspiel der verschiedenen Sicherheitsbehörden und ihre Struktur noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen“. Das Gremium hat nun also auch die Aufgabe, nötige Konsequenzen aus den schweren Versäumnissen im Fall des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zu benennen.

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4 Kommentare

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  • P
    PeterPanik

    Terror - hört ihr?...TERROR... Zu eurer Sicherheit: Fenster und Türen geschlossen halten. Reden einstellen oder wenn, dann nur per Handy - dabei aber bitte GPS Standaortbestimmung einschalten.

    E-Mail einstellen oder wenn, dann nur via "alleBundesBuerger@BMI.net." Wichtig: Nicht die "DE" Adresse verwenden.

    Bei Postverkehr bitte Adresse gross und MASCHINENELESBAR angeben.

    Alle Passwörter abgeben. Fingerabdrücke abgeben.

    Jacken abgeben. Personalausweise abgeben.

    Alles abgeben.

    Den Aufforderungen der Behörden strikt Folge leisten.

    Ihr macht euch kein Bild... da draussen ist es so TERROR...

  • Z
    zombie1969

    "Die Sicherheitslage ist angespannt" In der Tat, besonders in U-Bahnen und öffentlichen Plätzen ist die Sicherheit und die Lebensqualität auf dem Nullpunkt angekommen aufgrun der weiteren Massenzuwanderung hauptsächlich muslimischer Straftatenmigranten.

  • NM
    Nikta Momus

    Ah, Herr Friedrich, nun informieren Sie endlich die Öffentlichkeit indirekt, wofür Sie diese Schau mit „blauer Tasche“ im Bonner Hauptbahnhof am 10.12.12 brauchten! Soweit ich mich erinnern kann, wurde dort eine Tasche mit zündfähigem Material entdeckt worden (alles von Toilettenpapier bis Streichholz möglich wäre). Um den Inhalt nicht nachweislich zu machen, ein Sprengstoffkommando entschärfte die Konstruktion anschließend per Wasserstrahl. Um die Schäden und Entschädigungen an die Deutsche Bahn und Otto-Normalpendler zu vermeiden, wurde schwarzer islamistischer, mit höchster Wahrscheinlichkeit salafistischer Spur ausgedacht. Später wurde ein gewaschenes von Wasserstrahl Haar gefunden! Offensichtlich hat Wasserstrahl so gut das Haar gewaschen, dass es auch einem Nordamerikaner oder Europäer gehören konnte! Das häng, wie Sie uns jetzt vermitteln, von der innen-politischen Situation ab! Möglicherweise waren es sogar Terroristen aus Mali! Man muss erst mit Herrn de Maizière reden! Oder sogar „russische Spionen“! Davon haben wir übrigens über 5 Mio und können sich beliebig für jede Tat aussuchen!

  • D
    Detlev

    Es gibt keinen Tag in der Geschichte der BRD, wo nicht ein Innenminister so gespochen hätte:

     

    "„eher mehr Gesetze“ nötig seien, sagte der Minister im Deutschlandfunk. „Die Sicherheitslage ist angespannt“, betonte er."

     

    Die Sicherheitslage ist immer angespannt. Sie ist seit der RAF ein Riesenproblem und selbst unter Baum war sie angespannt. Das ist alles nur ein vorgeschobenes Argument, um mit immer neuen Methoden den Bürger zu überwachen.

    Man muss irgendwann unser System eine autoritäre Demokratie nennen, wenn das nicht gestoppt wird. Deutschland hat in Europa auch schon Abhörrekorde aufgestellt, die gleichzeitig die höchsten Flopraten mitsich brachten. Selbst im Mafia-Land Italien hörten staatliche Dienststellen nicht so vielen Menschen ab, wie im sauberen Deutschland.

     

    Wenn man dann bedenkt, dass 160 Polizeibeamte eine Soko-Boporus ausmachten, die auf der Suche nach OK-Kriminalität war und dabei in Wirklichkeit einfach nur einen großen Kreis von Freunden, Bekannten und Angehörigen der Opfer einer Neonazi-Terrorgruppe ausspähten, dann erkennt man, dass in Deutschland Gesetze keine Rolle mehr spielen.

     

    Man hört ab, was einem gefällt. Ein Richter ist überall verfügbar. Ergebnisse kehrt man besser unter den Teppich und am Ende schickt man Minister Friedrich vor, der konstatiert, es sei eine angespannte Sicherheitssituation .... ja, fragt sich nur für wen. Für den Normal-Bürger ist das wirklich angespannt.